Landkreis Osterholz. Es war alles vorbereitet. Urkunden waren gedruckt, Medaillen und Pokale angefertigt, das 80-köpfige Helferteam war bereit, der Jubiläumsausgabe des Judo-Hamme-Pokals den würdigen Rahmen zu verleihen. An diesem Sonnabend sollte das internationale Turnier zum 25. Mal über die Bühne gehen. Doch daraus wird nun nichts. Die Judo-Abteilung der TuSG Ritterhude um Bernard Lange entschied sich bereits am vergangenen Freitagabend dazu, die Veranstaltung wegen des Coronavirus abzusagen. Am gestrigen Mittwoch gab dann auch noch Helmut Schneeloch, Vorsitzender des Jugendausschuss im NFV-Kreis Osterholz, bekannt, dass die für Sonnabend geplanten Hallenendrunden der U7- und U8-Junioren ebenfalls ausfallen werden. Der Landkreis hat damit seine ersten Coronavirus bedingten Absagen.
Die Entscheidung fiel freilich nicht leicht. Mit „tieftraurig glücklich“ umschreibt Bernard Lange seinen aktuellen Seelenzustand. Tieftraurig deswegen, weil bereits jede Menge Zeit und Arbeit in die Vorbereitung des Judo-Hamme-Pokals gesteckt wurden. Immerhin kamen in den vergangenen 24 Jahren durchschnittlich über 300 Judoka nach Ritterhude. Auch aus dem Ausland. Ein echtes Event war das jedes Mal. Bernard Lange ist aber auch gleichzeitig glücklich, die wohl richtige Entscheidung getroffen zu haben. Gänzlich sicher sein, ob die Absage wirklich notwendig ist, könne man zwar nicht, so der Ritterhuder Judoka. Aber nach reiflicher Überlegung hat er gemeinsam mit Mit-Organisator Dirk Suhling und der Wettkampfleitung entschieden, die Reißleine zu ziehen.
„Es ist eine wohldurchdachte Entscheidung, und eine, die aus freien Stücken getroffen wurde. Wir wollen nichts dramatisieren, aber auch nichts bagatellisieren“, erklärt der Funktionär. Die Absage habe präventiven Charakter. „Es ist eine Schutzmaßnahme“, sagt Lange. Schließlich treten Judokas im Alter von acht bis 17 Jahren gegeneinander an. Als Organisator trage man für die Teilnehmer die Verantwortung, „es geht um die Gesundheit der Kids“, betont Lange. Und außerdem: „Beim Judo herrscht ein ganz anderer Körperkontakt als in anderen Sportarten.“ Die Übertragungsgefahr sei dadurch um ein Vielfaches größer. „Wir haben für uns deswegen gesagt: Wir sagen lieber ab.“ Ein weiteres, zugegeben kleines, Restrisiko bestand zudem darin, dass nicht sicher sei, ob nicht doch an die 1000 Personen – Trainer, Betreuer, Eltern, Zuschauer – beim Hamme-Pokal zugegen sein würden. Dann hätte die Veranstaltung laut Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ohnehin abgesagt werden müssen.
Die Debatte um Coronavirus bedingte Absagen hat dabei auch den heimischen Fußball erfasst. Allerdings nur bei den U7-/U8-Junioren, deren Hallenendrunden an diesem Wochenende nicht stattfinden werden. Der Herren- und Frauenfußball bleibt derweil (noch) unberührt, wie Ralf Müller, Vorsitzender des Kreisspielausschusses, auf Nachfrage erklärt. „Solange es vom NFV oder dem Gesundheitsamt keine verbindlichen Anweisungen gibt, sehen wir von uns aus keinerlei Veranlassung, Spiele abzusagen“, so Müller. Abgesehen davon führe ein Kreisligaspiel nicht zu den Zuschauerzahlen, die eine Absage nach sich ziehen würde. „Dann dürfte man auch nicht mehr in den Supermarkt einkaufen gehen“, meint Ralf Müller.
Kein Handschlag nach der Partie
Aber wie umgehen mit dem Corona-Virus? Diese Frage treibt die Sportler vereinzelt um. So auch Frank Mühlmann vom Tischtennis-Verbandsligisten TuSG Ritterhude. Er verzichtet nach dem Spiel auf den obligatorischen Handschlag, verwendet seit Kurzem den „Ellenbogen-Gruß“ oder die „Ghetto-Faust“. Er weiß: „Die breite Masse macht das nicht.“ Und er weiß auch: Ob es einen Nutzen hat, ist umstritten. Zumal er genauso wie sein Gegner den Ball anfasst oder mit der Hand über die Platte fährt. Vor diesem Hintergrund macht es eigentlich gar keinen Sinn.
Mühlmann spricht aber trotzdem von einer intelligenten Lösung, auch wenn er bisweilen als ängstlich wahrgenommen wird. „Jeder kann seinen Teil dazu beitragen“, findet er. Wenngleich er nicht unmittelbar davon betroffen ist, sondern Ältere, will er den Virus nicht auf sie übertragen. „Kleine Maßnahmen vermindern das Risiko“, sagt er. Eine Alternative gäbe es nicht. „Vom Verband gibt es keine Vorgaben. Und wenn ich nicht zu den Spielen antrete, dann habe ich verloren“, sagt Frank Mühlmann.