Hambergen. Am Ende, da waren sich wohl alle der rund 200 Zuschauer einig, hatte das Osterholzer Derby in der Fußball-Landesliga Lüneburg einen verdienten Sieger gefunden. Und den erwarteten. Der SV Blau-Weiß Bornreihe setzte sich nach einer intensiven Partie beim FC Hambergen mit 1:0 (0:0) durch und verteidigte damit seine Tabellenführung. Dieser Auswärtserfolg der hoch favorisierten „Moorteufel“ ging vor allem aufgrund einer sehr dominanten zweiten Hälfte vollkommen in Ordnung, dennoch war nach dem Abpfiff so etwas wie Frust bei den „Zebras“ zu spüren. Oder wie es Hambergens Trainer Julian Gelies erklärte: „Das Ergebnis ist verdient, für uns aber trotzdem bitter.“
Diese Einschätzung war gut nachvollziehbar, denn es hätte nicht mal besonders viel Glück gebraucht, um am Ende noch den Ausgleich zu erzielen. Lediglich ein wenig Genauigkeit. Doch in der 87. Minute vergab Maksymilian Amplewski eine starke Vorarbeit von Luca Heißenbüttel freistehend aus zehn Metern ziemlich kläglich und auch Frederik Nagel konnte den verunglückten Abschluss aus noch kürzerer Distanz nicht über die Linie drücken. Ohne Frage wäre dieser Ausgleich schmeichelhaft gewesen, aber keinesfalls komplett unverdient. Denn die Hamberger überzeugten von der ersten Minute an mit riesiger Leidenschaft und unbändigem Willen, sahen sich aber erwartungsgemäß von Beginn an in die eigene Hälfte zurückgedrängt.
Zweifelhafte Entscheidungen
Bornreihes Linksverteidiger Fabian Linne setzte eine Flanke auf die Latte, der Nachschuss von Denis Chinaka wurde im letzten Moment geblockt (11. Minute). Der erst echte Aufreger folgte dann fünf Minuten später, als Hambergens Innenverteidiger Julian Buhl bei einer ziemlich riskanten Grätsche im Sechzehner den Ball, aber - und das deutlich besser hörbar – auch den Fuß von Bornreihes Loris Menger traf. Die Gäste forderten vehement Strafstoß, und es hätte sich im FC-Lager definitiv niemand über den Pfiff von Schiedsrichter Calvin Dieckhoff (Hassendorf) beschweren dürfen – doch die Pfeife blieb stumm. Es war die erste von einigen nur schwer nachvollziehbaren Entscheidungen des Unparteiischen, die nun auch entsprechend von den Trainerbänken kommentiert wurden und zusätzlich Emotionen in die Partie brachten. So sah im Verlauf des Spiels nicht nur Bornreihes Coach Frank Meyer, sondern auch Hambergens Julian Gelies die Gelbe Karte.
Das einzig Gute an der etwas wilden „Linie“ des Schiedsrichters: Er teilte die strittigen Entscheidungen gleichmäßig auf beide Teams auf. Luca Heißenbüttel wurde beispielsweise in der 56. Minute kurz vor dem Bornreiher Sechzehner derart klar an den Hacken getroffen, dass ihm sein Gegner dabei sogar den Schuh auszog. Doch der Schiedsrichter ließ trotzdem weiterlaufen. Es passte am Ende irgendwie ins Bild, dass der Treffer des Tages ausgerechnet aus einem Schiedsrichterball im Mittelfeld entstand. Der anschließende lange Ball landete auf dem zweiten Pfosten, wo Loris Menger das Spielgerät eiskalt ins Tor hämmerte (79.). Dieser Treffer hatte sich angedeutet, denn in den Minuten zuvor hatten die Hamberger kaum noch für Entlastung sorgen können.
Nachdem mit Jorit Bierwald und Steffen Kaluza zwei zentrale Mittelfeldspieler entkräftet vom Platz gegangen waren, bekamen die Hausherren immer weniger Zugriff. Ein wunderschöner Kopfballtreffer des eingewechselten Vinzenz van Koll wurde wegen einer Abseitsstellung noch die Anerkennung verweigert (76.), drei Minuten später war dann aber Menger zur Stelle. Bis auf die dicke Chance in der Schlussphase hatten die Hamberger in der zweiten Hälfte kaum noch nennenswerte Offensivaktionen. Das war vor der Pause noch anders gewesen. Da hatten sowohl Frederik Nagel als auch Tim Denker zwei gute Gelegenheiten gehabt, beide Male zeigte sich Henner Lohmann hellwach und parierte. Besonders im Eins-gegen-eins gegen Nagel stellte Bornreihes Schlussmann einmal mehr unter Beweis, dass er seinem Team in der laufenden Saison schon einige Punkte gerettet hat.
„Ich finde, das war sogar die größte Chance des ersten Durchgangs“, sagte Julian Gelies nach der Partie. Gleichwohl wusste der Hamberger Coach ganz genau, dass jene Szenen am Ende nicht von ungefähr kamen: „Bornreihes individuelle Klasse ist über 90 Minuten nun mal kaum zu verteidigen. Aber wir haben hier einen guten Kampf geliefert und können alles in allem stolz auf diese Leistung sein."