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Reiten Warum die Turniere im Landkreis Osterholz bedroht sind

Großveranstalter und private Anbieter richten immer mehr eigene Turniere aus. Was das für die Veranstaltungen im Kreisreiterverband Osterholz bedeutet.
07.04.2022, 16:13 Uhr
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Von Karsten Hollmann

Landkreis Osterholz. Die Reit- und Springturniere der Vereine des Kreisreiterverbandes Osterholz sind bedroht. Im Zuge der Corona-Pandemie bieten immer mehr Großveranstalter und private Anbieter wöchentlich von Januar bis Dezember Turniere auf erstklassigen Anlagen an, die dann vor allem von Profi-Reitern besucht werden. „Die kommen dann aber nicht mehr zu uns in den ländlichen Raum“, gibt Michaela Fuhlrott zu bedenken, die gerade Ulrich Greinert als Vorsitzende des RFV Pennigbüttel beerbt hat.

Die Pennigbütteler werden deshalb für ihr Pfingstturnier vom 3. bis zum 5. Juni auch nur noch ein einfaches S-Springen anbieten und nicht wie im Jubiläumsjahr 2019 zwei S-Springen, davon eines auf Zwei-Sterne-Niveau. Bei den Großturnieren in Verden, Westergellersen oder Elmlohe werden die Profi-Reiter mit Ebbe-Flut-Plätzen verwöhnt. „Da sind die Platzverhältnisse dann bei jeder Witterung gleich“, informiert Fuhlrott. Gerne würde sie auch einen solchen Platz zur Verfügung stellen. „Das können wir aber finanziell als ländlicher Verein gar nicht stemmen. Dafür müssten wir schließlich 200.000 bis 300.000 Euro in die Hand nehmen“, sagt die 56-Jährige.

Wegen der Corona-Pandemie hatten die Pennigbütteler ursprünglich ein viertägiges Turnier geplant mit jeweils zwei Tagen Dressur und Springen, um Kontakte zu vermeiden. „Ich glaube aber nicht, dass wir noch einmal einen Lockdown wie vor zwei Jahren bekommen. Deshalb tragen wir nun die Dressur und das Springen an drei Tagen parallel aus“, kündigt die Chirurgin an. Ein S**-Springen trüge das Risiko in sich, dass nur fünf Reiter kämen. „Das machen die Sponsoren aber auch nur genau einmal mit“, so Fuhlrott weiter.

So reagiert der RFV Hambergen

Der RFV Hambergen möchte dem von Fuhlrott beschriebenen Negativ-Trend trotzen. „Wir wollen wieder unserem Ruf, ein kleines Aachener CHIO zu sein, gerecht werden“, erklärt Jörn Seuren aus dem Hamberger Turnierausschuss. Die Hamberger warten in der Zeit vom 8. bis zum 10. Juli mit drei S-Springen und unter anderem auch mit einer S-Dressur St. Georg Special auf. Der Große Preis von Hambergen wird dabei als S**-Springen und mit einer Dotierung von im Landkreis Osterholz noch nie dagewesenen 5000 Euro ausgeschrieben. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für uns. Wir hoffen natürlich auch darauf, den einen oder anderen guten Reiter damit anlocken zu können“, so Seuren. Sein Verein wird zudem erstmals eine dreiteilige Turnierserie mit einer kleinen, mittleren und einer großen Tour durchführen. Auf den Sieger der Big Tour warten dabei immerhin 1500 Euro. „Auf Corona könnten wir dann im Juni immer noch reagieren“, urteilt Hambergens neuer Vorsitzender Jan von Oehsen. Ansonsten plant der Klub ein Programm wie vor der Pandemie und hofft auch wieder auf eine volle Zuschauertribüne.

Den Auftakt der "Grünen Saison" des Kreisreiterverbandes Osterholz bildet wie immer das Turnier des RV Sankt Jürgen am 7. und 8. Mai. Es folgt am 28. und 29. Mai das Kreisreiterturnier in Hüttenbusch. Nach dem Pfingstturnier des RFV Pennigbüttel ist dann der RC Tempo Ritterhude an der Reihe. Wegen Corona sollte das Turnier eigentlich an zwei Wochenenden nacheinander stattfinden. „Dafür fehlen uns aber die ehrenamtlichen Helfer. Die Entwicklung ist schon besorgniserregend“, lässt Ritterhudes Vorsitzende Imke Alpers wissen. Also wird das Ereignis an einem Wochenende (10. bis 12. Juni) über die Bühne gehen. An jenem Wochenende trägt aber auch die Familie Becker ein privates Turnier auf ihrem Hof in Schwanewede mit einem ganz ähnlichen Angebot aus.

"Werde meine Leute nicht für ein eigenes Turnier verheizen"

„Deshalb versuche ich, unser Turnier besonders zu gestalten“, sagt die Rechtsanwältin. Genau wie Michaela Fuhlrott befürchtet auch Alpers, von den Großanbietern verdrängt zu werden. „Wenn es so weitergeht, bekommen wir keine Reiter mehr. Ich werde dann irgendwann nicht mehr meine Leute für ein eigenes Turnier verheizen“, betont Alpers. Durch die Flut an professionellen Turnieren würden die Aktiven immer wählerischer. Höhepunkt des Ritterhuder Turniers soll ein M**-Springen sein.

Der RV Wörpedorf trägt sein Reit- und Springturnier vom 1. bis 3. Juli aus. Der RFV Scharmbeckstotel ist am 6./7. August dran, gefolgt vom Springspektakel des RFV Hüttenbusch-Neu Sankt Jürgen am Wochenende darauf. Dieser Verein veranstaltet als einziger Klub des Kreisreiterverbandes zwei getrennte Turniere. Am 20./21. August kommen die Dressurreiter zu ihrem Recht. Das Programm wird aber noch durch die eine oder andere weitere Springprüfung ergänzt. „Wir haben nicht so viele Mitglieder. Deshalb ist es für uns weniger Stress, das Turnier auf zwei Wochenenden zu verteilen“, sagt Marion Garbade aus dem Hüttenbuscher Orga-Team. Unterstützt wird Garbade von der Jugendwartin des Kreisreiterverbandes Osterholz, Bärbel Goes-Mager. Diese verfolgt die Tendenz hin zu den professionellen Großveranstaltungen bereits seit einigen Jahren. „Die haben ganz andere Sponsoren und Bedingungen auf ihren Plätzen. Da können wir nicht mehr mithalten. Das wäre aber sowieso gekommen. Corona hat diese Entwicklung nur noch einmal beschleunigt“, versichert Goes-Mager. Die Osterholzer Vereine würden es daher in Zukunft schwer haben, noch S-Springen auszutragen.

„Im Einsteigerbereich kommt auch nur noch ganz wenig“, stellt Bärbel Goes-Mager fest. Der RV Worpswede wird dann vom 16. bis 18. September noch einmal ein großes Turnier veranstalten, ehe der RFV Hüttenbusch-Neu Sankt Jürgen ein zweites Springturnier am 1./2. Oktober ausrichtet. Der RV Lilienthal plant zudem ein Voltigierturnier für den 17./18. September, ein Dressurturnier für den 29./30. Oktober sowie ein WBO-Turnier für Wiedereinsteiger und den Nachwuchs am 5./6. November.

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