Auf dem Grundstück hinter dem Scharmbecker Schützenverein geht es in dieser Woche recht amerikanisch zu. Auf dem Gras ist provisorisch mit Kreide ein großes „V“ aufgezeichnet. Etwa fünf Meter davon entfernt ist ein Kreis zu sehen. Er soll die Platte des Werfers oder wie es auf Englisch heißt – „Pitcher’s Plate“ – darstellen. Von dort aus wird der Ball zur „Station“ geworfen. Außerdem gibt es noch drei weitere große, weiße Markierungen, die die „Bases“ darstellen, die die Läufer ansteuern.
„Baseball ist ein Schlagballspiel mit zwei Mannschaften. Die Verteidiger bringen einen Ball ins Spiel, den die Angreifer mit einem Schläger treffen müssen. Wurde der Ball erfolgreich getroffen, können die Angreifer durch das Ablaufen von vier Laufmalen (Bases) Punkte erzielen. Die Verteidiger versuchen, dies zu verhindern, indem sie den geschlagenen Ball vorher zum Laufmal werfen“, erklärt Börge Weichert die Grundzüge des Spiels. Weichert ist Mitglied der freikirchlichen Christus-Gemeinde in Osterholz-Scharmbeck und hat die Baseball-Woche, die in diesem Jahr zum dritten Mal in der Kreisstadt stattfindet, nach Osterholz-Scharmbeck geholt.

Börge Weichert (links) hat Trainer Mike Garst nach Osterholz-Scharmbeck geholt.
„Ich habe Baseball als Zwölfjähriger in Aurich kennengelernt“, erzählt Weichert. Das Baseball-Camp dort war nur eines von vielen, die der Amerikaner Mike Garst seit fast 25 Jahren in Deutschland abhält. Er will Kinder und Jugendliche für die Sportart begeistern. Und da Mike Garst es sich zur Aufgabe gemacht hat, all seinen Baseball-Kids zum Geburtstag eine Karte zu schicken, standen er und Weichert auch dann noch in Kontakt, als Börge Weichert bereits erwachsen und in seiner Kirchengemeinde in Osterholz-Scharmbeck aktiv war.
„2022 habe ich Mike gefragt, ob er nicht auch in Osterholz-Scharmbeck ein Baseball-Camp anbieten könnte“, sagt Wichert. Und als Mike Garst feststellte, dass Osterholz-Scharmbeck günstig zwischen Vechta und Aurich lag, wo vor und nach dem von Weichert gewünschten Zeitraum ohnehin Baseball-Wochen geplant waren, sagte er zu. Mit dem 74-jährigen Mike Garst sind auch Caleb White mit Tochter Avory und Sohn McClaine in die Kreisstadt gekommen, außerdem bereichern Leslie Round und Arleen Heflin das amerikanische Trainingsteam.

Mike Garst bringt seit Jahren Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen seinen Sport - Baseball - bei.
Bevor es mit dem Spielen losgeht, lernen die Kinder und Jugendlichen zunächst die Grundtechniken des Baseballs: Schlagen, Werfen, Fangen. Dazu kommt Konditionstraining, das Kennenlernen des Regelwerks, Spielstrategien und der Umgang mit Groundballs (wenn der geschlagene Ball zu schnell auf den Boden trifft und dann rollt) oder Flyballs (wenn der geschlagene Ball über das Feld fliegt).
Erst danach geht es ans Spielen. Möglichst viele „Homeruns“ sollen erzielt werden. Der zehnjährige Jay Jay Reimann steht als Batter – also als Schläger – mit seinem Baseball-Schläger an der Station. Pitcher – oder Werfer – ist Mike Garst selbst. Jay Jay schlägt den ihm zugeworfenen Ball gut über das Feld und rennt zur ersten Base, die von seiner Schwester Lala (13 Jahre) bewacht wird. Noch bevor Jay Jay die sichere Base erreicht hat, hat jedoch einer der Feldspieler seinen Ball gefangen und zu Lala geworfen, die den Ball lässig aus der Luft fischt. Dadurch verhindert sie, dass Jay Jay die Base „bekommt“. „Whoo, Whoo, Whoo! Good catch!“, tönen die lobenden Rufe übers Spielfeld und Lala freut sich, dass sie ihrem Team einen Vorteil verschafft hat.
Englischunterricht inklusive
Für Jay Jay ist dies bereits das vierte, für Lala das fünfte Baseball-Camp. „Sonst sind wir immer nach Aurich gefahren“, erzählen die beiden, die mit ihrem Vater Gordon Reimann und ihrer Nachbarin, der 16-jährigen Chayen Forshaw, die zum ersten Mal dabei ist, aus Oerbke nach Osterholz-Scharmbeck gekommen sind. „Die Anreise nach Osterholz-Scharmbeck ist kürzer als nach Aurich, ich bin ganz froh, dass das Baseball-Camp jetzt auch hier stattfindet“, sagt Gordon Reimann.
Den drei Teenagern machen das Camp, das Spiel und überhaupt das ganze Team viel Spaß. „Außerdem lernt man noch ganz nebenbei Englisch“, meint Lala verschmitzt. Dass in den Pausen im buchstäblichen Sinn über Gott und die Welt gesprochen werde, finden die drei großartig. „Es ist wichtig, dass wir alle freundlich miteinander umgehen. Das üben wir hier“, bestätigt Börge Weichert und lacht.
Das Datum für das vierte Baseball-Camp im nächsten Jahr steht bereits fest: Vom 14. bis 18. Juli 2025 wird wieder geworfen, geschlagen, gerannt, gefangen und über Gott und die Welt geredet. Anmeldungen zum Camp sind dann unter www.christuskirche-ohz.de möglich.