Das Ringen um einen Ehrenplatz für Fritz Stagge geht in eine weitere Runde. Die Stadtverwaltung schlägt nun vor, eine Bronzeplatte im Boden vor dem Traditionslokal zu installieren. Die Idee stößt bei den Freunden des verstorbenen Gastronomen auf wenig Gegenliebe. Sie lehnen ein Andenken im Single-Format ab und setzen weiterhin auf einen Platz mit "Maxi-Single".
Die von Thomas Krüger aufgemalten Kreidekreise haben eine besondere Wirkung auf andere Stadtratskollegen. Denn vielen wird beim Blick auf die 7,5 Meter weite Zeichnung bewusst, welche Dimension das Klinker-Rondell zwischen Fritz-Stagge-Eck und Kirchenmauer hat. Was den Freunden von Fritz Stagge nicht groß genug sein kann, treibt Skeptikern des Vorhabens die Sorgenfalten auf die Stirn. Manche halten das ausgerufene Fritz-Stagge-Eck bereits für ausreichend, andere können sich durchaus mehr vorstellen (wir berichteten).
Bronzeplatte für 4000 Euro
Die Verwaltung will nun mit einem „Vorschlag zur besseren Betonung“ des Fritz-Stagge-Ecks auf die Freunde zugehen. Eine etwa 80 mal 80 Zentimeter große Bronzeplatte mit mehreren Symbolen darauf soll an die „Ära Fritz Stagge“ erinnern. Die Platte ließe sich gut ins Pflaster vorm Haus integrieren und würde handwerklich so ausgeführt, dass eine Rutschfestigkeit gegeben ist, teilt die Stadtverwaltung mit. Aus Sicht der Stadtplaner entstehe „eine qualitätsvolle und passend dimensionierte Lösung". Die Kosten liegen bei etwa 4000 Euro.

Ortstermin am Fritz-Stagge-Eck: Stadtratsmitglieder diskutieren mit Freunden des verstorbenen Gastronomen Fritz Stagge über eine mögliche Pflasterung.
Fritz Stagge werde so in „angemessener Art und Weise“ gewürdigt“, steht für Frank Wiesner, Leiter des städtischen Bauamts, fest. Die Bronzeplatte stelle auch „stadtgestalterisch eine Attraktivität“ dar. Die Idee könnte sogar im weiteren Verlauf der Fußgängerzone und für andere Standorte im Stadtgebiet aufgegriffen werden, um herausragende lokale Persönlichkeiten zu würdigen. „So könnte ein durchgängiges Gestaltungsmerkmal entwickelt werden, das die Fußgängerzone zu einem besonderen Ort macht.“
Stagge-Freunde wollen Ehrenplatz
Rückblick: Seit 2023 setzen sich die Freunde von Fritz Stagge dafür ein, dem verstorbenen Gastronomen einen Ehrenplatz zu widmen. Im März 2024 wurde ein Fritz-Stagge-Eck geschaffen. Nach Kritik aus Reihen der Stagge-Freunde, schlug Ratspolitiker Thomas Krüger (Die Linke) im Planungsausschuss vor, eine 7,5 Meter weite, runde Fläche vorm Traditionshaus in Schallplatten-Optik zu pflastern. Die Spirale aus Klinkern sei für knapp 8000 Euro realisierbar, rechnete Krüger vor. Das Vorhaben sei mit Spenden und viel Eigenleistung finanzierbar.

Hella Martin erläuterte erneut die Ideen der Fritz-Stagge-Freunde.
Für die Stadtverwaltung ist dieser Vorschlag nicht umsetzbar. Der Klinkerplatz korrespondiere nicht mit den angrenzenden Oberflächenstrukturen und sei mit einer Fläche von etwa 50 Quadratmetern zu groß. Auch liege kein Entwurf zur Umgestaltung des angrenzenden Kirchenvorplatzes vor, um den Bereich „im städtebaulichen Zusammenhang“ zu betrachten. Ein weiterer Kontrapunkt: Der vorgeschlagene Standort befindet sich größtenteils außerhalb der seinerzeit gekennzeichneten Bezugsfläche zum Fritz-Stagge-Eck.

Vertreter der Stadtverwaltung präsentierten unter anderem das Motiv für die Bronzeplatte.
Nun folgt ein neuer Anlauf, um das Thema abzuschließen. Doch die Idee von der kühlen Bronzeplatte kann die Stagge-Freunde nicht erwärmen. Wenn es eine Ehrung nach Single-Muster geben soll, dann bitteschön im "Maxi-Single-Format", betont Hella Martin vom Freundeskreis. "Wir sind einfach nur enttäuscht", stellt Martin im Gespräch mit der Redaktion fest. "Wir fühlen uns als Bürger hingehalten", so Martin. "Die Bronzeplatte ist eine tolle Idee, aber sie passt nicht zu Fritz." Stattdessen könnten die 4000 Euro besser in die Plasterung fließen, schlägt sie vor. "Wir haben aber das Gefühl, die Stadt will nicht."
Marie Jordan (CDU) hatte für die CDU-Ratsfraktion im Dezember 2024 einen Antrag eingereicht, in dem sie für eine dreieckige Pflasterfläche samt Schallplatte sowie einem offiziellen Straßenschild "Fritz-Stagge-Eck" plädierte. Die CDU erkenne nämlich derzeit keine "angemessene Würdigung", so der Tenor damals. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Wie diese Würdigung genau aussieht, darüber herrscht Unsicherheit. Jörg Monsees (SPD) plädiert für eine kleinere Gedenkidee ("Fritz war auch nicht sehr groß."), Ute Gartmann (Grüne) kann sich eher die kreisrunde Pflasterung statt eines "Walk of Fame" vorstellen und Wilfried Pallasch (Bürgerfraktion) ist der Meinung, dass der Gastronom Fritz Stagge "kein Heiliger" war.

Fritz Stagge vor seinem Lokal, das er im Jahr 2000 verkaufte. Er starb 2021 in Goslar.
Jetzt erinnerte Brunhilde Rühl (CDU) bei der Ortsbegehung an den im Dezember 2024 einstimmig gefasste Entscheidung zum Thema. "Der Beschluss war, dass die Verwaltung mit den Organisatoren Gespräche führt und eine Einigung findet", erläuterte Rühl. Nun wird eine Einigung zwischen Stadt und Stagge-Freunde bis April angepeilt.