Osterholz-Scharmbeck. Saeed Bahari und seine Familie führen seit Oktober 2022 das Traditionslokal Stagge. Was kaum jemand vom neuen Pächter weiß: Bahari hat schon für den deutschen Bundespräsidenten gekocht. Beim Antrittsbesuch von Joachim Gauck vor zehn Jahren in Bremen war er für das Hauptgericht verantwortlich. Es war ein Schlüsselmoment im Leben des gebürtigen Iraners.
Handschlag mit Joachim Gauck
Das gemeinsame Foto mit Joachim Gauck fällt nicht gleich ins Auge. Es hängt etwas versteckt und doch im Eingangsbereich von Stagge. Es zeigt einen der schönen Tage im Leben von Saeed Bahari. Denn 2013 wurde er ausgewählt, um für das deutsche Staatsoberhaupt aufzutischen. Der damalige Küchenmeister der Akademie Überlingen hatte Saeed Bahari mit der Aufgabe betraut. Bahari sollte seinen persönlichen Klassiker dem deutschen Staatsoberhaupt servieren. Und der Wahl-Osterholz-Scharmbecker gab sein Bestes: „Für den Bundespräsidenten Joachim Gauck gab es Schweinefilet auf Rosmarinspieß“, erzählt er.
Seitdem erinnert ihn ein gerahmtes Foto an den Handschlag des Bundespräsidenten und an einen der aufregendsten Tage in seinem Leben. Es sei nicht einfach nur eine Ehre, für den Bundespräsidenten zu kochen, sagt er. Vielmehr sei es für ihn die Bestätigung seines persönlichen Lebensmottos. Der dreifache Familienvater Bahari ist davon überzeugt, dass sich Mühe im Leben lohnt. Sein persönliches Lebensmotto: "Niemals aufgeben."
Vom Tellerwäscher zum ausgebildeten Koch
Bahari hat sich durchgekämpft. Der heute 47-Jährige war 1999, nach der Niederschlagung iranischer Studentenproteste, aus dem Iran nach Bremen gekommen. In Bremen hat er seine heutige Frau kennengelernt und mit ihr eine Familie gegründet. Eines möchte er im Gespräch mit der Redaktion umgehend feststellen: „Ich habe immer gearbeitet.“ Er sei sowohl Tellerwäscher gewesen und habe auch als Ein-Euro-Jobber gearbeitet, erläutert er. Irgendwann konnte er eine Pizzeria an der St.-Jürgen-Straße in Bremen eröffnen. Und auch in Bremen-Findorff hatte er in den folgenden Jahren ein Restaurant geführt.
2010 entschloss er sich, eine Ausbildung zum „Koch für die gehobene Gastronomie“ an der Akademie Überlingen, einer Einrichtung der Erwachsenenbildung, zu absolvieren. Nach dem Abschluss der Lehre im Jahr 2013 zog es ihn nach England. „Ich habe dort sechs Monate in einem Jamie-Oliver-Restaurant in York gearbeitet“, erzählt Bahari. Damals habe er sogar darüber nachgedacht, mit seiner Familie nach Kanada auszureisen, wo Verwandte von ihm wohnen. „Aber so richtig gut hat es mir damals nur in Bremen gefallen.“ Also sei er geblieben.
Nach Osterholz-Scharmbeck kam er eher durch Zufall. 2018 erfuhr er über einen Bekannten, dass das Hülseberger Landhaus einen neuen Pächter suchte. Zusammen mit seiner Familie stellt er sich beim Besitzer vor, erhielt den Zuschlag und nahm die Herausforderung an, dass leer stehende Lokal wieder auf Vordermann zu bringen. Dass sich dort fürstlich speisen lässt, sprach sich schnell herum. „Wir hatten oft ein volles Haus."
Meistertitel im Ringen
Saeed Bahari ist ehrgeizig – nicht nur am Herd. Den Ehrgeiz hat er auf sportlicher Ebene schon mehrfach unter Beweis gestellt. Anfang der 2000er-Jahre war er im Ringen zwei Mal norddeutscher Meister geworden. Und einmal habe er auch den niedersächsischen Titel geholt, ergänzt er. Das Talent habe er von seinem Vater geerbt, der es im Iran zwei Mal zum Landesmeister in der olympischen Disziplin brachte. Und auch sein Sohn, der in Osterholz-Scharmbeck das Abitur abgelegt hat, sei sehr sportlich, betont der dreifache Familienvater. „Allerdings im Fußball.“
Das Angebot, Stagge zu übernehmen, sei ein Glücksfall gewesen, betont er. Denn aus familiären Gründen habe er etwas Kleineres gesucht. Das Lokal am Marktplatz sei deshalb perfekt. Nach Aufgabe des Hülseberger Landhauses im Sommer 2022 wohnen er und seine Familie nun in der Kreisstadt. Die Wohnungssuche habe lange gedauert und sei schwierig gewesen, sagt er. "Aber ich finde es hier wunderschön."
Stolz auf Traditionshaus
Der gelernte Koch ist stolz auf das Traditionshaus am Marktplatz. Zwar habe er die Anfänge des Lokals in Osterholz-Scharmbeck persönlich nicht miterlebt. Und auch Fritz Stagge habe er nie kennenlernen dürfen. Aber die Erinnerungen vieler Gäste an das Haus und an den ehemaligen Hausherrn geben ihm einen lebendigen Eindruck. Zugleich seien die Erinnerungen ein Hinweis auf die große Bedeutung des Hauses für die Menschen. Denn viele schwärmen vom Lokal an der Kaiser-Wilhelm-Eiche. In diesem Sinne will auch Saeed Bahari das Haus weiterführen. „Stagge ist einfach ein Kulthaus“, steht für ihn fest.