Osterholz-Scharmbeck. Man wollte nicht in ihrer Haut stecken, und vermutlich wussten die Fußballer des VSK Osterholz-Scharmbeck bereits, was ihnen blühte, als sie sich kurz nach dem Spielende zum obligatorischen Mannschaftskreis aufmachten. Was sie sich von ihrem Trainer Thorsten Westphal anhören mussten, war dann auch sehr laut und sehr direkt. Für den VSK-Coach gab es nach dem 1:1 (1:0)-Unentschieden gegen den VfL Visselhövede nichts zu beschönigen. Einmal mehr hatte sich der Bezirksligist die Butter vom Brot nehmen lassen, diesmal auf noch brutalere Art und Weise: durch ein Gegentor in der elften Minute der Nachspielzeit.
"Wenn du gegen so eine Mannschaft nicht gewinnst, gegen wen willst du dann noch gewinnen? Wir haben alles im Griff, alles. Und dann sind wir zu doof, einen langen Abschlag zu verteidigen", grantelte Thorsten Westphal. Nach dem nunmehr fünften sieglosen Spiel in Folge rief der VSK-Coach sogar den Abstiegskampf aus.
Dabei hatte sich zunächst noch nicht angedeutet, dass die Partie ein derart böses Ende für die Kreisstädter nehmen würde. Westphal sah ein klares Chancenplus seiner Mannschaft und erachtete deshalb den Führungstreffer von Christoph Oberschelp (27.) als zu wenig an. Jan Brinkmann, Felix Westphal und Oberschelp hätten es aber versäumt, das Ergebnis deutlicher zu gestalten. "Nach der ersten Halbzeit muss das hier 3:0 oder 4:0 stehen", untermauerte Thorsten Westphal.
Es stand aber nur 1:0. Und weil sich daran auch im Laufe der zweiten Halbzeit lange nichts änderte, witterten die im Tabellenkeller befindlichen Gäste ihre Chance. Zumal sie bereits eine sehr gute Möglichkeit zum Ausgleich besaßen. Denn nachdem VSK-Keeper Malte Vollstedt einen guten Kopfball von Visselhövedes Finn Vollmer im Anschluss an einen Freistoß stark gehalten hatte, leisteten sich die Hausherren direkt danach ein unnötiges Foul im Strafraum. Elfmeter! Timm Greve trat an, scheiterte nach einem eigenwilligen Anlaufen aber an Keeper Vollstedt (60.).
Den Kontrollverlust des VSK konnte der gehaltene Strafstoß aber nicht aufhalten. In einem merklich ruppiger werdenden Spiel haderten die Kreisstädter zudem mit den Entscheidungen von Schiedsrichter Daniel Ballin (TSV). Zum einen wegen eines Abseitspfiffes, nachdem Karim Kanafani von Felix Westphal geschickt worden war. Aber noch viel mehr, weil die Fouls gegen den VSK deutlich mehr wurden. Höhepunkt war dabei das Foul gegen Jan Brinkmann in der 70. Minute, das nur mit Gelb geahndet wurde. "Da ist einer durch und kriegt nur auf die Füße", echauffierte sich Coach Westphal. Allerdings machte er die aufkommende Härte nicht als Grund für das Unentschieden aus. "Wir hatten doch selbst genügend Umschaltmomente, die wir nicht richtig genutzt haben", so Westphal. Selbst als die Gäste in den Schlussminuten ihren Keeper nach vorne beorderten, der VSK den Ball aber abfing und zu Niklas Schumacher auf Höhe der Mittellinie gelangte, brauchte der VSK-Stürmer eigentlich nur quer zu passen und Karim Kanafani wäre auf das leere Gäste-Tor zugelaufen. Doch blieb Schumacher am letzten Visselhöveder Abwehrbein hängen. Zuvor hatte Tjerk Johannsen noch mit einer guten Kopfballchance aufgewartet.
Aber auch die Gäste wussten vereinzelte Nadelstiche zu setzen. Nachdem sie durch Daniel Reuter eine gute Kontermöglichkeit ausgelassen hatten, ließen sie sich auch nicht durch die Ampelkarte gegen Timm Greve entmutigen. Und es war ja noch Zeit übrig. Durch die vielen Unterbrechungen zeigte Schiedsrichter Ballin eine Nachspielzeit von sieben Minuten an. Aber auch als diese vorüber waren, lief das Spiel noch einige Minuten weiter. Es kam, wie es kommen musste: Ein weiter, letzter Abschlag von Visselhövedes Torwart Max Kregel auf Finn Vollmer, der sich auf der rechten Außenbahn durchsetzte und in die Mitte flankte, musste der mitgelaufene Rainer Kraatz nur noch einschieben. Abschlag, Flanke, Abschluss – der VSK hatte es dem VfL Visselhövede in dieser Situation viel zu einfach gemacht. Unmittelbar danach war die Partie vorbei.