Pennigbüttel. Im ersten Moment wussten sie alle nicht so recht, wie sie reagieren sollten. Die Spieler des SV Komet Pennigbüttel nicht, weil sie den fast schon sicheren Sieg doch noch aus der Hand gegeben hatten, und die Akteure des FC Worpswede nicht, weil ihnen die Aufholjagd, die ihnen nach einem 1:3-Rückstand noch ein 3:3-Remis beschert hatte, im Titelkampf der Fußball-Bezirksliga nicht wirklich weiterhilft, zumal sich mit Heeslingen II ein direkter Kontrahent auf drei Zähler absetzte. Der Puffer, den die Weyerberg-Elf durch ihr Nachholspiel gegen Riede noch in der Hinterhand hatte, ist weg.
Was also anfangen mit dem Ergebnis eines äußerst unterhaltsamen und emotional geführten Derbys, das Tore, viele Chancen, mehrere Aluminiumtreffer und sogar eine Rote Karte geboten hatte? Malte Jaskosch, Trainer der "Kometen", fand schnell eine optimistische Sicht auf das Resultat: "Ein total verdientes Ergebnis und ein total gewonnener Punkt", sagte er und erklärte diese Sichtweise wie folgt: "Ich bin natürlich ein bisschen enttäuscht, weil wir bis kurz vor Schluss geführt haben, aber insgesamt bin ich stolz auf die Mannschaft. Sie hat es super gemacht, alles reingelegt, gekämpft um jeden Millimeter, ist über den Willen gekommen und – das darf man nicht vergessen – hat drei schöne Tore erzielt." Tore, die – und das machte Oliver Schilling, Coach der Worpsweder, die Einordnung schwer – von bösen Aussetzern der Gäste begünstigt wurden.
Kurnaz sieht Rot
"Diese Tore dürfen so nicht fallen. Das kann man nicht wegdiskutieren", fand er. Bei den ersten beiden Gegentoren etwa habe seine Elf jeweils "absolut unnötig" den Ball verloren. Komet schaltete daraufhin schnell und gnadenlos um. Letztlich bestätigten Szenen wie diese, was der Trainer angesichts des Jahresauftakts mit nur einem Punkt aus zwei Partien festgestellt hatte: Eine Übermannschaft ist Worpswede trotz prominenter Neuzugänge nicht. Yassin Bekjar etwa wirkte nicht komplett fit, schien zudem noch mit dem Worpsweder System zu fremdeln. Der Offensivmann zeigte seine technischen Fähigkeiten immer wieder, hielt den Ball aber regelmäßig zu lange. Da war er aber nicht der einzige. Generell ließen die Gäste das Tempo vermissen. "Und dann mussten wir zu oft lange Bälle spielen", monierte Schilling. Seine Elf habe sich das Leben selbst schwer gemacht. "Aber trotzdem muss man auch festhalten, dass es nicht selbstverständlich ist, in Unterzahl noch so einen Kraftakt zu leisten und von einem 1:3-Rückstand zurückzukommen. Das muss man der Mannschaft hoch anrechnen", sah er auch Positives im Auftritt seiner Elf, die Azad Kurnaz nach einer Rangelei und einem Stoß gegen René Thiel mit einer Roten Karte verlor (61.).
Zu diesem Zeitpunkt stand es 1:1, nachdem Simon Mawi (7.) die Gastgeber in Front gebracht und Alpha Fadiga (26.) ausgeglichen hatte. Worpswede hatte deutlich mehr Spielanteile, Pennigbüttel verteidigte, agierte kompromisslos, oft hoch und weit, und lockerte die defensive Ausrichtung auch in Überzahl nicht. Das war aber auch nicht nötig, da der Plan ja aufging. Sönke Ahlers sorgte wenige Minuten nach dem Platzverweis für die Führung (65.), die Tim Weinmann per Kopf sogar ausbaute (77.). Komet war nah dran an der Überraschung und an Big Points im Abstiegskampf. Doch der Gast kam durch Leandro Almeida, vor dessen Tor eine eigentlich harmlose Ecke durchrutschte und dessen Schuss von Philip Bötjers Kopf wohl kurz hinter die Linie sprang, ehe er geklärt wurde (80.), und Derrick Ampofo nach einem weiteren Standard wieder zurück ins Spiel (90.).
Verdient war der Ausgleich allemal, trafen die Gäste doch dreimal Aluminium. Das ließ sie mit dem Gefühl zurück, dass mehr möglich war. Und doch durften auch die Pennigbütteler durchaus hadern, hatte doch Simon Mawi die dicke Chance zum 4:2 ausgelassen (82.). Das erklärte wiederum den (nur kleinen) Zwiespalt auf der lila-weißen Seite. Denn Jaskosch wähnte sein Team nach dem vierten ungeschlagenen Spiel in Serie derweil weiter auf dem richtigen Weg, gab seinem drei Spiele sieglosen Ex-Klub aber auch gute Wünsche mit auf die Heimfahrt: "Worpswede wünsche ich einfach, dass sie jetzt überall gewinnen."