Bitte Kaffeebohnen nachfüllen, fordert der Automat. Der blonde Boy schüttet Bohnen nach, bekommt aber keinen Kaffee. Dafür die nächste Aufforderung: Bitte Milchaufschäumer reinigen. Doch auch nach der Reinigung spuckt der Automat den Kaffee nicht aus. Der blonde Boy kämpft mit den Tücken der digitalisierten Welt. Er ist eine Art Superheld, nur eben kein klassischer, so wie Superman oder Spiderman. Eher ein Alltagsheld, der sich wacker durch den Dschungel der Digitalisierung schlägt. Er ist die Comicfigur Noerdman, der Nerd aus dem Norden.
Ein Nerd sei eigentlich nichts Gutes, sagt Informatikprofessor und Schöpfer von Noerdman, Rolf Drechsler. Übersetzt man den englischen Begriff ins Deutsche, kommt Schwachkopf dabei heraus. Drechsler hat die künstliche Intelligenz ChatGPT befragt, was ein Nerd ist. Die Antwort: Ein Nerd sei eine Person, die sich sehr für ein bestimmtes Interessensgebiet begeistere – oft mit profundem Fachwissen. Die KI führt weiter aus, früher sei der Begriff negativ besetzt gewesen, heute überwiegend positiv.

Noerdman und sein Kampf mit der Kaffeemaschine – eine Alltagsgeschichte, die Schöpfer Rolf Drechsler selbst erlebte.
Drechsler findet Nerds klasse. Als Professor ist es seine Aufgabe, Wissen zu vermitteln. Das macht er an der Universität Bremen – und mit Web-Comics. Jeden Montag erscheint ein neuer. Hauptprotagonist ist Noerdman, den die Digitalisierung vor einige Herausforderungen stellt. Seine Geschichten sollen Menschen zum Nachdenken anregen. Am Mittwoch, 4. Juni, hat Drechsler zusammen mit Jannis Stoppe, dem Zeichner der Comicfigur, die Ausstellung "Noerdman – der Nerd aus dem Norden" im Foyer der Berufsbildenden Schulen (BBS) in Osterholz-Scharmbeck eröffnet. Insgesamt 37 der fast 400 bereits erschienenen Comics sind ausgestellt.
Noerdman erblickt 2017 das Licht der Welt. Damals ist Stoppe wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Drechsler an der Uni. Für einen Antrag zeichnet Stoppe die Illustration eines Autos. Drechsler sieht die Zeichnung und ist begeistert. Lange schon hat er die Idee für einen Comic – er selbst kann allerdings nicht zeichnen. Da kommt ihm Stoppes Talent gerade recht. Dass die beiden gut zusammen arbeiten können, wissen sie schon. Von nun an treffen sie sich regelmäßig und denken sich immer neue Themen aus. Oft sind es eigene Erfahrungen, an denen sich die Geschichten orientieren. So wie die von der Kaffeemaschine – erging es Drechsler doch genauso wie Noerdman bei dem Versuch, ihr einen Kaffee zu entlocken. Die Herausforderung sei, so Stoppe, Wissensvermittlung und Humor zu verbinden.

Jannis Stoppe und Rolf Drechsler möchten mit ihren Geschichten zum Nachdenken und einer kritischen Auseinandersetzung mit KI anregen. Im Foyer der BBS sind 37 der fast 400 Noerdman-Comics ausgestellt.
Die Zukunft liegt in einer erklärbaren KI
Drechsler ist neben seiner Professur an der Universität Bremen auch mit der Leitung des Forschungsbereichs Cyber-Physical Systems am Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI) betraut und setzt sich beruflich intensiv mit dem Fortschritt der Digitalisierung auseinander. Manche Probleme können Computer besser lösen, sagt Drechsler. Es gewinne niemand mehr beim Schach gegen die künstliche Intelligenz. Doch bei der Frage "Wie werde ich glücklich?" käme die KI – zumindest heute noch – an ihre Grenzen. Diese Frage sei nicht für jeden Menschen gleich zu beantworten, also könne man der KI nicht die eine richtige Antwort beibringen. Ein Mensch wolle mehr Freizeit, der nächste viel Geld.

Frauen sind in technischen Berufen immer noch unterrepräsentiert. Informatikstudentin Christina Metzogiannaki-Jost und die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bremen Caroline Dominik erzählten bei der Ausstellungseröffnung von ihrem Weg in IT-Berufe.
"Früher wollten wir Lösungen, heute wollen wir wissen, warum", meint Drechsler. Es habe sich alles rasant verändert. "Wir müssen gucken, wie wir mit dem Wandel umgehen." Besonders wichtig ist für ihn eine kritische Auseinandersetzung. Auch Ethik und Moral seien essenzielle Themen im Umgang mit KI. Es müsse nicht jeder Mensch KI nutzen, ein Verständnis dafür zu entwickeln, sei aber wichtig.
Die Digitalisierung ist Teil unseres Alltags, unseres täglichen Lebens geworden. Durch Noerdman setzt man sich mit diesem Thema humorvoll auseinander, finden Drechsler und Stoppe.