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Burning-Q-Festival Metal als Herzensangelegenheit

Das Burning-Q-Festival in Freißenbüttel legte die zehnte Auflage hin. 800 Freunde härterer Klänge schwebten mehrere Tage im siebten Metal-Himmel.
01.08.2022, 07:00 Uhr
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Von Christian Pfeiff

Freißenbüttel. Zwei Jahre mussten sich Fans, Bands und Macher gedulden, nun war es endlich so weit: Das „Burning Q“-Festival konnte endlich seine Wiederauferstehung feiern. Zum zehnten Mal wurde das Gelände der Arminia Freißenbüttel für ein Wochenende zum Festivalground. Rund 800 Anhänger harter bis heftigster Klänge aus dem gesamtnorddeutschen Raum feierten mit.

Bereits vor dem Eingang zeigte sich vor allem für langjährige Besucher, welche Professionalisierungsprozesse das „Burning Q“ im Laufe der ersten Dekade seines Bestehens durchlaufen hat: Von den Park- und Campingplätzen über den Einlass bis hin zum Geschehen auf und vor den Bühnen glänzte das Festival durch professionelle Organisation und reibungslose Abläufe, die kaum noch Rückschlüsse auf den Umstand zuließen, dass das Festival dereinst tatsächlich aus einer „Schnapsidee“ geboren wurde, die seine Initiatoren seinerzeit auf dem Campingplatz des Wacken-Open-Air entwickelten.

Idealismus und Zusammenhalt

Was für Erstbesucher somit wie eine Produktion routinierter Veranstaltungsprofis wirken dürfte, ist in Wahrheit vor allem ein Resultat aus Idealismus und Zusammenhalt: „Wir hatten in diesem Jahr wesentlich mehr Helfer als je zuvor, betont Initiatorin Nina Winter. "An beiden Festivaltagen waren jeweils über 100 Helfer im ehrenamtlichen Einsatz." Selbst Vereinsmitglieder, die mittlerweile Hunderte Kilometer entfernt wohnen, seien dabei, um die Veranstaltung zu unterstützen, erläutert das Vorstandsmitglied des ausrichtenden Trägervereins. Und sie erklärt hierdurch zugleich, wie es dem ausrichtenden Trägerverein gelingen konnte, ein für derzeitige Verhältnisse unglaublich niedriges Preisniveau zu halten.

Mit einem Kombiticket-Preis von weniger als 50 Euro für das gesamte Wochenende und Preisen an den Getränke- und Nahrungsständen, die selbst im Jahre 2019 noch als „günstig“ durchgegangen wären, wäre das zehnte „Burning Q“ in Relation zu dem betriebenen Produktionsaufwand und der mittlerweile internationalen Bühnenbesetzung mindestens ein heißer Anwärter auf den imaginären Ehrentitel „Preiswertestes Metalfestivals des Jahres“. Obwohl die aktuell in der Veranstaltungsszene viel beklagten Problematiken auch an Freißenbüttel nicht spurlos vorbei gegangen sind.

„Vor allem die Organisation von Verpflegungsständen und insbesondere Toiletten war in diesem Jahr merklich schwieriger als bislang“, berichtet Winter. Dennoch ist es den Organisatoren ebenfalls gelungen, das kulinarische Angebot auf dem Festivalgelände – im Vergleich zu den Vorjahren – einmal mehr zu erweitern.

Geboten wurde den feierfreudigen Besuchern so einiges: Mit „God Dethroned“, „Angelus Apatrida“, „Dead Lord“, „Space Chaser“, „Evil Invaders“ und viele mehr versammelten sich insgesamt 22 Bands auf den zwei Bühnen, die zumindest Kennern der Metalszene mindestens als internationale Hoffnungsträger, wenn nicht sogar bereits als etablierte Szenegrößen, gelten. Bis auf wenige logistisch- oder krankheitsbedingte Wechsel handelte es sich überwiegend um das bereits für 2020 angekündigte Line-up.

Breites Spektrum

Diese deckten in musikalischer Hinsicht ein breites Spektrum des vielfältigen Genre ab: Neben derben Death- und Thrash-Metal-Salven bot die Programmzusammenstellung, für die seit einigen Jahren der Auricher Carsten Schorn, seines Zeichens Bassist der Band „Nailed to Obscurity“, verantwortlich zeichnet, auch hinreichend Raum für wabernde Retro-Sounds, drückenden Doom, modernen Metalcore und natürlich auch klassischen Heavy Metal.

Nachdem die Thrasher von „God Dethroned“ und „Angelus Apatrida“ bereits am eröffnenden Freitag Triumphe feiern konnten, verdeutlichten Bands wie „Victorious“ und die „Excrementory Grindfuckers“ mit professionell inszeniertem Powermetal über „Mächtige, magische Mammuts“ respektive derbem Grindcore-Geballer, in dem sich zig ironische Zitate von David Hasselhoff bis zur EAV finden, welch' hohen Stellenwert Humor und Spaß in der Szene besitzen.

Keine bürotaugliche Optik

Dementsprechend dürfte es niemanden verwundern, dass sowohl Veranstalter als auch die im Einsatz befindlichen Sicherheitskräfte der „Troubleshooter“ trotz der überwiegend nicht eben bürotauglichen Optik der Festivalgänger unisono von einem „überaus angenehmen Publikum“ sprechen, dass sich neben einer kollektiven Vorliebe für laute und harte Klänge, bisweilen recht derbem Humor und nicht selten auch einer gewissen Trinkfestigkeit vor allem durch seine Friedfertigkeit und Gemeinschaftssinn auszeichnet.

Obwohl „Nailed to Obscurity“ selbst nicht auf der Bühne standen, ist die Band mitsamt Crew-Umfeld mittlerweile fest mit dem „Burning Q“ verbunden und übernimmt unter anderem die Bedienung der wie gewohnt durch Mathias Boschen bereitgestellten Veranstaltungstechnik.

Auch die „Freie Söldnerschaft im Banner des roten Adler“ aus Neustadt am Rübenberge, die seit dem ersten „Burning Q“ mit einem kleinen Lager inklusive Mitmachangeboten auf dem Festivalgelände vertreten ist, verbindet eine feste Liaison mit dem ausrichtenden Trägerverein. „Etwa die Hälfte unserer Mitglieder sind ebenfalls im 'Burning Q'-Verein“, erklärt die mittelalterlich gewandete Sarah Kock.

Obwohl das erste Festival nach der Corona-Pandemiepause wider Erwarten den Ehrentitel „Sold out“ knapp verfehlte, sind die Organisatoren überaus optimistisch, das „Burning Q“ in seiner mittlerweile gewohnten Form trotz allgemein steigender Preise und gewachsener organisatorischer Hindernisse auch in den kommenden Jahren durchführen zu können.

Zumal der ausrichtende, gemeinnützige Trägerverein selbst keine kommerziellen Interessen verfolgt: Das „Burning Q“ ist eine Herzensangelegenheit für alle Beteiligten. Dies wurde an diesem Wochenende mehr als deutlich.

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