Osterholz-Scharmbeck. In Osterholz-Scharmbeck wird ein Geschichtspfad entstehen. In einem ersten Schritt könnten an zehn Plätzen in der Innenstadt Plexiglas-Tafeln mit erläuternden Angaben angebracht werden. Über einen darauf abgedruckten QR-Code sollen Interessierte auch historische Bilder und Tondokumente abfragen können. In einem weiteren Schritt könnte auf diese Art eine digitale Stadtführung zukünftig möglich sein. Die Mitglieder des Verwaltungsausschusses haben dem Vorhaben am Donnerstagmittag in nicht-öffentlicher Sitzung geschlossen zugestimmt. Schon im Ausschuss für Sport, Kultur und Tourismus kam die Idee gut an. Nur bei der Wahl der Orte herrschte Uneinigkeit. Eine Arbeitsgruppe soll nun würdige Orte ausfindig machen und diese vorschlagen.
Anträge von CDU und Bürgerfraktion
Die CDU und Bürgerfraktionsgruppe hatte Anträge zum Thema eingereicht. Während sich die Christdemokraten für eine digitale Erinnerungskultur in Osterholz-Scharmbeck einsetzen, bevorzugen die Anhänger der Wählergemeinschaft vor allem die analoge Variante: Direkt am Gebäude soll es Erläuterungen zum jeweiligen geschichtsträchtigen Bauwerk oder Platz geben.
Detlef Gödicke (Bürgerfraktion) schätzt den spielerischen Charakter eines Geschichtspfads, sollte das Projekt in den kommenden Monaten umgesetzt werden. Er hofft auf die Neugier und Wissbegierde der Osterholz-Scharmbecker. „Es könnte sich ein Hype entwickeln wie bei Pokémon Go“, ist Gödicke überzeugt.
Fördermittel zur Finanzierung
An der Finanzierung dürfte das Vorhaben nicht scheitern. Weil das Budget für freiwillige Ausgaben in der Bedarfskommune beschränkt ist, soll Geld aus einem Förderprogramm helfen, die ersten Meter des Geschichtspfads zu ebnen. Damit könnten zumindest zum Auftakt zehn Tafeln im Stadtgebiet aufgestellt werden, erläuterte Stefan Tietjen als zuständiger Fachbereichsleiter der Stadt.
Die Wirtschaftsförderung habe hierzu bei der N-Bank einen Förderantrag im Rahmen des Programms „Perspektive Innenstadt“ bereits gestellt. Dieses Programm sehe allerdings nur Orte in der Innenstadt vor, räumte Tietjen ein. Möglich sei, für das Konzept und Layout sowie die technische Umsetzung eine 90-prozentige Förderung zu erhalten. Da die Antragsfristen „extrem kurzgehalten“ seien, sei die umfassende Abstimmung im Vorfeld unmöglich gewesen.
Einstimmig dafür
Die Ausschussmitglieder sprachen sich einstimmig dafür aus, dass jede im Stadtrat vertretene Fraktion ein Mitglied in eine Arbeitsgruppe entsendet. Diese Mitglieder der Arbeitsgruppe müssen nicht dem Stadtrat angehören. Die Moderation in der Gruppe übernimmt die Verwaltung. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe bereiten nach Art einer Bürgerwerkstatt die Beschlüsse zum Aufstellen und Anbringen der Info-Tafeln im gesamten Stadtgebiet vor. Wo eine Tafel angebracht oder aufgestellt wird, entscheidet die Politik. Um geeignete Orte zu benennen, werden laufend Vorschläge gesammelt.
Je nach Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln, zum Beispiel im Bereich der touristischen Beschilderung, könnten dann jedes Jahr weitere Orte gekennzeichnet werden. Stefan Tietjen schlug vor, beim Beschildern von besonderen Plätzen und Gebäude auch an die umliegenden Ortschaften zu denken.
Politiker verschiedener Fraktionen sind vom Projekt begeistert. Brunhilde Rühl (CDU) hält die von der Verwaltung vorgeschlagene Vorgehensweise für „toll gelöst“. Aus Sicht der Christdemokraten gehe es aber nicht allein darum, einen reinen Geschichtspfad zu realisieren. Der Antrag der Fraktion reiche weiter. Durch das Nennen von Suchbegriffen sollte der digitale Geschichtspfad auch zu Epochen der Stadtgeschichte oder Personen und Personengruppen führen können, regte sie an.
Lob für das Projekt
Mizgin Ciftci lobte das Projekt. „Gut, dass wir uns als Stadt mit der Geschichtsaufarbeitung befassen“, sagte der Linkspolitiker. Er geht davon aus, dass der digitale Geschichtspfad auch für den Schulunterricht einen „großen Mehrwert“ haben wird. Voraussetzung sei, dass eine Sortierung und Kategorisierung erfolge, damit auch Suchbegriffe wie Judenverfolgung und Kriegsverbrechen zu Antworten führen. SPD und Grüne sind ebenso vom Nutzen überzeugt. „Es wird unserer Stadt gut tun und die Identifikation stärken“, betont Anja Heuser von Bündnis 90/Die Grünen.