"Ohne Stiftungen würde es uns nicht geben", erklärte Wilma Pannen vom Verein Hand zu Hand. So wie die Berater und Therapeuten aus Bremen, die hörgeschädigten Menschen in Gebärdensprache Unterstützung anbieten, werden ungezählte Vereine und Projekte von Stiftungen gefördert. Mehr 25.000 solcher Einrichtungen gibt es deutschlandweit. Davon profitieren Kindergärten, Jugendzentren, Waisenhäuser, Altenbegegnungsstätten, Pflegedienste, Kunstsammlungen und Naturreservate.
"Wir sind da, wo der Arm des Staates nicht hin reicht", fasste es Christoph Kroschke zusammen. Der Bremer Unternehmer war mit seinem Sohn Felix und etwa 30 Vertretern von Stiftungen beziehungsweise gemeinnützigen Vereinen beim Stiftungsabend zu Gast, zu dem die Sparkasse Rotenburg Osterholz und das Stiftungshaus Bremen eingeladen hatten. Die Interessierten kamen überwiegend aus den Landkreisen Osterholz und Rotenburg sowie der Stadt Bremen.
Synergien erzeugen
Voneinander lernen, sich miteinander vernetzen, um Synergien zu nutzen – das war der Zweck des von Katrin Wördemann, Stiftungsberaterin der Sparkasse, moderierten Talkabends auf der Panoramaebene des Geldinstituts an der Osterholzer Bahnhofstraße. Marko Putaro, Vorstandsmitglied der Sparkasse Rotenburg Osterholz, hatte eingangs auf das Interesse seines Hauses an einer "strategischen Zusammenarbeit" mit dem Stiftungshaus Bremen und mit der Sparkasse Bremen aufmerksam gemacht. Darin stecke viel Potenzial, das es für die Kundschaft seines Unternehmens auszuschöpfen gelte. Harald Emigholz, früherer Präsident der Bremer Handelskammer und jetzt Chef im Stiftungshaus, lieferte dazu die Bestätigung, indem er versicherte, dass Stiftung keine Grenzen kenne. Sein Dachverein vertritt die Interessen von mehr als 135 Stiftungen, Vereinen, gemeinnützigen Kapitalgesellschaften und Fördermitgliedern.
Ein "Heimspiel" beim Osterholzer Talkabend hatten Axel Seidenschwarz und Ulf Martens, Geschäftsführer der beiden Stiftungen, die von der Sparkasse Rotenburg Osterholz unterhalten werden. Die eine fördert gemeinnützige Projekte auf den Feldern Kunst, Kultur, Denkmal- und Heimatpflege, Bildung und Erziehung, Umwelt- und Naturschutz sowie Wissenschaft und Forschung. Das alles konzentriert auf das Geschäftsgebiet der ehemaligen Sparkasse Rotenburg-Bremervörde.
Auch die Jugendstiftung ist regional unterwegs. In der Vergangenheit wurden etwa Chor- und Orchesterfahrten oder Schwimmunterricht der DLRG mitfinanziert. Die Gemeinde Ritterhude mit ihrem Familiensprechstunden-Angebot zählte ebenfalls schon zu den Begünstigten. Ulf Martens sprach die Ausbildung von Konfliktlotsen an, um sie mit einem nicht ganz ernst zu nehmenden Kommentar zu versehen: "Es gibt Klassen, die haben mehr Mediatoren als Schüler." Katrin Wördemann fragte nach den "schönsten Momenten" der Geschäftsführer. Martens: "Wenn wir einzelnen Kindern helfen, deren Eltern beispielsweise die 100 Euro für die nächste Klassenfahrt nicht aufbringen können." Auf der Hand lag noch die Frage, warum es denn zwei Sparkassen-Stiftungen gibt. Das habe juristische Gründe und mit den Fusionen zu tun, die hinter dem Geldhaus liegen, lautete die Antwort.
Kritik an zu viel Bürokratie
Vater und Sohn Kroschke haben gemeinsam ein Buch verfasst, das unter dem Titel "Anstiften, Anstoßen, Aufbauen" erschienen ist und in dem sie sich mit dem Thema Stiftungen sehr ausführlich auseinandersetzen. Sich sozial zu engagieren sei eine sehr erfüllende Tätigkeit, versichern beide. Letztlich würde damit auch ein Beitrag zum Erhalt des sozialen Friedens geleistet. Christoph Kroschke nutzte die Gelegenheit des Stiftungsabends in Osterholz aber auch, um Kritik an Gesetzen – Stichwort Haftungsrecht in der Stiftungsrechtsreform 2023 – und bürokratischen Hürden zu üben. "Wir brauchen mehr Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich stifterisch engagieren. Und wir brauchen Rahmenbedingungen, die dieses Engagement vereinfachen. Weniger Bürokratie, mehr Anreize, einfachere rechtliche Rahmenbedingungen, weniger Vorurteile über gesellschaftspolitisch engagierte Unternehmer.“
Die Kroschke GmbH in Ahrensburg ist eine Erfolgsgeschichte aus dem deutschen Mittelstand und zugleich eine des Wirtschaftswunders. Elfriede und Martin Kroschke hatten 1957 in einer Kellerwerkstatt damit begonnen, Autokennzeichen zu prägen. Ihre Söhne Christoph und Klaus machten den Betrieb groß, er ist heute der Marktführer. In dritter Generation des Familienunternehmens ist der Jurist Felix Kroschke damit beschäftigt, das Unternehmen in die "schöne neue Welt" der digitalen KFZ-Zulassungen zu überführen.
Die 1993 gegründete Kroschke Kinderstiftung unterstützt auch den Verein Hand in Hand. Von dessen Angeboten gebe es viel zu wenige, erklärte Wilma Pannen, die mit ihrer gehörlosen Teamkollegin Kerstin Baake nach Osterholz-Scharmbeck gekommen war. Es gebe so viele tolle Angebote für Menschen mit Problemen aller Art. Aber zu denen hätten Gehörlose wegen der Sprachbarriere in der Regel keinen Zugang. Sie beklagte den großen Mangel an Dolmetschern. Der wiederum auch damit zu tun habe, dass es sich um eine "versteckte Behinderungsform" handele: "Gehörlose werden nicht gesehen."