Lilienthal. Die Situation der Kinderbetreuung in Lilienthal steht als zentraler Punkt auf der Tagesordnung, wenn sich der Ausschuss für Jugend, Frauen, Senioren, Familie und Soziales am Montag, 4. September, zur ersten Sitzung nach der Sommerpause trifft. Passend dazu kommen die Ausschussmitglieder nicht im Rathaus, sondern ab 18 Uhr im Seeberger Kindergarten „Lüttje Lüüd“ zusammen. Dort hat sich einiges getan, seitdem die Räume nach der Schließung der Grundschule für den jüngsten Nachwuchs genutzt werden. Welche Veränderungen es gegeben hat, das wollen sich die Ausschussmitglieder an Ort und Stelle ansehen. Neben anderen Themen aus dem Kita-Bereich geht es auch um die Betreuung von Kindern in der Tagespflege. Das haben die SPD und die Grünen beantragt.
Nach wie vor, so beschreiben Sozialdemokraten wie Grüne übereinstimmend und zutreffend die Situation in Lilienthal, sei es nicht möglich, sämtliche gesetzlich verbrieften Ansprüche von Eltern auf einen Krippenplatz zu erfüllen. Deshalb sei für manche Eltern die Tagespflege die richtige Alternative, doch könne wegen der fehlenden Angebote und auch wegen der höheren Kosten faktisch nicht von einer Wahlmöglichkeit zwischen Kita und Tagespflege gesprochen werden. So könnten Eltern, auch solche mit geringem Einkommen, mit bis zu 250 Euro monatlich mehr belastet werden, wenn sie ihr Kind in die Tagespflege gäben. Zudem komme es vor, dass Eltern sich aus finanziellen Erwägungen gezwungen sähen, während des Kindergartenjahres von der Tagespflege in die Krippe zu wechseln, obwohl dies in der Regel dem Kindeswohl widerspreche. „Die Jüngsten, die sich bei der Tagesmutter gerade eingelebt haben, werden dort wieder herausgerissen“, heißt es dazu im Grünen-Antrag.
Ziel: Unbürokratische Lösung
Trotz ähnlicher Stoßrichtung schlagen SPD und Grüne in ihren Anträgen unterschiedliche Wege ein. Die SPD möchte der Verwaltung einen Auftrag erteilen, die Machbarkeit und Umsetzung eines Kostenausgleichs an Eltern mit einem Rechtsanspruch auf einen U-3-Platz zu prüfen, die sich für die Tagespflege entscheiden. Das Ziel sei eine unbürokratische Lösung, betont die SPD, die von bis zu zehn Fällen und einem Gesamtbudget von 30 000 Euro ausgeht. Deutlich weiter gehen die Grünen, die weder eine Beschränkung der Kopfzahlen noch ein finanzielles Limit im Antrag haben: „Die Gemeinde übernimmt die Mehrkosten, die Familien für eine Betreuung in einer Tagespflege (Tagesmutter, Großtagespflege) gegenüber den Kosten für einen Krippenplatz entstehen.“ Als positiven Nebeneffekt einer daraus resultierenden besseren verlässlichen Bezahlung der Tagesmütter vermuten die Grünen einen Zuwachs an neuen Pflegestätten.
Obwohl die in der ersten beziehungsweise Anfang der zweiten Augustwoche gestellten Anträge innerhalb der Fristen bei der Verwaltung eingingen, hofft Fachbereichsleiter Andreas Cordes darauf, dass der Ausschuss am 4. September noch keine Entscheidung fällt, sondern dem Vorschlag aus dem Rathaus folgt und zunächst nur die Prüfung empfiehlt. Die weitere Beratung sollte dann auf die nächste Fachausschusssitzung verschoben werden, so lautet der Vorschlag der Verwaltung. Während es bei den Kitaplätzen mehr freie Plätze als Wartende gebe, oft aber Örtlichkeit und Betreuungszeiten nicht mit den Elternwünschen korrespondierten, gebe es bei den Krippenplätzen in der Tat ein Minus, schilderte Andreas Cordes die Situation. Bis zur Sitzung hoffe er genaue Zahlen zu haben, sagte der Fachbereichsleiter der Redaktion. „Hier geht Sorgfältigkeit vor Schnelligkeit.“
Die Sitzung des Ausschusses für Jugend, Frauen, Senioren, Familie und Soziales beginnt am Montag, 4. September, um 18 Uhr im Seeberger Kindergarten „Lüttje Lüüd“.