Heilshorn. Beate Schulz ist noch ein wenig ratlos. „Wir müssen uns wirklich überlegen, wo wir den fehlenden Liter Milch kaufen“, sagte die Heilshornerin. Für Michael Dirschauer waren „eher die Brötchen das Problem“. Diese Frage stellte er sich nicht nur als Heilshorner, sondern stellvertretend für die anderen Bewohner des Ortsteils von Osterholz-Scharmbeck – und das schon ganz früh am Dienstagmorgen. Dirschauer ist stellvertretender Stadtbrandmeister. Er wurde um 5.30 Uhr von seinem Funkmeldeempfänger und den Sirenen aus dem Schlaf gerissen. Der Grund: Die Verkaufsräume der Tankstelle Heilshorn brannten.
Aufgrund des Einsatzstichwortes „Tankstellenbrand“ rückten die zuerst die Ortswehren Heilshorn, Garlstedt und Hülseberg aus. Unterstützung kam aus Osterholz-Scharmbeck und Scharmbeckstotel sowie später von der Feuerwehr aus Pennigbüttel. Zu Spitzenzeiten waren 75 Einsatzkräfte mit zwölf Fahrzeugen vor Ort. Verletzte gab es keine, der Sachschaden dürfte sich nach aktuellen Schätzungen der Polizei im sechsstelligen Bereich bewegen. Er habe mit der ersten in der Pressemitteilung verbreiteten Aussage, dass sich Sachschaden „im hohen fünfstelligen Bereich“ bewege, „wohl etwas zu niedrig gelegen“, sagte Helge Cassens, Sprecher der Polizeiinspektion Verden-Osterholz. Wie genau das Feuer entstanden ist, müssen die Brandermittler in der nächsten Zeit herausfinden. Die Brandursache ist unklar. Sicher ist bislang nur, dass es in den nach hinten liegenden Verkaufsräumen losgegangen war. Dort hatten es die Mitarbeiter zu Beginn ihres Dienstes entdeckt. Glücklicherweise seien die Zapfsäulen und Tanks nicht gefährdet gewesen, teilten Polizei und Feuerwehr mit.
Dafür hatten die Helfer mit anderen Problemen zu kämpfen. Der hintere Bereich sei durch Gitter gegen Einbruch gesichert gewesen, erläuterte Dirschauer: „Wir mussten uns mit roher Gewalt Zugang verschaffen.“ Doch das war nicht die einzige Aufgabe, vor der die Feuerwehrleute standen. Sie hatten vor allem mit einer massiven Rauchentwicklung zu kämpfen und mussten deshalb für genug Atemschutzgeräteträger sorgen. Um ausreichende Reserven vor Ort zu haben, wurde die Ortswehr Pennigbüttel nachalarmiert. Auch zusätzliche Sauerstoffflaschen mussten von der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Pennigbüttel herangeschafft werden.
Das zweite Problem war laut Dirschauer, dass sich der Brand durch die abgehängte Decke unkontrolliert ausbreiten konnte und es auch zu einer Durchzündung kam. Insgesamt gingen zwölf Trupps mit B- und C- sowie einem Wenderohr von der Osterholzer Drehleiter aus gegen den Brand vor. „Nach drei Stunden ist das Feuer weitestgehend aus gewesen, und es konnte mit den Nachlöscharbeiten begonnen werden“, schrieb Marcus Zylka, Presseprecher der Stadtfeuerwehr Osterholz-Scharmbeck, im Internet. Nach sechs Stunden habe der Einsatz beendet und „die Einsatzstelle der Polizei übergeben“ werden können.
Allerdings mussten die Helfer gegen 12.30 Uhr noch einmal anrücken. Die Mitarbeiter einer Spezialfirma, die nach den Tanks für das sogenannte Low Pressure Gas (LPG) schauen sollten, hatten Rauch entdeckt. Dies stellte sich glücklicherweise als Fehlalarm heraus. „Wir kontrollieren heute Abend noch einmal“, sagte einer der Helfer.
Während des Einsatzes mussten die Anwohner Fenster und Türen wegen der Dämpfe geschlossen halten. Deshalb gab es in der nahegelegenen Kindertagesstätte nur eine Notbetreuung. Und weil die Landesstraße 135 während der Löscharbeiten für den Verkehr voll gesperrt war, blieben auch viele der Heilshorner Schüler am Dienstag zu Hause. Entsprechend wenig hatte Beate Schulz als Schülerlotsin zu tun. Sie und viele andere fragten sich, was aus ihrer Tankstelle wird. Sie sei ein Kommunikationspunkt.