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Digitales Bezahlen nimmt zu Volksbank Osterholz und Sparkasse Rotenburg: Bargeld bleibt wichtig

Auch wenn bargeldloses Bezahlen immer weiter zunimmt: Ein Ende des Bargelds ist in absehbarer Zeit nicht in Sicht. So schätzen zumindest die Osterholzer Volksbank und die Rotenburger Sparkasse die Lage ein.
04.09.2025, 05:00 Uhr
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Volksbank Osterholz und Sparkasse Rotenburg: Bargeld bleibt wichtig
Von Bernhard Komesker

Digitales Bezahlen befindet sich in Deutschland auf dem Vormarsch. Auch im Landkreis Osterholz werden selbst kleinere Beträge inzwischen immer seltener in bar bezahlt. Trotzdem wird Bargeld auf absehbare Zeit weiter eine wichtige Rolle spielen und nicht vollständig verschwinden. Davon sind Jan Mackenberg und Thorben Prenntzell, die Chefs von Volksbank und Sparkasse, überzeugt. Die Geldhäuser betreiben nach eigenen Angaben einen hohen Aufwand, um die Bargeldversorgung im Geschäftsgebiet aufrechtzuerhalten; für die Sparkasse ergibt sich das auch aus dem öffentlichen Auftrag, die finanzielle Teilhabe der Menschen flächendeckend zu gewährleisten. Bei der Volksbank summiert sich allein das Gesamtgewicht der Münzen, die per Geldtransport zur Bundesbank befördert werden, auf 55 Tonnen pro Jahr. Am Zielort werden die Münzen geprüft und neu in Rollen verpackt.

Weitere Zahlen zum Bargeldvolumen, das die beiden befragten Institute alljährlich bewegen, sind aus Sicherheits- und Strategie-Gründen nicht zu bekommen. Auch den personellen und finanziellen Aufwand, der durch Technik und Logistik entsteht, möchten die beiden Institute nicht näher beziffern. Nur so viel: Mit der Corona-Pandemie sei die ohnehin rückläufige Zahl der Bargeldverfügungen am Automaten regelrecht eingebrochen, sagt Jan Mackenberg. Die Volksbank Osterholz-Bremervörde verzeichne seit 2020 einen jährlich gut fünfprozentigen Rückgang der Verfügungsmengen an den 26 Geldautomaten, die sie in ihrem Geschäftsgebiet betreibt. Gleichwohl würden im laufenden Jahr 14 Terminals altersbedingt vollständig ausgetauscht, teilt der Volksbanker mit.

Bargeldloses Zahlen nimmt deutlich zu

Volksbank und Sparkasse verzeichnen eine deutliche Zunahme an bargeldlosen Zahlungen. Um die Betriebskosten bei der Bargeldversorgung nicht ins Uferlose wachsen zu lassen, können Volksbank-Kunden seit 2023 auch an ausgewählten Automaten der Sparkasse kostenlos an Bargeld kommen. Das sei ein Gebot der Frage der Effizienz und Kundennähe, findet Mackenberg. Je nach Entwicklung des Zahlungsverhaltens und der Nachfrage könnte die Kooperation der Konkurrenten auf diesem Feld auch noch ausgedehnt werden, sagen Beobachter.

Die Sparkasse Rotenburg Osterholz "investiert regelmäßig in Service und Sicherheit" ihrer SB-Standorte, fährt Thorben Prenntzell fort. An den Kassen ihrer 18 Geschäftsstellen registriere die Sparkasse bislang aber keine nennenswerte Änderung im Kundenverhalten. Die Vor-Ort-Dienstleistungen des Hauses seien nach wie vor gefragt. "Vor allem ältere Personen und auch einige Firmenkunden nutzen sie nach wie vor gerne, insbesondere für Ein- und Auszahlungen", sagt Vorstandsvorsitzende der Sparkasse. Er gehe davon aus, dass sich das in naher Zukunft auch nicht ändern werde, wenngleich größere Bargeld-Beträge inzwischen deutlich seltener über den Schalter gingen.

Für Wahlfreiheit, gegen Digitalzwang

Jan Mackenberg bekräftigt, die Liebe vieler Menschen in Deutschland zu Geldscheinen und -münzen sei nach wie vor spürbar – und aus seiner Sicht auch nachvollziehbar. Er sagt: "Bargeld steht für Unabhängigkeit, Kontrolle und Vertrautheit." Man kann es anfassen, es fühlt sich echt an. Hinzu kommen Aspekte wie Privatsphäre und Alltagstauglichkeit. Aus Volksbank-Sicht stecken damit Kundenwünsche dahinter, die es auch angesichts einer vielfältigen Zahlungslandschaft weiterhin zu respektieren gelte. Aus dem Trend zu kontaktlosem Bezahlen mit Karte oder Smartphone und Online-Banking solle kein Zwang werden. Kunden und Mitglieder der Volksbank sollen "auch künftig frei wählen können, wie sie bezahlen möchten".

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Thorben Prenntzell sieht das ähnlich. Bargeld erleichtere nun mal vielen Menschen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, weshalb die Sparkasse auch erhebliche Summen in die Modernisierung und Sicherheitstechnik an vielen SB-Standorten stecke und stecken werde. "Letztlich sind es gerade auch diese Serviceleistungen, die eine Regionalbank wie die Sparkasse ausmachen." Wie sich das Ganze in Zukunft entwickeln werde, hänge nicht nur von der technologischen Entwicklung ab, sondern es komme entscheidend auch auf die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen an, so Prenntzell weiter. Jan Mackenberg verweist dabei ebenfalls auf offene Fragen und Folgen für die Infrastruktur-Planung: "Politik, Banken und Dienstleister müssen gemeinsam Lösungen finden, wie eine sinnvolle Bargeldversorgung auch bei sinkender Nutzung wirtschaftlich und sicher gestaltet werden kann."

Eine persönliche Abschlussfrage

Gefragt danach, wie er es selbst mit dem Bezahlen im Alltag halte, sagt der Volksbank-Vorsitzende, er habe in der Regel nur eine sehr geringe Bargeldmenge bei sich: für das Trinkgeld in der Gastronomie, die Kollekte in der Kirche oder für die Stellen, an denen sich digitale Bezahlmöglichkeiten noch nicht durchgesetzt haben. Thorben Prenntzell erklärt, er wollte keine Angaben dazu machen, ob und wie viel Bargeld er üblicherweise mit sich führt.

Zur Sache

Der digitale Euro
Die Europäische Zentralbank (EZB) will als Ergänzung zum Bargeld sowie zum Geld auf Bankkonten den sogenannten digitalen Euro einführen. Privatpersonen und Unternehmen sollen den schnellen digitalen Zwilling von Schein und Münze als gesetzliches Zahlungsmittel nutzen können. Bargeld bleibt nach den EZB-Plänen aber ebenfalls weiterhin ein gesetzliches Zahlungsmittel. Der digitale Euro soll online und offline nutzbar sein, kostenfrei, sicher und europaweit verfügbar. Volksbank und Sparkasse warten gespannt auf die Auswertung der sogenannten Vorbereitungsphase, die noch bis zum Ende des Jahres läuft. Jan Mackenberg sagt: "Wir rechnen mit weiteren technischen und organisatorischen Herausforderungen sowie hohen Investitionen." Auch Thorben Prenntzell sieht einige Schattenseiten. Dazu zähle eine mögliche Schwächung des Zahlungsverkehrs kleiner, regionaler Banken zugunsten von IT-Riesen wie Google und Apple. Unklar seien aus seiner Sicht die Rolle des Staates sowie der praktische Nutzen, denn die bestehenden Systeme (Karte, App und Wallet) "funktionieren sehr gut und haben eine hohe Akzeptanz", so Prenntzell. Auf der Habenseite stehe, dass der digitale Euro Europas Unabhängigkeit stärken werde. Grundsätzlich dürfte er auch gut integrierbar sein in die heutigen Apps und Digitalservices der Banken und Sparkassen. Und zweifelsohne würde auch der Aufwand für die Bargeldlogistik sinken: vom Transport über die Automaten bis hin zur Sicherheit.
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