Eine selbst gebaute Loggia mit einer Küchenzeile, eine gemütliche Sitzecke vor einer niedrigen Mauer und ein Meer aus farbenfrohen Pflanzen: Der Garten von Ingrid Veeser und ihrem Mann ist nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein lebendiges Ökosystem, das sie mit viel Hingabe pflegen. Auf 1600 Quadratmetern haben sie eine grüne Oase geschaffen, in der sie entspannen können und die zahlreichen Tieren ein Zuhause bietet. Doch hinter der Idylle steckt viel Arbeit – und eine klare Philosophie.
„Meine Lieblingspflanze ist der riesige Walnussbaum“, erzählt Ingrid Veeser. Der Baum, der seit den 1950er-Jahren in ihrem Garten steht – und damit lange vor ihrem Einzug in das Haus –, erinnert sie an ihre Kindheit, als sie mit ihrer Familie Walnüsse sammelte. Der Garten selbst hat eine bewegte Geschichte: Als die Hobby-Gärtnerin mit ihrem Mann in das Haus einzog, standen dort noch hauptsächlich Nadelbäume. Nach der Rodung ließ Veeser ihrer Liebe zu Pflanzen freien Lauf. Daraus entstand in den vergangenen Jahren ein vielfältiger Lebensraum. „Hier in Bremen-Nord haben wir Sandboden, was die Vegetation von der Innenstadt unterscheidet. Das macht den Garten besonders“, erklärt sie.
Ursprünglich ist dieser Garten mal als Gemüsegarten angelegt worden, davon erzählt jedenfalls ein alter Gartenplan. "In den 1950er-Jahren war das ja noch so, dass sich jeder von seinem Garten ernähren können musste, es gab ja noch keine Supermärkte. Wir haben den alten Gartenplan noch gefunden, und ich denke, er stammt aus dieser Zeit, genauso wie die riesige Marone", berichtet Veeser.












In der Hobby-Gärtnerin, die schon viel Erfahrung mit Selbstversorgung im Kleingarten gesammelt hat, steckt laut eigener Aussage eine kleine Pflanzensammlerin. Das zeigt sich in den Beeten, denn sie setzt auf eine bunte Mischung aus Nutz- und Zierpflanzen. Zwischen Obstbäumen, Gemüse und Kräutern wachsen Stauden, Rosen und sogar Bananenpflanzen. „Ich pflanze alles durcheinander. Das sieht nicht nur schön aus, sondern hilft auch, Schädlinge zu reduzieren“, sagt sie. Ein weiterer Vorteil der Mischkultur: Der Boden bleibt gesund. Pflanzenkrankheiten haben laut Veeser keine Chance.
So kommt der Garten auch ohne chemische Pestizide oder Kunstdünger aus. Stattdessen setzt sie auf Kompost und Mulch, um den Boden zu verbessern. „Alles, was im Garten anfällt, wird wiederverwendet. Weiche Pflanzenreste kommen auf den Kompost, härtere Materialien werden geschreddert und als Mulch verwendet“, erklärt sie.
Ein großer Teil des Gartens ist für den Anbau von Obst und Gemüse reserviert. Von Zucchini über Feigen bis hin zu Äpfeln – die Ernte ist oft so reichlich, dass die Hobby-Gärtnerin sie nicht allein bewältigen kann. „Wir haben mal 450 Kilo Äpfel geerntet und zur Mosterei gebracht“, erzählt sie. Überschüsse teilt sie mit Nachbarn oder verkauft sie über Plattformen wie nebenan.de. „Marmelade haben wir seit 20 Jahren nicht mehr gekauft. Wir machen alles selbst.“
Natürliche Umgebung bietet Lebensraum für Insekten und Vögel
Der Garten ist nicht nur ein Paradies für Pflanzen, sondern auch für Tiere. „Wir haben hier unglaublich viele Insekten, Vögel und sogar Fledermäuse“, erzählt sie stolz. Besonders freut sie sich über die Nashornkäfer, die in einem eigens angelegten Holz- und Rindenhaufen leben. „Weniger aufräumen ist mehr“, betont sie. Abgestorbene Pflanzenteile und natürliche Verstecke bieten Lebensraum für zahlreiche Arten und helfen so beim Erhalt der heimischen Artenvielfalt.
Weniger aufräumen klingt zwar nach weniger Gartenarbeit, aber da die Fläche groß ist, müssen Ingrid Veeser und ihr Mann besonders im Frühjahr ranklotzen: „Im April und Mai ist es richtig viel Arbeit. Aber es ist auch ein tolles Fitnesstraining.“ Der dichte Bewuchs im Laufe des Jahres reduziert den Aufwand allerdings erheblich: „Dann laufe ich nur noch durch, ernte und sortiere ein bisschen.“ Für sie ist die Gartenarbeit nicht nur körperliche Betätigung, sondern auch Meditation: „Beim Gießen schaue ich mir die Pflanzen an, prüfe, ob sie gesund sind, und komme zur Ruhe.“
Trotz aller Freude bringt der Garten auch Herausforderungen mit sich. Besonders problematisch sind Pflanzen wie Giersch oder Brombeeren, die sie regelmäßig entfernen muss. „Giersch wächst im Frühjahr so schnell, dass er die Stauden überwuchert. Ich reiße ihn ab, um die Pflanzen zu schützen“, erklärt sie. Auch Extremwetter wie Stürme setzen dem Garten zu. „Vor zwei Jahren hat ein Sturm unsere Marone stark beschädigt. Die Äste waren so groß und schwer, dass wir sie nur mit der Kettensäge entfernen konnten.“
Hitzeperioden können dem Garten hingegen dank der dichten Bepflanzung nicht viel anhaben. Und wenn es den Gärtnern zu heiß wird, finden sie kühle Schattenplätze unter den Bäumen im hinteren Bereich. Dass man als Gärtnerin aber nie fertig ist, zeigt ein Blick hinter eine Hecke: Dort lagern nicht nur Materialien für ein Hühnergehege, sondern es gibt noch Raum für mehr Ideen.
Viel Platz für Natur, nachhaltiges Gärtnern und Selbstversorgung: Der Vegesacker Garten zeigt, wie gut sich das miteinander verbinden lässt. Und mit viel Liebe zum Detail und einem tiefen Verständnis für die Natur, haben sie einen verwunschenen Ort für Mensch und Tier geschaffen. „Ein Garten ist ein lebendiger Organismus“, sagt Ingrid Veeser – und ihr Garten ist der beste Beweis dafür.