Die Freilichtbühne Lilienthal präsentiert in diesem Jahr "Ronja Räubertochter" als Familientheater. Die Premiere des Stücks nach dem Buch von Astrid Lindgren am Sonnabend, 25. Mai, um 17 Uhr eröffnet die Spielzeit 2013.
Lilienthal. "Wo ist das kleine Menschlein", kreischt der schwarze Vogel und lacht ein gehässiges "Hä, Hä" hinterher. Das Mädchen duckt sich, zieht den Kopf zwischen die Schultern und macht sich noch kleiner als es ist. "Ronja Räubertochter", hier gespielt von Merle Müller, begegnet zum ersten Mal in ihrem Leben den Wilddruden – jenen Wesen, die halb Tier, halb Mensch sind. Die tänzeln furchteinflößend um sie herum in ihren schwarzen Mänteln mit ausladenden Federkragen und goldenen Schnabelmasken. Hinter einer verbirgt Marléne Gronholz ihr Gesicht. Sie spielt zum ersten Mal auf der Freilichtbühne Lilienthal und fühlt sich sichtlich wohl in ihrer Rolle.
Rund 40 Darsteller agieren als Räuberkinder und Räubereltern, als Rumpelwichte, Wilddruden, Graugnome oder Ritterfräulein den Räuberwald mit Burg und Höllenschlund auf der Freilichtbühne. Gertie Trauvetter und Uli Wolf verleihen ihr wie in den Vorjahren das passende Gesicht zum Stück.
"Seit langem ein sehr junges Ensemble", nennt Regisseurin Elke Ohlrogge ihre Schauspieler. Junge Erwachsene und Kinder spielen das Stück für Jung und Alt, und Ohlrogge schwärmt: "Gerade die Kleinen sind mit so viel Eifer dabei." Und den braucht es in der heißen Probenphase, wenn Schauspiel, Kostüm, Maske, Bühnenbild, Musik und Technik zu einem Ganzen verschmelzen.
Angefangen hatten sie im Februar mit drei Proben pro Woche. Jetzt radelt Marléne Gronholz an jedem Nachmittag zur Freilichtbühne. Die 14-Jährige lächelt die Frage einfach weg, ob das anstrengend sei. Nein, das mache Spaß. Sie habe hier schnell Freunde gefunden, und die Regisseurin, sie nennt sie Elli, die sei "eine ganz Nette".
Für den Fototermin trägt Marléne Gronholz zum ersten Mal das komplette Wilddrudenkostüm, und auf der Bühne murrt Merle, alias Ronja: "Im Kostüm machen die wirklich Angst." Kein Wunder, so ganz in Schwarz und mit fingerlangen, knallroten Klimpernägeln. Unter der Maske jucke die Haut, verrät Marléne Gronholz später, und durch die Gesichtsmaske sehe sie alles golden. Da gibt es nur ein Gegenmittel: Zum Boden zu schauen. Auch an den weiten Flügelkragen muss sie sich noch gewöhnen, besonders, wenn sie damit die schmale Treppe der Bühnenburg hinaufsteigen wird.
Theater ist der jungen Schauspielerin vertraut. Seit ungefähr ihrem siebten geburtstag besucht sie die Theaterschule der Freilichtbühne und hat schon zwei Spielzeiten im Wintertheater absolviert. Jetzt wagt sie den Schritt auf die große Bühne unter freiem Himmel. "Lauter reden, damit das auch hinten ankommt", hat sie dafür bei den Proben gelernt. Und, dass sie die Bewegungen viel größer machen muss als im Saal. Gronholz geht leicht in die Knie, und ihre Hände fahren weite Kreise um den Körper, dazu gibt sie ein böses Lachen zur Probe. Das ganze mutet wie eine Choreografie an, und das ist es auch. Dann wird aus der Wilddrude wieder der Teenager. Lächelnd verrät Marléne Gronholz, ihre Hände schwitzen schon jetzt in den schwarzen Handschuhen.
Astrid Lindgrens letztes Buch
Drei Wilddruden soll es pro Vorstellung geben. Vor ihnen, den Graugnomen, den verfeindeten Borkaräubern und dem Höllenschlund hatte der Räubervater Mattis seine Tochter Ronja gewarnt, als er ihr erlaubte, endlich alleine durch den Wald zu streifen. Es kommt wie es kommen muss, Ronja trifft Birka (Maurice Walter), Borkas Sohn und sie werden beste Freunde. "Ronja Räubertochter", Astrid Lindgrens letztes, im Jahre 1981 erschienenes Buch, nennt die Freilichtbühne "ein Buch über Freundschaft, Toleranz und Sich-Vertragen". 1999 hatte die Freilichtbühne Lilienthal das Stück schon einmal gezeigt, und auf diese Fassung griff Ohlrogge zurück, denn "die war einfach passend". Alles andere sei neu, betont die Regisseurin – vom Kostüm bis zur Musik. Marcus Schirmer ist der Komponist und erfüllte Elke Ohlrogges Wunsch: "Ich wollte, dass die Leute mit einem Ohrwurm nach Hause gehen." Er gab beispielsweise den Wilddruden und den Rumpelwichten, dem Höllenschlund und natürlich den Hauptpersonen eigene Themen. Der Höllenschlund soll seinem Namen obendrein mit Hilfe der Pyrotechnik gerecht werden, aber in Maßen, schließlich verspricht Ohlrogge "ein Stück für Familien", eines "mit viel Tempo" - inklusive Pause soll es etwa zwei Stunden dauern.
"Ronja Räubertochter"–Vorstellungen bis zur Sommerpause: 25. und 26. Mai, 1./2./8. und 23. Juni jeweils 17 Uhr, 29. Mai, 4. und 6. Juni jeweils um 9.30 Uhr sowie 26. Juni um 20 Uhr – weitere Informationen unter www.freilichtbuehne-lilienthal.de oder telefonisch unter 04298/30198.