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Räume in Tarmstedt gekündigt Diakonie-Sozialstation zieht nach Breddorf um

In Breddorf soll im nächsten Jahr eine Tagespflege für Senioren eröffnet werden. Aber nicht nur das: Warum die komplette Diakonie-Sozialstation von Tarmstedt nach Breddorf zieht.
06.11.2023, 19:00 Uhr
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Von Johannes Heeg

Breddorf. Hauptstraße 6-8 in Breddorf, das wird ab dem kommenden Jahr die Adresse der Diakonie-Sozialstation Tarmstedt sein. Diakonie-Geschäftsführerin Anja Ahlers und der Eigentümer des Gebäudes, Andreas Maske, werden einen Mietvertrag über zehn Jahre abschließen, die Eröffnung soll zum 1. September 2024 erfolgen. Ahlers und Maske, aber auch Breddorfs Bürgermeisterin Susanne Schmiedel sprechen von einer Win-win-Situation.

Die Bürgermeisterin war es, die die Diakonie und Maske zusammen gebracht hat. Sie sieht für ihre Gemeinde einen Bedarf für eine Tagespflegeeinrichtung und hat bei mehreren Betreibern in der Region angefragt. Bei der Tarmstedter Diakonie lief sie offene Türen ein, "denn wir waren auf der Suche nach einem zweiten Standort neben unserer Tagespflege in Tarmstedt", sagt Anja Ahlers. Denn das Tarmstedter Haus mit seinen 18 Plätzen, die von insgesamt 43 Gästen rotierend genutzt würden, sei praktisch ausgebucht, es gebe eine Warteliste. "Da kam die Anfrage von Frau Schmiedel gerade recht", so Ahlers. Zumal sich weiterer Raumbedarf ergeben hat: Der Diakonie-Sozialstation in Tarmstedt, die seit 2013 an der Bremer Landstraße im Jan-Reiners-Seniorenzentrum sitzt, wurde der Mietvertrag gekündigt.

Direkt neben Tante-Enso

Was die Bürgermeisterin zu bieten hatte, war ein großes, leer stehendes Haus in zentraler Lage in Breddorf – für das sich Anja Ahlers sofort begeistern konnte: "Es ist wirklich ideal für unsere Zwecke", sagt sie bei einem Rundgang durch das dreigeschossige Gebäude, das direkt neben dem Tante-Enso-Supermarkt steht und daher auch die Adresse Ehebrocker Straße 2 hat. Ahlers sieht die künftigen Räume praktisch schon vor sich, weiß, welche Wände abgerissen werden, wo die Küche hinkommt, die Verwaltung arbeiten und die Teeküche eingerichtet wird, wo der Ruheraum entsteht, wo das Klavier stehen wird, und sogar den großen Weihnachtsbaum im Eingangsbereich hat sie schon vor Augen. Unterm Dach könnten Wohnungen für Mitarbeiter entstehen, ein wichtiger Punkt für die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland, sagt Ahlers.

Ihr Vermieter wird Andreas Maske sein, das Gebäude ist sein Elternhaus, er ist darin aufgewachsen. 1958 wurde es errichtet, unten betrieb sein Vater etliche Jahre einen kleinen Supermarkt, in den oberen Stockwerken wohnte die Familie. Als sich aus dem Supermarkt mit Lieferdienst ein stetig wachsender Autoverleih entwickelte, wurde aus dem Haus für einige Jahre die Firmenzentrale mit zig Büros, in einem steht noch ein Tresor. Nun will Maske das Haus gründlich sanieren, das Dach dämmen, neue Fenster und Türen einbauen, neue Leitungen verlegen und eine neue Heizung einbauen lassen. 230.000 Euro will er dafür in die Hand nehmen, zum Sommer 2024 soll alles fertig sein.

Seniorengerechte Mini-Häuser

Darüber hinaus hat Maske noch weitere Pläne. Er möchte zunächst drei seniorengerechte Mini-Häuser auf dem Grundstück errichten, sogenannte Tiny Houses. Sie sollen "nett anzusehen und bezahlbar" sein, aller Voraussicht nach werden sie aus Holz bestehen. Später sollen bis zu sieben weitere dieser kleinen Häuser dazu kommen. Auch damit wolle er etwas für die älter werdende Landbevölkerung tun, sagt er auf Anfrage und betont, dass es sich hierbei durchaus um ein Herzensprojekt handele. Das Geschäft mit der Diakonie sei "kaufmännisch nicht mit spitzem Bleistift gerechnet", dafür wisse er das Haus in guten Händen, und die künftige Nutzung sei gut fürs Dorf.

Sie wäre mit der Diakonie-Sozialstation gerne in Tarmstedt geblieben, sagt Anja Ahlers. Doch leider habe sie dort keine neue Bleibe gefunden, nachdem ihr der Mietvertrag Anfang des Jahres gekündigt worden sei. Mittlerweile habe auch der Kirchenvorstand dem Ortswechsel zugestimmt. So werden also 40 ambulant tätige Pflegerinnen, Pfleger und Hauswirtschafterinnen samt 14 Autos plus das achtköpfige Verwaltungsteam 2024 nach Breddorf umziehen. Längst werde weiteres Personal gesucht, ein Koch oder eine Köchin beispielsweise, zudem Pflegehelferinnen und ehrenamtliche Fahrer und Fahrerinnen. Die Geschäftsführerin, die seit August 2022 im Amt ist, möchte gerne auch Fußpflege, Yoga, Friseurdienste und Krankengymnastik im Breddorfer Haus anbieten, für das im Übrigen noch ein passender Name gesucht wird.

Und gerne möchte Ahlers mit örtlichen Einrichtungen kooperieren. So habe sie bereits eine Chipkarte für den benachbarten Tante-Enso-Laden bestellt, denn dort sollen künftig die Lebensmittel und anderen Dinge eingekauft werden, die Bewohner und Mitarbeiter so brauchen. Bürgermeisterin Schmiedel könnte sich unter anderem vorstellen, dass die Nutzerinnen und Nutzer der Tagespflege gerne Besuch vom Kindergarten bekommen. "Ich freue mich total über diese positive Entwicklung für unser Dorf", sagt sie.

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Schon mehrmals umgezogen

Die Ursprünge der Tarmstedter Diakonie-Sozialstation reichen ins Jahr 1909 zurück. Damals stellte das Rotenburger Diakonissenhaus erstmals eine Gemeindeschwester für Wilstedt ab, sie bezog ihre Station an der Konterschaft. Krankenbesuche und -pflege, Vorsorgeuntersuchungen an Schulen gehörten zu den Aufgaben, aber auch Seniorenarbeit und die Betreuung von Frauenkreisen. Sie hatte mehrere Nachfolgerinnen, bis sich 1984 die Diakonisse Elisabeth in den Ruhestand verabschiedete.

Nun kam der gelernte Krankenpfleger Henry Michaelis ins Spiel, der damals im Lilienthaler Krankenhaus arbeitete und mit seiner Familie im Gemeindehaus an der Kleinen Trift in Tarmstedt wohnte. Der Kirchenvorstand trug ihm die Nachfolge der Gemeindeschwester an, Michaelis übernahm den Job – und entwickelte daraus die Diakonie-Sozialstation, als deren Geschäftsführer er später in Rente ging. 1994 bezog die Station im Haus Bremer Landstraße 1a ihre ersten Büros, 2013 zog sie in die jetzigen Räume im Jan-Reiners-Seniorenzentrum um.

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