Landkreis Rotenburg. Nachdem vor Tagen bei einem Bewohner der Rotenburger Werke auf dem Kalandshof eine Corona-Infektion festgestellt wurde, ist jetzt mit dem Diakoniekrankenhaus eine weitere sensible Einrichtung in der Kreisstadt betroffen. Eine Mitarbeiterin sei mit Covid-19 infiziert, worauf das Gesundheitsamt auch sechs Arbeitskollegen in die häusliche Quarantäne geschickt habe, erklärte dessen Leiterin Carmen Menzel am Donnerstag im Kreishaus.
Im Landkreis Rotenburg wurden seit Donnerstag zwei neue Corona-Fälle bekannt, damit stieg die Zahl der aktuell Infizierten auf 61. Drei Personen werden stationär behandelt, zwei von ihnen auf der Intensivstation. Insgesamt wurden bisher 406 Fälle gezählt. 342 davon sind mittlerweile wieder genesen, drei Personen verstorben. Zurzeit befinden sich rund 270 Kontaktpersonen sowie vier Reiserückkehrer in Quarantäne.
Ebenso wie im Fall der Wohngruppe der Rotenburger Werke gebe es auch bei der Christengemeinde Westertimke, von der zahlreiche Infektionen ausgegangen waren, derzeit „keine Folgefälle“, so Menzel. Gemeindetreffen seien nicht mehr untersagt, doch verzichte die Glaubensgemeinschaft freiwillig darauf, nachdem der Landkreis bei einem Ortstermin in Westertimke im Hygienekonzept offenbar noch Mängel entdeckt hat. „Wir hoffen für die kommende Woche auf ein akzeptables Konzept“, so Menzel.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gab Menzel für den Kreis Rotenburg mit „derzeit 20 bis 25“ an. Damit stehe der Landkreis bundesweit „noch sehr gut da“. Zum Vergleich: Im Nachbarkreis Verden stieg der Wert von 66 auf 78, was mit Einschränkungen für die Bürger verbunden ist. „Das Robert-Koch-Institut meldet heute Morgen einen neuen Höchststand“, so Menzel. Bundesweit habe es innerhalb von 24 Stunden mehr als 11 000 neue gemeldete Infektionen mit dem Coronavirus gegeben, knapp ein Drittel der erfassten Kreise und Städte wies einen 7-Tage-Inzidenzwert von über 50 auf. „Aber auch bei uns steigen die Zahlen an“, so Menzel.
Sozialkontakte reduzieren
Jetzt liege es an jedem einzelnen, daran mitzuarbeiten, dass sie wieder sinken. Das Cluster in Gnarrenburg zeige deutlich, dass viele Sozialkontakte eine schnelle Ausbreitung nach sich ziehen. Einige der infizierten Partybesucher seien auch als Mannschaftssportler aktiv, was zur Verbreitung des Virus beigetragen habe. „Hier konnte mit einer Allgemeinverfügung, speziell für die Gemeinde Gnarrenburg, ein Rückgang der Fallzahlen erreicht werden“, so Menzel. Es sei wichtig gewesen, die Sozialkontakte zu reduzieren. Und darum gehe es auch in der nächsten Zeit.
Die bisherigen Erfahrungen mit Fällen in Schulen und Kitas zeigten, dass die Hygienemaßnahmen dort zu funktionieren scheinen. Bei bisher über 300 Testungen in Grundschulen und in fünften bis zehnten Klassen seien vier positive Fälle gefunden worden, bei über 100 Testungen in Kitas ein positiver Fall. Der Landkreis verfolge deshalb das Konzept, die Schulen und Kitas offenzuhalten und im Fall von Infektionen einzelne Gruppen oder Kohorten zu isolieren und gegebenenfalls noch weitere Maßnahmen wie Masken tragen oder Wechselschichten anzuordnen.
Eindringlich appellierte Menzel an die Mitwirkung der Bevölkerung bei der Bekämpfung der Pandemie: „Wir alle sind gefragt, solidarisch zu sein und daran zu arbeiten, die Zahlen im Landkreis niedrig zu halten. Das bedeutet: Hände gründlich waschen, regelmäßig Lüften, Maske tragen und die Kontakte reduzieren. Mit diesen einfachen Hygiene- und Kontaktregeln können strengere Maßnahmen im Landkreis verhindert werden.“ Das Tragen von Plastikfolien verhindere nicht die Ausbreitung von Aerosolen, die das Virus enthalten.
Auch Landrat Hermann Luttmann appellierte an die Eigenverantwortung der Bürger: „Ich möchte nicht, dass die Polizei bei Menschen an der Tür steht und nach der Zahl der Besucher fragt.“