Hepstedt. Seit Jahren beschäftigt sich der Hepstedter Kinderliedermacher Florian Müller mit den Rechten der Kinder. In seinen Büchern und Liedern übersetzt er die mitunter schwer verständlichen Paragrafen der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen in eine Sprache, die auch Kinder verstehen. Für seine beiden Songs "Rote Karte für Kindersoldaten" und "Kinder brauchen eine Zukunft auf dieser Welt" hat der 50-Jährige nun in der Sparte "Bestes Kinderlied" den zweiten und dritten Platz beim deutschen Rock-und-Pop-Preis 2023 belegt.
Wie schon 2020, als er für seine Kinderrechte-CD "Seid dabei" den dritten Preis zuerkannt bekam, geht es beim Rock-und-Pop-Preis nicht um Verkaufszahlen, betont der Musiker. "Da gibt es eine Jury, die nach den Inhalten guckt", so Müller, "die hören sich das an und beurteilen die Sachen dann nach einem Punktesystem." Dass er sein Lied von den Kindersoldaten 2022 zwölf Tage vor dem russischen Überfall auf die Ukraine veröffentlicht hat, das sei reiner Zufall gewesen, so Müller: "Diese Aktualität war nicht beabsichtigt, sondern hat auch mich sehr überrascht." Der Titel des zweiten preisgekrönten Lieds, bei dem es um die Zukunft der Kleinsten geht, sei auch das Motto des Weltkindertags 2023 gewesen.
Unterdessen arbeitet Müller weiter an den Kinderrechten. Denn zu jedem der 42 Paragrafen möchte er ein Lied schreiben. Fast die Hälfte habe er bereits vertont, wobei er, was die Reihenfolge angeht, einfach seiner Kreativität ihren Lauf lasse. "Ich habe das große Glück, dass ich bei keinem großen Verlag unter Vertrag stehe, der mir Druck machen könnte." Stattdessen, so erklärt der Musiker, erscheine seine Musik bei einem kleinen Label, das ein Freund betreibe.
In Arbeit sei derzeit ein neues Buch, das er mit Geschichten aus seinen Podcasts zusammenstellt, die er in der Corona-Zeit eingespielt hatte. "Ich habe fünf dieser Geschichten, die ja kleine Hörspiele sind, überarbeitet und daraus ein Taschenbuch für Kinder gemacht", erzählt Müller.
"Johannas Traum" in Vorbereitung
Weitere Projekte sind eine neue Kinderrechte-CD mit dem Titel "Seid dabei II" sowie ein neues Bilderbuch mit dem Titel "Johannas Traum". Johanna ist die beste Freundin von Max, der Hauptfigur der Kinderrechte-Geschichten. Sie träumt davon, dass sich ihre Kuscheltiere darüber wundern, dass es überhaupt nötig ist, dass man die Rechte der Kinder aufschreiben muss. Zu der Geschichte können die Kinder eine passende Musik abspielen, die sie per QR-Code aufrufen können. Die Illustration hat erneut Juan Palacio aus Bremen übernommen, der schon bei den ersten beiden Max-Bilderbüchern die Zeichnungen geliefert und auch die Cover seiner Singles illustriert hat.
Und dann gibt es da noch ein Kinderrechte-Musical, das Florian Müller derzeit an der Grundschule von Neuhaus an der Oste erarbeitet. Dort, im Cuxland, arbeitet Müller einen Tag die Woche als Musiklehrer, und ganz nebenbei ist er dort so etwas wie der Kinderrechte-Beauftragte geworden. Als er nämlich vor anderthalb Jahren mit der Idee ankam, aus der Schule eine vom UN-Kinderhilfswerk Unicef zertifizierte Kinderrechte-Schule zu machen, hatte er den Job ganz schnell an der Backe. Seitdem finden Trainings an der Schule statt, und für den Tag der Musical-Aufführung am 31. Mai ist nun die offizielle Zertifizierung vorgesehen.
Auf die Frage, wozu denn eine staatliche Einrichtung wie eine Schule überhaupt für Kinderrechte sensibilisiert werden muss, antwortet der Musiker mit Gegenfragen: "Wie weit dürfen die Kinder denn mitbestimmen? Wie steht es mit Gewalt an der Schule? Wie geht die Schule mit Konflikten zwischen Lehrkräften und Schülern und zwischen Schülern und Schülern um? Kommen Kinder auf die Strafbank oder werden die Dinge so mit ihnen besprochen, dass sie sie verstehen?"
Alle Schüler machen mit
Das Musical hat Müller so konzipiert, das alle 110 Schülerinnen und Schüler sowie sämtliche Lehrkräfte an den Vorbereitungen und an der Aufführung beteiligt werden. Involviert sei auch der Förderverein der Schule, der mit der Premiere sein 25-jähriges Bestehen feiert. Sollte eine andere Schule Interesse an dem Kinderrechte-Musical haben, müsste sie sich schon voll und ganz darauf einlassen, sagt Müller: "Ich gehe damit gerne auch an andere Schulen, aber die Sache funktioniert nur, wenn alle intensiv mitarbeiten. Ich habe kein Ensemble, das ein Gastspiel aufführt, sondern würde mit den jeweiligen Schülern und Schülerinnen arbeiten."
Sämtliche Kinderrechte-Lieder von Florian Müller sind auch beim Streamingdienst Spotify abrufbar. Das werde heutzutage einfach erwartet, sagt der Künstler. Pro abgespieltem Song bekomme er 0,1 Cent, allerdings nur, wenn er mehr als 1000 Klicks im Monat bekomme, sagt er auf Anfrage. Werde die Wiedergabe eines Lieds vorzeitig abgebrochen, reduziere sich das Honorar auf 0,01 Cent. Müller: "Davon kann unsereiner nicht leben."