Wenn Betriebsleiter Henry Kraft morgens gegen fünf Uhr zur Arbeit kommt, ist vom künftigen Gewusel im Freibad Sottrum noch nichts zu ahnen. Die spiegelglatte Oberfläche der Becken wird nur durch das Geplantsche einiger Vögel unterbrochen. „Teilweise brüten sie bei uns in den Hecken oder auf Nachbargrundstücken. Sie kommen immer wieder, schon seit Jahren“, erzählt Kraft, der die Vögel dann aus dem Wasser jagt. Und auch auf den Liegewiesen springe morgens dann plötzlich mal ein Reh oder ein Hase davon. „Ein idyllisches Bild.“
Doch immer wieder kämen außerhalb des Schwimmbetriebs nächtlich auch unerlaubt menschliche Besucher, erzählt der Schwimmmeister. "Wir hatten in den letzten Jahren relativ häufig Nachtbader – verhindern kann man das leider nicht", betont Kraft. Vor allem bei schönen Sommernächten könnte man davon ausgehen, dass ungebetene Badegäste sich Zugang zum Freibad schafften.

Beim Einbruch kaputt gegangen: Oftmals hinterlassen Nachtbader im Freibad kaputte Gegenstände und Müll.
Ärgerlich sei nur immer, wenn es Randale gibt und Dinge kaputt gehen würden. Zu oft seien schon Sitzbänke, Müll oder leere Alkoholflaschen morgens im Schwimmbecken gefunden worden. Beim letzten Vorfall vor rund zwei Wochen verschafften sich mehrere junge Menschen nachts Zugang zum Freibad. Sie kletterten nach Angaben der Polizei über den Zaun, um eine Runde schwimmen zu gehen. „Dabei ist der Zaun kaputt gegangen. So etwas ärgert einen immer besonders“, betont sein Kollege Patrick Wallbaum. Durch den verursachten Lärm wurde eine Sottrumerin auf die Gruppe aufmerksam und verständigte die Polizei. „Die Anzeigen laufen“, berichtet der 37-Jährige. Ob die angetroffenen Personen auch für einen vorangegangenen nächtlichen Besuch infrage kommen, werden weitere Ermittlungen zeigen, hieß es.
Ein eingespieltes Team
Patrick Wallbaum arbeitet seit zehn Jahren an der Seite von Betriebsleiter Henry Kraft. „Wir sind ein eingespieltes Team und verstehen uns blind.“ Das sei oftmals sogar erschreckend, erzählt auch Kraft und lächelt. Verstärkt werden die beiden ab dieser Saison auch von der 26-jährigen Kim Peymann. Zu Nicht-Coronazeiten öffnet die klassische Badeanstalt von montags bis donnerstags für ihre Frühschwimmer schon um 6 Uhr morgens. „Wir haben keine Schließzeit zwischendurch und machen erst um 20 Uhr zu – das ist für so ein kleines Bad eher ungewöhnlich“, erklärt der Betriebsleiter. Denn der Trend ginge in den vergangenen Jahren eher zu kürzeren Öffnungszeiten.
Das kleine Freibad in der Gemeinde Sottrum verfügt über ein Schwimmbecken mit sechs 50 Meter-Bahnen und ein Nichtschwimmerbecken. Auf dem Beachvolleyballfeld, an den Tischtennisplatten und im Eltern-Kind-Bereich mit einem Spielplatz können sich Groß und Klein austoben. Die klassische Badeanstalt wurde erstmalig zur Sommersaison 1978 in Betrieb genommen. „Vor der Pandemie fanden hier schon mal 1800 Personen am Tag einen Platz“, berichtet Wallbaum. Durchschnittlich seien es pro Saison rund 40.000 bis 50.000 Badegäste. „Große Bäder schmunzeln darüber natürlich, aber wir sind im Prinzip ja auch nur ein Dorffreibad“, betont der 37-Jährige.
Für das Bäder-Team ist es bereits die zweite Saison unter Corona-Bedingungen. Im Gegensatz zu vielen anderen Freibädern wurden die Öffnungszeiten in Sottrum kaum eingeschränkt. „Wir versuchen zudem, kontinuierlich am Hygienekonzept zu arbeiten, damit wir immer auf die aktuellen Infizierten-Zahlen eingehen können“, erklärt Kraft. Die derzeitigen Regelungen erlauben maximal 223 Badegäste am Tag. „Die Umkleiden und Duschen mussten zum Saisonbeginn noch geschlossen sein, jetzt dürfen wir sie bedingt wieder öffnen“, berichtet der Betriebsleiter. Damit versuche das Bad in Absprache mit dem Gesundheitsamt, wenn möglich, immer „kleine Zugeständnisse“ zu machen und trotzdem auf der sicheren Seite zu sein. „Doch ohne die vielen Stammgäste, die auch auf die Einhaltung der Regeln achten würden, wäre das nicht möglich“, betont der 56-Jährige begeistert.

Das Freibad Sottrum heißt seine Badegäste coronabedingt in zweistündigen Zeitfenstern willkommen.