Von Quelkhorn bis Buchholz gibt es einen Radweg, ebenso von Buchholz nach Wilstedt. Doch dazwischen, in der Ortsdurchfahrt, die dort Große Straße heißt, können sich Radfahrer und Radfahrerinnen schon mal ziemlich verloren vorkommen. Es klafft dort "eine schmerzliche Radweglücke", wie Jochen Franke sagt. Der Buchholzer führt an diesem Sommerabend eine gemischte Gruppe von Radlern an, die auf Einladung der Fahrradinitiative Tarmstedt (FIT) einige Problemstellen in den drei Ortsteilen der Gemeinde Vorwerk unter die Lupe nehmen will.
Radelt man aus Richtung Quelkhorn kommend nach Buchholz, hört der Radweg hinterm gelben Ortsschild unvermittelt auf. Man muss nun die Straße queren, die eine viel befahrene Kreisstraße ist. Doch irgendeine Art von Querungshilfe, ein Zebrastreifen, eine Mittelinsel, eine Ampel gar, gibt es dort nicht. Auch gibt es kein Schild, dass Autofahrer darauf hinweist, dass es auch noch Radfahrer auf der Welt gibt. Dafür aber erlebt man, wenn man so am Rande der Fahrbahn steht und Jochen Frankes Vortrag lauscht, so manchen Autofahrer, der recht unbekümmert mit gefühlt etwas mehr als den erlaubten 50 Stundenkilometern ziemlich dicht an einem vorbeirauscht.
Fahrradstreifen ist Dorfgespräch
Kein Wunder also, dass Franke für die Ortsdurchfahrt seines Dorfs einen Fahrradstreifen fordert, wie es ihn seit einigen Wochen in Wilstedt gibt. Dort handelt es sich um die gleiche Kreisstraße wie in Buchholz, es ist die meist befahrene im gesamten Landkreis – jedenfalls normalerweise, wenn nicht gerade die Wörpebrücke neu gebaut wird wie im Moment. Um zu demonstrieren, was er meint, hat er ein postergroßes Foto mitgebracht, das die Situation in Wilstedt zeigt. Das wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen, denn alle anderen 18 Teilnehmer der Tour kennen die gestrichelte Linie im Nachbardorf. Und sie wissen auch, dass der Wilstedter Fahrradstreifen Dorfgespräch ist, weil es immer wieder Radfahrer gibt, Kinder wie Erwachsene, die ihn in der falschen Richtung benutzen, was verboten ist. Dennoch sei die weiße Linie ein großer Gewinn an Sicherheit. "In Deutschland gilt das Rechtsfahrgebot", sagt Jochen Franke dazu. Vielleicht, so fügt er hinzu, "könnte das in den Schulen thematisiert werden".
Das Problem mit der Buchholzer Radweglücke trifft auch Radfahrer, die aus Richtung Wilstedt nach Buchholz kommen. Auch hier endet der Radweg im Nichts, die Radfahrerinnen und Radfahrer müssen die Fahrbahn der Kreisstraße queren, und eine Querungshilfe sucht man auch hier vergeblich. "Als Sofortmaßnahme bräuchten wir Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt", sagt Franke. Noch besser wäre ein richtiger Radweg, doch dafür gibt es nicht durchgängig Platz: Stellenweise ist ein Vorgartenzaun im Weg, mal ragt die Ecke eines Hauses bis dicht an die Fahrbahn.
Weiter geht es auf der Dipshorner Straße nach Dipshorn. Auch dort gibt es eine Radweglücke, seit zehn Jahren bereits. Wenn man in Richtung Otterstedt schaut, fehlen auf Dipshorner Seite rund 1400 Meter Radweg. Das macht das Radfahren zwischen den beiden Dörfern ziemlich gefährlich, denn die Kreisstraße windet sich auch durch einen Wald, und die Strecke ist stark befahren. Doch immerhin hier ist Abhilfe in Sicht. Im Oktober sollen im Rahmen von Vorarbeiten 38 Bäume gefällt werden, erläutert der mitradelnde Vorwerker Bürgermeister Jens Frömmrich. Im Frühjahr dann könnte der neue Radweg fertig sein. Der endet dann in Dipshorn bereits an der ersten Straße, die Im Tütschmoor heißt. Wer geradeaus auf dem schnellsten Weg nach Wilstedt will, müsste dann ein Stück auf der Straße radeln. Wer sich Zeit nimmt und das hübsche Dorf samt Tauschhaus erkunden will, biegt rechts ab. Innerorts tut sich auch bald was, denn mehrere falsch eingebaute Gullyroste werden um 90 Grad gedreht, damit sie quer zur Fahrtrichtung stehen. Die eisernen Teile sind bereits markiert.
Lob für sanierten Fernradweg
In Vorwerk meldet sich Bürgermeister Frömmrich zu Wort. "Es gibt auch Dinge, die wir bereits verbessert haben", sagt er und schlägt vor, den erst kürzlich auf Gemeindegebiet sanierten Fernradwegs Hamburg- Bremen in Augenschein zu nehmen. Hinterm Vorwerker Friedhof ist nun ein zwei Kilometer langes Teilstück in Richtung Winkeldorf wieder gut befahrbar, was allgemein gelobt wird. Der vormals grobe Schotterbelag wurde durch Asphaltgranulat ersetzt, die Fahrbahn auf 3,50 bis vier Meter verbreitert. "Nach Stapel ist das eine traumhafte Strecke", so Frömmrich. Nicht so recht voran gehe es leider mit dem Radweg zwischen Vorwerk und Otterstedt, eine weitere leidige Lücke. Das größte Stück liege auf Ottersberger Seite, und der Flecken Ottersberg wolle auch die Planung übernehmen. "Leider hakt es dort", bedauert der Vorwerker Bürgermeister.

Wo gibt es Verbesserungsbedarf für den Fahrradverkehr? Die Fahrradinitiative Tarmstedt hatte zu einer Tour durch die Gemeinde Vorwerk eingeladen.