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Auftritt am Sonntag Bremer Sängerin Alenna Rose geht beim Hurricane-Festival richtig ab

Die Indie-Sängerin Alenna Rose aus Bremen begeistert beim Hurricane-Festival mit ihrer Musik und Energie. Der WESER-KURIER hat das Talent hinter Kulissen begleitet.
22.06.2025, 17:27 Uhr
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Bremer Sängerin Alenna Rose geht beim Hurricane-Festival richtig ab
Von Lennart Bonk

Alenna Rose braucht ein paar Minuten für sich, als sie von der Bühne abgeht. Eben noch ging sie eine halbe Stunde lang auf der White Coast Stage des Hurricane-Festivals in Scheeßel ab – totale Energieentladung. Jetzt tigert sie langsam auf und ab im Backstagebereich. Der Blick ist leer, das Hemd ist nass. Sie nimmt ein paar Schlucke aus der Wasserflasche. Der Schweiß rinnt über ihr Gesicht und ihren Hals, es bilden sich kleine Bäche auf ihrer Haut. Sie ist fix und alle. Alenna Rose glänzt, strahlt und ist einfach nur glücklich: „Das war großartig. Ich wusste schon, als ich das Intro von SpongeBob Schwammkopf über meine Kopfhörer gehört habe, dass der Auftritt gut wird.“

Kurzer Sprung von hinter der Bühne in die Vergangenheit. Na gut, April 2025. „Ey, das wird so gut!“, kommentiert die Sängerin den Instagram-Post des Hurricane-Kanals – inklusive Kuss-Emoji. Die Bremerin hat den Gamechanger Contest gewonnen und damit einen Auftritt auf dem diesjährigen Hurricane, verkündet der Festivalmacher damals. „Ich habe mich riesig gefreut. Allein für meine Sichtbarkeit ist das ein wichtiger Auftritt. Durch die Festival-Playlist habe ich gut 4000 Hörer mehr dazugewonnen.“

Alenna Rose zieht die Menge mit

Zurück ins Zirkuszelt: „Eine halbe Stunde durchballern“ hat die Indie-Sängerin sich für den Sonntagvormittag vorgenommen – springen, tanzen und vor der Bühne mit dem Publikum eine „Wall of Love“ machen. „Selbst wenn es nur 15 Leute vor der Bühne werden, dann werde ich mit ihnen eine sehr gute Zeit haben. Ich liebe es, Livemusik zu machen.“ Es werden an dem glutheißen Sonntagmittag gut 150 Leute vor der Bühne – und der Funken springt auf die Menge über. Es wird getanzt, gehüpft und es gibt auch einen kleinen Moshpit („Wall of Love“ genannt), für den Rose von der Bühne in den Zuschauerraum rennt. „Das mache ich immer bei meinen Auftritten. Ich habe ehrlicherweise die Länge des Weges von der Bühne in den Zuschauerraum unterschätzt, aber die Leute haben trotzdem mitgemacht“, sagt sie anschließend und lacht.

Die kontrollierte Energieexplosion im Zirkuszelt hat Hand und Fuß. Einmal zurückspulen: Alenna Rose kommt mit ihrer Band zweieinhalb Stunden vor dem Auftritt an. Kurzer Ansager für die Social-Media-Kanäle des Hurricane-Festivals. Zwei Videografen und ein Fotograf halten den Tag für ihre Kanäle fest. „Zum Glück muss ich mich darum nicht noch selber kümmern. Ich habe ein super Team“, sagt die hauptberufliche Social-Media-Redakteurin. Aufgeregt ist sie nicht, sagt sie. Gut geschlafen? „Wenig.“ Angespannt? „Mehr als sonst.“ Aber: „Das wird schon gut. Wir sind als Band gut eingespielt. Das nimmt viel von der Nervosität weg.“

Ihre Band hat sie in Hamburg bei einem Kontaktstudiengang für Musiker kennengelernt. Joscha Mängel und Jan Wilhelm Beyer spielen die Gitarren, Leo Janczek den Bass und und Marinus Olbrich das Schlagzeug. In Hamburg hat es noch nicht direkt gefunkt, erst vor einem Jahr bei der ersten Probe außerhalb des Studiums. „Alenna ist super direkt, sehr ehrlich und voller Energie. An ihren Texten gefällt mir die klare Message. Das gefällt mir sehr“, sagt Gitarrist Beyer. Schlagzeuger Olbrich lobt ihr Organisationstalent und die Zielstrebigkeit, die sie an den Tag legt.

Zurück hinter die Bühne: Noch ist Rose im Tunnel. Die lebensfrohe Bremerin lächelt weniger als sonst, ihr Blick ist starr und ernst, ihre Ansagen sind bestimmt – volle Konzentration. „Bitte im Backstagebereich nicht im Weg herumstehen“, weist sie ihre Entourage an. „Ungebremste Energie, voller Selbstironie und voller Systemkritik“, so beschreibt das Hurricane-Festival die Gewinnerin. Mit dem Nachwuchswettbewerb soll die Diversität in der Musikbranche gefördert werden. Rose verkörpere das mit ihrem Themenmix, der sich zwischen Melancholie und Rebellion bewegt. Ihr Weg in die Rebellion ist generalstabsmäßig organisiert.

Sängerin mit Checklisten

Die Indie-Musikerin ist das Gesicht, die Stimme und die ordnende Hand der Band. „Alenna, die Technik hat gefragt, was hinten auf der LED-Wand angezeigt werden soll“, gibt Schlagzeuger Marinus Olbrich ihr beim Aufbau der Instrumente mit auf den Weg. Rose kümmert sich und organisiert das Bild für die Leinwand. Sie ist die treibende Kraft hinter dem Projekt. „Ich habe Checklisten für alles“, sagt das Energiebündel von der Weser. Während ihre Bandkollegen die Technik aufbauen, checkt sie das Smartphone und schaut, was auf den sozialen Netzwerken geteilt wird. Irgendwas müsse sie machen. Sie hat keine Instrumente, die für den Auftritt aufgebaut und vorbereitet werden müssen. Stillstand ist nicht ihr Ding.

Doch sobald die Intro-Musik von SpongeBob Schwammkopf auf ihrem Kopfhörer ertönt, ist die kontrollierte Rose verschwunden. „Wir sind alle SpongeBob-Fans. Wenn ich die Melodie höre, weiß ich, dass es losgeht und alles gut ist.“ Wie eine Boxerin verlagert sie ihr Gewicht von dem einen auf den anderen Fuß, dann tritt sie durch den Vorhang auf die Bühne.

„Eine halbe Stunde durchballern“ hat sie sich für den Sonntagvormittag vorgenommen. Jetzt ist er da. Dieser einzigartige Moment. Der Orga-Kram ist erledigt, jetzt wird gerockt. „Auf der Bühne lebe ich einen Teil meiner Persönlichkeit aus, der im Alltag selten einen Platz hat.“ Dort kommt die Partysau raus, die springt, ihren Oberkörper schlangenartig, fast schon hypnotisch von links nach rechts bewegt. Roses Bühnenpräsenz ist ansteckend. Vor der Bühne wird auch bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius wild getanzt und gesprungen.

„Gut, dass wir nur eine halbe Stunde gespielt haben“, sagt sie und grinst breit. Sie freut sich, dass so viele Menschen im Zirkuszelt abgegangen sind. Sie hätte nie gedacht, dass so viele ihren Auftritt sehen würden. Der Traum von einer Musikkarriere lebt. Bevor sie vor einem Jahr ihr Solo-Projekt gestartet hat, war sie zehn Jahre lang Kopf der Band Lenna. „Ich könnte jeden Tag auf der Bühne stehen. Mir macht es wahnsinnig Spaß, mit anderen Menschen Musik zu machen und richtig abzugehen.“ Sie will sich eine Karriere neben dem Journalismus aufbauen, will Menschen mit ihrer Musik erreichen und bewegen. Das hat Alenna Rose in Scheeßel geschafft – und hofft, dass es nicht ihr einziger Auftritt auf dem Hurricane-Festival bleiben wird.

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