Für Alenna Rose wird ein Traum wahr: Unzählige Male sei sie schon als Fan auf dem Hurricane-Festival in Scheeßel gewesen. Jetzt steht die Musikerin, die gebürtig aus Neukrug kommt, selbst auf der Bühne eines der bekanntesten und größten deutschen Festivals, das am Wochenende, 20. bis 22. Juni, auf dem Eichenring stattfindet. Ihr Auftritt beginnt am Festival-Sonntag um 13 Uhr auf der Wild Coast Stage.
Aufgewachsen im "sehr idyllischen" Heiligenroder Ortsteil kam Rose nach eigenen Aussagen schon früh in Kontakt mit Musik. "Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie", sagt sie. Von ihrem Vater habe sie die Liebe zur Rockmusik und seine Plattensammlung vererbt bekommen, ihre Mutter spielt selbst einige Instrumente und brachte Tochter Alenna, ihren Bruder und auch den Cousin und die Cousine zur Musik. In jungen Jahren startete Rose mit der Flöte, später folgten die Trompete und klassischer Klavierunterricht, erzählt sie weiter.
Interesse an Pop-Kultur
"Ich war schon immer krass an Pop-Kultur interessiert. Ich war großer DSDS-Fan und kannte wahrscheinlich jede Boyband", sagt Rose außerdem. So habe sie während der Schulzeit "diverse Nächte" damit verbracht, auf der Online-Videoplattform Youtube neue Musik kennenzulernen. "Im stillen Kämmerlein für mich alleine" habe sie dann auch schon ihre ersten Gesangsversuche gestartet. "Das würde ich aber keinem zeigen", sagt sie rückblickend mit einem Schmunzeln.
Durch einen Zufall ging Rose dann den nächsten Schritt. Als ihr Bruder eine seiner Gitarrenstunden bei der Musikschule Reckeweg im Varrel nicht wahrnehmen konnte, sprang sie selbst ein. Aus einem unverfänglichen Schnuppern wurde dann mehr. Über den Kontakt zu Thomas Reckeweg kam Rose als 13-Jährige zum Gesangsunterricht. "Ich hatte zu der Zeit noch klassischen Klavierunterricht, habe aber fast nur gespielt, wenn ich Unterricht hatte", sagt sie. Durch den Gesangsunterricht habe sie dann aber einen ganz anderen Zugang zu dem Instrument gewonnen, da sie sich damit selbst beim Singen begleiten konnte.
Erste Auftritte
Mit anderen Schülerinnen und Schülern folgten schnell die ersten kleineren Auftritte. Auch mit Thomas Reckewegs Sohn Tammo spielte Rose auf Festen in der Region. Wenig später gründete sich rund um die Musikschule die Band Studio 21, ein Vorläufer der Band Lenna, die sich in der Region rund um Bremen einen Namen machte. Gemeinsam standen zahlreiche Auftritte an. Die Band beteiligte sich unter anderem an der CD zum 120-jährigen Bestehen von Werder Bremen. Gemeinsam nahm die Gruppe auch am Pop-Camp teil, wo sie mit Unterstützung von Profis wie Christian Neander von der Band Selig oder dem Komponisten und Songwriter Alexander "Ali" Zuckowski, der unter anderem mit Max Giesinger zusammenarbeitet, an ihrer Musik und am Auftreten feilte. "Da haben wir superviel gelernt", sagt Alenna Rose. Überregional war die Band zum Beispiel beim Festival Bochum Total mit dabei. Vor allem habe es ihr aber Spaß gemacht, "gemeinsam mit Freunden Musik zu machen und zu schreiben", blickt Rose zurück. Mit der Band entstanden dann auch einige CDs.
Nach dem Abitur an der Kooperativen Gesamtschule (KGS) in Brinkum zog Rose nach Bremen. Dort studierte sie Kommunikations- und Medienwissenschaften sowie Musikwissenschaften an der Universität. Im Jahr 2023 löste sich Lenna auf und Rose konzentrierte sich vermehrt auf ihr Soloprojekt, mit dem sie im vergangenen Jahr so richtig durchstartete.
2024 veröffentlichte sie ihre ersten Songs. Den Start ihrer Solokarriere verortet Rose in den Genres Pop, Rock und Indie. Nach den ersten Singles habe sie aber gemerkt, dass sie ihren Stil noch ein wenig "anpassen" möchte. "Ich spiele am liebsten live, dafür mache ich das Ganze. Das ist das Tollste der Welt", sagt Rose. Daher hätten sich ihre Lieder nach und nach verändert. "Es ist eigentlich mehr ein Rockkonzert geworden", sagt die 27-Jährige jetzt. Das solle sich auch in den zukünftigen Liedern widerspiegeln. Im Herzen bleibe sie aber dem Pop verbunden. "Ich mag eingängige Hooks und freche Texte", sagt die Musikerin.
Band für Live-Auftritte
Um bei Live-Auftritten eine gute Show zu liefern, verstärkt sich Alenna Rose mittlerweile mit Musikern, die sie während eines Pop-Kurses in Hamburg kennengelernt hat. Auch jetzt beim Hurricane sind Bassist Leo Janczek aus Berlin, Schlagzeuger Marinus Olbrich aus Köln und der Gitarrist Joscha Mengel aus Marburg mit von der Partie. Ergänzt wird die Gruppe speziell für die große Bühne beim Festival in Scheeßel durch Gitarrist Jan Wilhelm Bayer. "Es ist krass, wie heftig gut es funktioniert", freut sich Rose. Aus den musikalischen Bekanntschaften seien im Laufe des Jahres echte Freundschaften entstanden.
Doch wie kommt es zu so einem frühen Karrierezeitpunkt schon zu einem Auftritt beim legendären Hurricane? Den ersten großen Auftritt hatte Alenna Rose im vergangenen Jahr bei der Breminale. Kleinere Auftritte folgten und Rose versuchte die Kontaktaufnahme zu Festivals und Bands. Darüber ergatterte sie einen Platz als Support bei der Tour der Berliner Rockband Alex Mofa Gang, mit der Rose unter anderem in Dresden, Dortmund, Berlin und Hamburg spielte. "Das war supercool, weil die einfach tolle Fans haben", sagt Rose.
Wettbewerb gewonnen
Mit dieser Referenz in der Tasche sei dann der Weg zu Festivals auch einfacher geworden, berichtet Rose weiter. So bewarb sie sich beim Gamechanger Contest des Hurricane-Festivals, der sich vor allem an FLINTA*-Artists, also an Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, Trans- und Agender-Personen, richtet und gewann bei einer Abstimmung den Platz beim Festival. "Das bedeutet mir richtig, richtig viel. Es ist quasi mein Hometown-Festival. Es war das erste Festival, auf dem ich überhaupt war", schwärmt Rose. Sogar bei ihrer Abientlassung habe sie sich extra ein wenig nach vorne gedrängelt, um damals noch pünktlich zum Festival zu kommen, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Jetzt könne sie sich mit Bands die Bühne teilen, von denen sie selbst Fan ist. Zusätzlich seien aufgrund der Nähe auch viele ihrer Freundinnen und Freunde auf dem Festival. Das sei auf mehreren Ebenen "sehr emotional", so Rose.
Präsentieren möchte sie beim Hurricane ihre bereits bekannten Songs, aber auch neue Arrangements. "Es wird eine halbe Stunde richtig gut durchgeballert", verspricht sie. Im Sommer stehen dann noch 14 weitere Auftritte an. "Das ist nicht selbstverständlich im ersten Festivalsommer", zeigt sich Rose dankbar.
Dass sie irgendwann mal von ihrer Musik leben kann, sei natürlich ein Ziel. "Das ist das, was ich immer machen wollte", sagt Rose. Allerdings freut sich Rose, die hauptberuflich als Online-Redakteurin arbeitet und vor allem für Social Media verantwortlich ist, nun erst mal auf die anstehenden Auftritte.