Landkreise Osterholz/Rotenburg. Immer mehr Kommunen raten ihren Bürgern, Vorräte anzulegen. Zwar sei der Eintritt einer Energiekrise in den kommenden Monaten nach Experteneinschätzung eher unwahrscheinlich, erklären Kommunalvertreter etwa im Kreis Verden, aber ausgeschlossen werden könne der Ernstfall eben auch nicht. Das unterstreicht auch eine Sprecherin des Landkreises Rotenburg. Im Blick hat sie nicht nur mögliche Engpässe bei der Wärmeversorgung oder Stromausfälle in Folge der Energiekrise. Auch Ereignisse, die nichts mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine zu tun hätten, könnten zu einer Notsituation führen. "Im Winter kann zum Beispiel eine Stromleitung herunterkrachen", sagt Christine Huchzermeier.
Manche erinnern sich daran, dass im Jahr 2005 im Münsterland tagelang der Strom ausfiel, weil Strommasten unter der Last von Eis und Schnee gebrochen waren. Auch das Hochwasser im Ahrtal vor gut einem Jahr ist den Kommunen eine Warnung. Es sei generell ratsam, auf eine Notsituation vorbereitet zu sein, sagt die Rotenburger Behördensprecherin Huchzermeier. Sie selbst ist dabei, sich peu à peu Vorräte anzulegen und hat sich ein Kurbelradio angeschafft, das ohne Strom auskommt.
Auch der Landkreis Osterholz schließt sich den Empfehlungen des Bundesamts an. Sven Sonström von der Pressestelle des Landkreises sagt: "Die Inhalte des Ratgebers gelten dauerhaft und allgemein für eine Vielzahl an möglichen Notsituationen und haben gerade auch aufgrund des Ukraine-Konfliktes nichts an Aktualität eingebüßt."
Warum überhaupt einen Notvorrat anschaffen?
Bei einem Blackout beziehungsweise großflächigem Stromausfall bleiben die Supermärkte und Tankstellen geschlossen. Auch Kühlschrank und Gefrierfach fallen aus, und je nach regionalen Voraussetzungen kommt auch kein Trinkwasser mehr aus dem Wasserhahn. Auch bei einem starken Unwetter, Hochwasser, extremer Hitze oder starkem Schneefall und Glätte kann ein Vorrat hilfreich sein, da man das Haus möglicherweise nicht verlassen kann oder sollte und geplante Einkäufe warten müssen.
Für wie lange sollte der Vorrat halten?
Grundsätzlich gilt: Auch nur ein bisschen Vorrat, zum Beispiel für drei Tage, ist besser als kein Vorrat. Ziel muss es jedoch sein, zehn Tage ohne Einkaufen überstehen zu können.
Wie viel Flüssigkeit sollte im Haus sein?
Das zuständige Bundesamt empfiehlt pro Person 20 Liter Wasser, darin ist auch bereits ein Flüssigkeitsanteil zum Kochen vorgesehen. Geeignete Getränke sind neben Mineralwasser auch Fruchtsäfte und länger lagerfähige Getränke.
Welche Lebensmittel sollten vorhanden sein?
Dreieinhalb Kilo Getreideprodukte wie Brot, Nudeln oder Reis sowie Kartoffeln, zweieinhalb Kilo Nüsse und Obstkonserven, 2,6 Kilo Milch und Milchprodukte, 1,5 Kilo Fisch, Fleisch, Eier oder Volleipulver und 357 Gramm Fette und Öle. Der zehntägige Grundvorrat für eine Person entspricht zirka 2200 Kalorien pro Tag und deckt damit im Regelfall den Gesamtenergiebedarf ab. Persönliche Vorlieben, Diät-Vorschriften und Allergien sollten berücksichtigt werden, nicht nur die Haltbarkeit ist entscheidend. Größere Mengen eines einzelnen Produktes als Vorrat anzulegen, ist nicht empfehlenswert.
Was bedeutet das Prinzip „lebender Vorrat“?
Der Vorrat sollte in den alltäglichen Lebensmittelverbrauch integriert werden. So wird er immer wieder verbraucht und erneuert, ohne dass Lebensmittel verderben. Neu gekaufte Vorräte gehören nach „hinten“ ins Regal, ältere Lebensmittel sollten zuerst aufgebraucht werden. Es ist nicht erforderlich, den Vorrat „auf einen Schlag“ anzulegen, Stück für Stück ist besser.
Wie sollten die Lebensmittel gelagert werden?
Sie sollten kühl, trocken und dunkel aufbewahrt werden, auf luftdichte Verpackung achten. Für den Vorrat lässt sich zum Beispiel ein ungenutzter Koffer prima verwenden.
Welche Vorräte, wenn der Herd kalt bleibt?
Dazu zählen beispielsweise Zwieback, Knäckebrot, Haferflocken, H-Milch, Nüsse, Kekse, eingekochtes Obst und Gemüse im Glas oder getrocknete Früchte, Dauerwurst oder Konserven aller Art, also alles, was man auch kalt essen kann. Dosenöffner sollte vorhanden sein.
Was sollte man für einen Blackout noch zu Hause haben?
Kleinere Mahlzeiten könnten Verbraucher auf einem Campingkocher zubereiten. Und wer über einen Kohle- oder Gasgrill samt Garten und Balkon verfügt, ist ebenso im Vorteil bei der Nahrungszubereitung. Das BBK warnt davor, in der Wohnung oder im Haus zu grillen: Es besteht Erstickungsgefahr.
Und wenn das Licht ausfällt?
Für die stromlose Zeit rät das BBK, sich etwa Taschenlampe, Streichhölzer, Feuerzeuge, Batterien und Kerzen zuzulegen.
Wie im Notfall informiert bleiben?
Fernseher und Internet funktionieren nur mit Strom. Fällt der aus, bleibt nur das Radio als Hauptwarnmittel. Hilfreich sind dann ein batteriebetriebenes Rundfunkgerät und Reservebatterien oder ein Kurbelradio. Manche Kurbelradios besitzen Anschlüsse, um das Handy laden zu können. Auch ein Solarradio oder Autoradio kann benutzt werden.
Auch an Haustiere denken
Man sollte im Notfall auch an die Bedürfnisse der Haustiere denken. Ausreichend Nahrung, Einstreu, Medikamente und weitere Produkte, die das Tier benötigt, sollten bevorratet werden.
Weitere Tipps
Das Bundesamt für Katastrophenhilfe und Bevölkerungsschutz (BBK) empfiehlt neben Lebensmitteln und Wasser auch diverse Hygieneartikel (Desinfektions- und Reinigungsmittel) und einen Erste-Hilfe-Koffer. Wichtige Dokumente sollten griffbereit liegen. Im Falle einer länger andauernden Evakuierung aus den eigenen vier Wänden kann auch ein dauerhaft zur Verfügung stehendes Notgepäck sinnvoll sein. Da bei einem Stromausfall die Geldautomaten auch nicht funktionieren würden, sollte man auch Bargeld zu Hause haben.