Landkreis Verden Abiturient führt die Piraten an

Landkreis Verden. Im Achimer Kulturhaus wurde die Gründung des Kreisverbandes der Piratenpartei vollzogen. Zum ersten Vorsitzenden haben die neun Stimmberechtigten am Freitag mit Yannic Peper aus Verden einen 19-jährigen Abiturienten gewählt.
25.02.2013, 05:00 Uhr
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Abiturient führt die Piraten an
Von Antje Stürmann

Landkreis Verden. Blumen gab es nicht, auch keine großartigen persönlichen Glückwünsche. Dafür war die Gründung des Kreisverbandes der Piratenpartei im Achimer Kulturhaus genau das, was ihre Mitglieder sein wollen: erfrischend offen, tolerant und locker. Zum allerersten Vorsitzenden haben die neun Stimmberechtigten am Freitag einhellig Yannic Peper aus Verden gewählt. Der 19-jährige Abiturient führt derzeit 40 Mitglieder, davon zwölf zahlende.

Vergessen ist das enttäuschende Abschneiden der Piratenpartei bei der zurückliegenden Landtagswahl. Vergeben sind die personellen Auseinandersetzungen auf Landesebene: Im Landkreis Verden wird nach vorn geschaut. "Unser Ziel als Kreisverband ist vor allem, mehr Bürgerbeteiligung zu erreichen", erklärt Yannic Peper. "Wir wollen auf Kreisebene und in der Stadt Verden viel öfter von den Einwohnern abstimmen lassen", sagt er, "und die Ergebnisse auch ernst nehmen." Fälle wie in Ottersberg, wo die Bürger Mitte Januar den Bau eines modernen Biomasse-Heizkraftwerks abgelehnt hatten, die Politiker im Rat aber dennoch dafür stimmten, seien ein "Schlag ins Gesicht", so Peper. "Für uns war dieser Vorfall Anlass, aktiv zu werden und den 20. Kreisverband der Piratenpartei in Niedersachsen zu gründen", meint Yannic Peper.

Persönlich will sich der angehende Student nicht mit strukturellen Fragen aufhalten: "Wir wollen thematisch, inhaltlich loslegen", sagt Peper. Dazu gehört für ihn unter anderem, die Debatten der Politiker im Stadtrat und im Kreistag ins Internet live zu übertragen. "Es gibt dafür schon einige Modelle in anderen Städten, und die Übertragung kostet nicht viel", wirbt Peper für seine Idee. Auf die Fahne hat er sich geschrieben, den Bürgern "Politik wieder nahe zu bringen und so hoffentlich die Wahlbeteiligung zu erhöhen".

Ein großes Ziel, das nicht nur Yannic Peper am Herzen liegt. Seit gut einem Jahr treffen sich die kreisverdener Sympathisanten der Piratenpartei regelmäßig zum Stammtisch in Achim. Unter den Teilnehmern, die den Kreisverband aus der Taufe gehoben haben, war auch Landtagskandidat Tim Weber. Ganz nüchtern gesehen, sagt er, sprach für die Gründung, "dass wir jetzt auch Spenden annehmen dürfen". Außerdem gebe es in Deutschland eine gewisse Orientierung "auf Struktur". "Wenn Du einen Posten hast, dann wirst Du stärker wahrgenommen", weiß der Politikwissenschaftler, Mitbegründer der Freien Bürgerliste Ottersberg und Geschäftsführer des Landesverbandes Bremen/Niedersachsen von "Mehr Demokratie".

Weber ist ein "alter Hase" im Politikgeschäft – sein Chef Yannic Peper ein "Frischling". Bezeichnend: Die Profile der Mitglieder und Anhänger der Kreisverbandes sind so bunt wie das Segel auf der schwarzen Logo-Postkarte, die auf dem Tisch liegt. 16 Interessierte, Mitglieder und Gäste aus den Kreisverbänden Osterholz und Bremen haben sich an diesem Abend eingefunden. Alter: zwischen 15 und 75. Berufe: Vom Schüler über den Versicherungsangestellten bis zum pensionierten Beamten ist alles dabei. Erfahrungen mit modernen Medien: haben einige wenig, andere sind Profis. Allein es fällt auf, dass nur zwei (junge) Frauen dabei sind. Drei der gewählten Vorstandsmitglieder waren mal Sozialdemokraten.

Zum Beispiel der Thedinghauser Peter Daize. Zehn Jahre lang besaß der dreifache Vater das SPD-Parteibuch – jetzt ist er der zweite Mann im Kreisverband der Piraten. Daize setzte sich bei der Wahl mit großer Mehrheit gegen den Abiturienten Kai Rosebrock aus Holtum-Geest durch. Oder Beisitzer Peter Peper aus Verden, 56, verheiratet, drei Kinder, 15 Jahre lang selbstständiger Einzelhändler.

Zweiter Beisitzer ist Ingmar Meyerholz aus Achim-Baden. Der 28-jährige Außendienstmitarbeiter im Fischhandel ist wie Peper einstimmig gewählt worden.

Das "wichtigste Amt", so Ole Schwettmann vom Osterholzer Kreisverband, der die Sitzung zusammen mit Mario Espenschied vom Landesvorstand leitete, hat nun Alexander Max Bauer inne: den Posten des Schatzmeisters. Auch er wurde – bei eigener Enthaltung, einstimmig gewählt. Der 23 Jahre junge Achimer, der bei der Landtagswahl bereits als Direktkandidat für die Piraten angetreten war, studiert in Oldenburg Politik/Wirtschaft und Philosophie. Mario Espenschied wünschte "immer eine handbreit Wasser unterm Kiel" und forderte seine Parteikollegen auf: "Heizt den anderen ordentlich ein."

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