Die Volksbank Syke hat nun mit dem Hinweis auf das Coronavirus ihre für diesen Dienstag in Riede geplante Ortsversammlung abgesagt, auch wenn es nach Angaben des Gesundheitsamtes bisher im Landkreis Verden keine Veranlassung dazu gibt, rein regionale Veranstaltungen abzublasen. Bisher (Stand: Montagnachmittag) gibt es laut Gesundheitsamtsleiterin Jutta Dreyer keinen bestätigten Coronavirus-Fall im Kreisgebiet – und doch ist das Thema allgegenwärtig.
Im Verdener Caritas-Stift St. Josef geht es noch ganz entspannt zu. „Alle Bewohner sind recht munter“, erzählt Pflegedienstleiterin Andrea Lühning. Zwar gab es in den vergangenen Tagen in einem Wohnbereich vier Grippefälle, doch die Symptome sind bei den Senioren inzwischen schon wieder abgeklungen. „Wir haben bei uns im Haus Merkblätter verteilt und mahnen zur Ruhe. Sonst kann man ja noch nicht einmal zum Einkaufen vor die Tür gehen.“
Schüler in Quarantäne
Mehrere Desinfektionsspender hängen im Senioren-Pflegezentrum Badener Berg, wie Pflegedienstleiterin Andrea Niclas schildert. „Aber es ist nicht so, dass wir den Besuchern zuerst ein Fieberthermometer entgegenhalten, zumindest noch nicht.“ Man gehe normal mit der Thematik um, „Panik gibt es bei uns nicht und ist auch nicht angebracht“. Allerdings würden Gäste des Hauses auf die Desinfektionsmittel hingewiesen. Das Personal kenne natürlich deren Handhabung und doch steht nun an diesem Mittwoch noch mal eine Extra-Schulung zum Umgang mit dem Coronavirus auf dem Programm. Auch in der Kita an der Carl-Hesse-Straße in Verden geht in diesen Tagen alles seinen normalen Gang. „Wir üben mit den Kindern richtiges Händewaschen und erklären ihnen, dass sie in die Armbeuge niesen müssen“, sagt Leiterin Stefanie Kuhlemann.
Besonders die Reisebüros leiden unter dem Virus. „Für Stornierungen erhalten wir keinen müden Euro“, beklagt sich Heidi Drewes vom gleichnamigen Dörverdener Touristik-Büro. Nach den vielen Airline-Pleiten in der Vergangenheit würden die Reisebüros nun wieder den Kürzeren ziehen. Sie setzt ihre ganzen Hoffnungen in die Innung. Auch im Verdener Reisebüro Dr. Tigges hat sich das Buchungsverhalten der Kunden mittlerweile verändert. „Generell ist es ruhiger geworden, aber wir bleiben auch ruhig und machen keinen Terz“, erzählt eine Tourismuskauffrau. Reisen nach Norditalien legt sie ihren Kunden zwar derzeit nicht ans Herz, warnt jedoch vor unnötiger Panikmache. Gegen einen Urlaub in Ägypten spreche momentan zum Beispiel überhaupt nichts.
Während viele Kunden ihren Urlaub verschieben oder auf andere Destinationen ausweichen, finden die geplanten Veranstaltungen im Dörverdener Kulturgut Ehmken Hoff nach wie vor statt. „Wir ziehen das durch. Für den musikalischen Fünf-Uhr-Tee am vergangenen Wochenende haben wir keine einzige Absage erhalten“, freut sich Veranstaltungsmanagerin Susanne Schukat. Auch die Bauchredner-Shows an diesem Wochenende sollten wie geplant über die Bühne gehen. Auch auf dem Verdener Wochenmarkt, auf dem Susanne Schukat regelmäßig verkauft, sei ihr noch keine Corona-Panik begegnet.
Das Dokumentationszentrum Verden im 20. Jahrhundert hat unterdessen eine für diesen Donnerstag, 12. März, geplante Veranstaltung abgesagt. Der Vortrag über Siegmund Seligmann im Verdener Domherrenhaus fällt aus.
Hamsterkäufe sind bei der Achimer Tafel noch kein Thema, betont Vereinschef Rainer Kunze. Was auch daran liegt, dass die Tafel selten haltbare Lebensmittel wie Reis oder Nudeln im Bestand hat. „Wir haben alle Tafelhelfer gebeten, überflüssige Kontakte durch Händeschütteln zu vermeiden“, sagt Kunze. Von seinen Lieferanten habe er Signale erhalten, dass die Versorgung mit Einmalhandschuhen, die die Mitarbeiter bei der Lebensmittelausgabe tragen, ins Stocken geraten könnte.
Desinfektionsmittel selber machen
Bereits drei Stunden nach Marktöffnung waren am Montagvormittag die von einem großen Discounter angebotenen Desinfektionsmittel vergriffen. Viele Verdener schauten in die Röhre. Heilpflanzen-Expertin Susanne Zweibrück aus Bendingbostel weiß jedoch Rat. „Ein Desinfektionsmittel lässt sich auch ganz einfach selbst herstellen. Dazu benötigt man eigentlich nur ätherische Öle wie Teebaumöl und Lavendel sowie das ätherische Öl der Zitrone. Zitrone ist das Desinfektionsmittel schlechthin. Weil ätherische Öle nicht wasserlöslich sind, ist die Zugabe von Alkohol erforderlich. Das Ganze dann mit etwas Wasser auffüllen, in eine Sprühflasche geben und gut schütteln“, erläutert Zweibrück.
Rund 20 Kilometer von der Kreisstadt Verden entfernt, befinden sich die ersten Schüler auf Anordnung des Nienburger Gesundheitsamtes in häuslicher Quarantäne. Dabei handelt es sich um Pennäler des Johann-Beckmann-Gymnasium Hoya, die auf Skifreizeit in Südtirol (Italien) waren. Einen bestätigten Coronavirus-Fall gibt es jedoch noch nicht.

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Falschmeldung im Netz
Derzeit kursiert ein angeblicher Screenshot unseres Liveblogs in den sozialen Netzwerken, in dem von einem bestätigten Coronavirus-Fall in Verden die Rede ist. Die Nachricht und der Screenshot sind gefälscht. Es gibt bislang keinen bestätigten Fall in Verden.
Die Fälschung ist leicht zu erkennen: Zum einen passt die Bildunterzeile nicht zum Bild, zum anderen ist im Text von „Bremen an der Aller“ die Rede. Bitte verbreiten Sie den Screenshot nicht weiter.
Bei der Verdener Polizei sind bereits Anzeigen zu der Fälschung eingegangen, wie eine Sprecherin auf Nachfrage mitteilte.