Es reicht hinten und vorne nicht. Die Stadt Achim hat in den vergangenen Jahren einige Kindertagesstätten gebaut und ist auch derzeit dabei, welche zu realisieren. Aufgrund der Erkenntnis, dass wieder sehr viele Kinder trotz des Rechtsanspruchs keinen Kindergartenplatz bekommen haben (siehe nebenstehenden Bericht) müssen weitere Einrichtungen in den nächsten Jahren schnellstmöglich realisiert werden. Daher wurde, wie berichtet auf Wunsch der Politik, auch die ehemalige Jugendfreizeitstätte Clüverswerder für den Umbau in eine Kita in Betracht gezogen.
Die Stadtverwaltung bringt ob des Sanierungsstaus des ehemaligen Landsitzes und der damit verbundenen hohen Kosten nun aber eine Alternative ins Spiel: Sie verhandelt derzeit mit privaten Betreibern und einem Grundstückseigentümer im Bereich des Neubaugebiets „Hilgenberg 2“ über den privaten Bau einer Kita und deren Vermietung an einen privaten Betreiber. Dieser würde mit der Stadt einen Vertrag abschließen, die Verhandlungen seien „sehr weit fortgeschritten“.
Das hat die Stadtverwaltung nun den Politikern schriftlich mitgeteilt. Wie sie darin erwähnt, sei bei erfolgreichen Verhandlungen „der Bedarf an Kindertagesstättenplätzen im Bereich Uphusen mehr als gedeckt“. Noch dazu könne das Projekt ohne personellen Einsatz von Verwaltungsmitarbeitern nicht nur schneller realisiert werden, sondern auch „deutlich wirtschaftlicher als eine Nutzung des Landsitzes Clüverswerder“. Das Grundstück, das für die neue Kita ins Auge gefasst wurde, befindet sich nördlich der Uphusener Dorfstraße direkt an der Kurve, in die die Straße Radepohl mündet.
„Deutlich wirtschaftlicher“
Mit „Deutlich wirtschaftlicher“ meint die Verwaltung den Unterschied zwischen null Euro (Hilgenberg) an Baukosten zu mindestens 1,3 Millionen Euro an Baukosten (Clüverswerder). So hoch wäre der finanzielle Investitionsaufwand bei der günstigsten Herangehensweise. Wolle man den kompletten Landsitz zu einer Kita mit drei Gruppen umbauen, wären 2,5 Millionen Euro fällig. Und: Mit Blick auf die Ressourcen der Verwaltung und den Gesamtzeitplan für die Kita-Bauten könne vor 2021 mit den Planungrn für Clüverswerder nicht begonnen werden. Aber: In einer neuen Kita am Baugebiet Hilgenberg könnten laut Verwaltung sogar fünf Gruppen entstehen.
Eine Gruppe würde die Stadt dort rund 56 000 Euro Miete im Jahr kosten. In Clüverswerder wären dies je nach Bauvariante zwischen 71 000 bis 183 000 Euro pro Gruppe. Eine Realisierung des Vorhabens Hilgenberg stellt die Verwaltung fürs Jahr 2022 in Aussicht.
Mobile Kita auf Servicehaus-Gelände
Auch im Bereich Achim-Nord hat sie mittlerweile ein Grundstück auserkoren, auf dem „eine zusätzliche temporäre Lösung“ entstehen könnte: den früheren Standort des Servicehauses im Magdeburger Viertel. „Dort war schon einmal eine mobile Kindertagesstätte errichtet worden“, schreibt die Stadtverwaltung, die derzeit prüft, ob eine solche Lösung dort wieder umsetzbar wäre. „Die Bau- und Betriebskosten müssten im Rahmen eines Nachtragshaushaltes beplant werden“, lässt sie die Ratsfraktionen wissen. Wenn möglich, sollen in dem Mobilbau im Magdeburger Viertel zwei Krippengruppen und zwei Kitagruppen entstehen – und das im Jahr 2021.
Generell gilt laut Verwaltung, dass wenn die Stadt selbst eine Kindertagesstätte für fünf Gruppen plant, baut und ausstattet, dies mindestens drei Millionen Euro kostet plus jährliche Betriebskosten in Höhe von 1 bis 1,2 Millionen Euro. „Nicht berücksichtigt ist die Kostensteigerung, die wir zurzeit im Bausektor verzeichnen und die Frage, woher sich etwa 25 bis 30 qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für eine Einrichtung dieser Größe rekrutieren.“ Im Anbetracht der „kurzfristigen, hohen Bedarfe“ müsse auch an eine Umnutzungsmöglichkeit der Räume in späteren Jahren gedacht werden.
Neue Kita-Zahlen liegen vor
Ratsvorsitzender Bernd Junker (SPD) hatte sie beim Ortstermin in Clüverswerder vehement von der Achimer Stadtverwaltung gefordert, jetzt liegen sie vor: die aktuellen Kita-Zahlen. Demnach waren zum 1. August 79 Kinder zwischen ein und drei Jahren ohne Kindergartenplatz und weitere neun Krippenkinder haben nicht die von den Eltern gewünschte Betreuungszeit erhalten. Bei den Drei- bis Sechsjährigen konnte die Stadt zum genannten Zeitpunkt 170 Kindern keinen Platz in einer Kindertagesstätte anbieten und 101 Kinder wurden aufgenommen, die nicht die gewünschte Betreuungszeit bekommen haben. Macht 249 Kinder ohne Kita-Platz.
Im Hortbereich, bei den Sechs- bis Zehnjährigen, sah es zum 1. August so aus, dass 38 Kinder vertröstet werden mussten, während zusätzlich sechs Kinder ihren Wunschplatz nicht bekommen haben. Was in der Aufstellung der Verwaltung auffällt: Mit rund 570 Kindern leben mehr Hort-Kinder in Baden als in Achim (rund 450). Laut Statistik gab es zum 1. August in ganz Achim 753 Krippenkinder, 1099 Kitakinder und 1549 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren (Hort).