Omikron ist in aller Munde. Die neue Variante des Coronavirus breitet sich weltweit rasant aus – auch in der Region. Seit Tagen ist der Landkreis Verden trauriger Spitzenreiter bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Niedersachsen. Das Gesundheitsamt hat nun die Quarantänevorschriften für Kontaktpersonen angepasst. Mit strengeren Regeln versucht die Behörde, die fünfte Welle zu beherrschen. Antworten auf Fragen zu den seit Wochenbeginn geltenden Bestimmungen:
Wie lange müssen Menschen in Quarantäne, die Kontakt zu einer Person hatten, die an Corona erkrankt ist?
Grundsätzlich für zwei Wochen, beginnend am ersten Tag nach dem Kontakt. Bisher waren es zehn Tage, wenn nicht eine besorgniserregende Variante des Erregers nachgewiesen war. Diese Änderung ergibt sich aus der Annahme des Gesundheitsamts, dass es sich bei jedem Corona-Fall um Omikron handelt. Die Labore untersuchen bislang nur fünf Prozent der PCR-Tests auf die Virusvariante. Amtsärztin Jutta Dreyer geht daher davon aus, das es sich bei den bislang nachgewiesenen Omikron-Fällen im Kreis nur um die Spitze des Eisbergs handelt.
Welche Rolle spielt der Impfstatus?
Zunächst einmal keine. Jede Kontaktperson kommt in Quarantäne – egal, ob geimpft, genesen oder ungeimpft. Auch für bestimmte Berufsgruppen, etwa Ärzte oder Krankenpfleger gebe es keine Ausnahmen, erklärt Kreissprecher Ulf Neumann. Nur wer schon die dritte Impfung hinter sich hat, wird wie früher als Kontaktperson zweiten Grades behandelt. Das heißt, er oder sie muss sich selbst 14 Tage lang auf Krankheitssymptome beobachten und testen, bevor das Haus verlassen wird. Es ist keine amtliche Quarantäne. Wer nicht alleine arbeitet oder sogar mit besonders gefährdeten Menschen zu tun hat, sollte sich jeden Tag testen, empfiehlt der Landkreis.
Gibt es die Möglichkeit, sich freizutesten?
Nein. Die zwei Wochen Isolation können nicht durch einen negativen PCR-Test verkürzt werden. Auch da greift der Grundsatz des Landkreises, bis auf Weiteres jeden Fall wie einen Omikron-Fall zu behandeln.
Wie begründet der Landkreis das Vorgehen?
Für das Gesundheitsamt seien die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts maßgeblich, teilt ein Sprecher mit. Diese sehen zurzeit eine 14-tägige Quarantäne vor. Sollte das RKI seine Empfehlungen anpassen, werde auch das Verdener Gesundheitsamt seine Vorgehensweise anpassen, sagt Neumann. Wie zuletzt von der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek berichtet, gibt es Hinweise darauf, dass die Inkubationszeit bei Omikron mit durchschnittlich drei Tagen kürzer ausfällt als bei der Delta-Variante (fünf Tage). Auf Bundesebene haben Vertreter unterschiedlicher Parteien in den vergangenen Tagen eine Verkürzung der Quarantäne gefordert.
Wie viele Tage rückwirkend müssen positiv getestete Personen ihre Kontaktpersonen benennen?
Wer einen positiven PCR-Test vorliegen hat, aber keine Krankheitssymptome aufweist, muss seine Kontakte zwei Tage vor Bekanntwerden des PCR-Testergebnisses benennen. Erkrankt eine Person, sind es zwei Tage vor den ersten Anzeichen auf Covid.
Ab wann gilt die Quarantäne-Anordnung?
Gemäß der Absonderungs-Verordnung des Landes gilt eine Quarantäneanordnung im Krankheitsfall oder bei einem positiven Test automatisch auch für die unmittelbaren Angehörigen. Kontaktpersonen außerhalb des eigenen Haushalts müssen zwar auf den Anruf des Gesundheitsamtes warten, sollten sich aber schon direkt nach Kenntniserlangung in Selbstisolation begeben, teilt der Landkreis mit.
Kann das Gesundheitsamt die Fälle bislang zeitnah abarbeiten?
In der Regel gelinge es dem Landkreis bislang, die Fälle am Folgetag zu bearbeiten, sagt Sprecher Neumann. Aktuell gebe es Verzögerungen, diese schwankten aber je nach Höhe der Fallzahlen. Derzeit sind rund 35 Mitarbeiter mit der Kontaktnachverfolgung beschäftigt. Dazu zählen unmittelbare Kräfte der Kontaktnachverfolgung und Telefonisten, aber auch die Gesundheitsaufsicht und die Ärztinnen. Das Gesundheitsamt erhält derzeit Unterstützung durch vier Kräfte aus anderen Fachdiensten und vier Bundeswehrsoldaten. Das Team arbeitet im Zweischichtsystem an sechs Tagen die Woche. An den beiden Weihnachtsfeiertagen hatte die Mannschaft frei. Neumann erklärt das mit der anhaltend hohen Arbeitsbelastung des gesamten Personals.