Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in Afghanistan im Zuge der Machtübernahme durch die Taliban rechnet die Kreisverwaltung Verden nach eigenen Angaben künftig wieder mit einer erhöhten Zahl von Geflüchteten, die dem Landkreis vom Land zugewiesen werden. Höchstwahrscheinlich wird sich damit auch die Zahl der aufzunehmenden Flüchtlinge in Achim erhöhen. Und damit steigt perspektivisch auch der Bedarf für die Migrationsberatung, die derzeit bereits in der Stadt angeboten wird. Momentan gibt es hier vier hauptamtliche Beratungs-, Unterstützungs- und Betreuungsangebote für diese Menschen: der Jugendmigrationsdienst des Verdener Kreisverbands des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), das Integrationsmanagement der Stadt Achim, die soziale Stadtteilarbeit und Betreuung im Bürgerzentrum (Büz) und die Migrationsberatung des DRK-Kreisverbands Verden, die zur Hälfte von der Stadt und zur Hälfte aus Bundesmitteln finanziert wird.
Bei Letzterer gibt es jedoch ein Problem, denn die Finanzierung der Stadt Achim ist zunächst befristet bis zum Ende dieses Jahres. Doch wie die Verwaltung mitteilt, habe die Beratungsnachfrage stark zugenommen. Vor allem die Lebenssituationen durch Corona hätten das Beratungsaufkommen sehr erhöht. Aus diesem Grund wünscht sich die Verwaltung, die Förderung auch im Jahr 2022 fortzusetzen und damit die Zusammenarbeit mit dem DRK Verden in der Beratung und Integration für zugewanderte Menschen in diesem Projekt fortzuführen. "Das Projekt ist sinnvoll und wichtig und sollte daher zumindest auch im nächsten Jahr weitergeführt werden", sagte die zuständige Fachbereichsleiterin Katja Luschei in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses.
Wegfall hätte Folgen
Wie wichtig aus Sicht der Verwaltung eine Fortführung des Projektes ist, machte auch der Integrationsmanager Carlos Morgado noch einmal deutlich. "Ein Wegfall des Projektes würde eine Halbierung unserer Beratungskapazitäten bedeuten", erklärte er. Dementsprechend könnten weniger neue Klienten aufgenommen werden. Trotzdem wäre aber aller Voraussicht nach auch mit einem steigenden Beratungs- und Arbeitsaufkommen für die städtischen Mitarbeiter zu rechnen. Und Morgado sieht ein weiteres Problem: Zum Sommer vergangenen Jahres hatte das DRK für seine Beratungsstelle nämlich Räume direkt an der Obernstraße 63 bezogen. Diese könnten bei einem Wegfall der finanziellen Unterstützung der Stadt allerdings möglicherweise zukünftig nicht mehr finanziert werden. "Eine Verlegung des neu etablierten Beratungszentrums an eine weniger zentral gelegene Stelle und eine schlechtere Erreichbarkeit würden höchstwahrscheinlich den Zugang zum Beratungsangebot erschweren", befürchtet die Verwaltung.
Das gelte es zu verhindern, denn die Zusammenarbeit der vergangenen zwei Jahre habe sich sehr positiv entwickelt. "Das DRK zeigte sich als sehr gute Unterstützung, Entlastung und Ergänzung in der Migrationsberatung. Nur im Verbund konnte die, durch die pandemische Situation entstandene (und weiterhin bestehende), Versorgungslücke diverser Behörden aufgefangen werden", heißt es in einer Vorlage der Verwaltung. Vor allem in Rechtsfragen hätten sie mit ihrer Expertise das Angebot der Stadt Achim ergänzt. Das Ziel der Fortführung der Zusammenarbeit und Übernahme der Kosten für ein weiteres Jahr sei zum einen die Entlastung der Beratungs- und Unterstützungstätigkeiten des Büz, des Integrationsmanagements und der Ehrenamtlichen vor allem in asyl- und aufenthaltsrechtlichen Fragen sowie ein Ausbau und eine Intensivierung der Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit.
Knapp 36.000 Euro müsste die Stadt im kommenden Jahr bereitstellen, damit das Projekt weiterlaufen kann. Die Deckung dieser zusätzlichen Kosten könne man allerdings über Einsparungen von Personalkosten im Fachbereich erreichen. Die Mitglieder des Sozialausschusses haben sich daher bereits einstimmig dafür ausgesprochen, das Geld in die Hand zu nehmen und das Projekt für ein weiteres Jahr mit zu finanzieren. Die endgültige Entscheidung darüber fällt dann der Rat in seiner Sitzung am 14. Oktober.