Verden. Gleichmäßige Pumpgeräusche macht die Melkmaschine unter Kuh Roma. Sie hat es schon geschafft und bekommt jetzt Erleichterung. Das heißt auch: Kein Preis für sie, obwohl sie für den Laien aussieht wie das Prachtexemplar einer Holsteiner Milchkuh. Der Platz neben ihr in den Ställen der Verdener Niedersachsenhalle aber ist leer: Tabea muss gleich noch mal raus. Besitzerin Ruth Stolle aus Berne glaubt aber nicht, dass sie den Titel des Tages holt und „Miss Schau der Besten“ werden kann. Und damit soll sie Recht haben. Am Ende der Veranstaltung steht Madame im Scheinwerferlicht und treibt damit ihrem Besitzer Henrik Wille die Tränen in die Augen.
Der Landwirt aus Essen bei Oldenburg rechnet noch wenige Minuten vor der Entscheidung nicht damit, dass er den Titel ein drittes Mal in Folge holen wird. „Das glaube ich nicht“, sagt er, nachdem er an diesem Tag schon den vierten Preis für eines seiner Tiere gewinnt und noch nichts vom Titel weiß. Seine Prachtkuh Lady Gaga hatte bereits in den vergangenen beiden Jahren gewonnen.
Preisrichter der 44. Schau der Besten der Firma Masterrind ist der Schweizer Roger Frossard. Der 36-Jährige zeigt sich schon während der Veranstaltung vor vollen Rängen absolut begeistert von dem Angebot. „Die Qualität hier ist unglaublich“, teilt er dem Hallenpublikum über Lautsprecher mit. Er selbst führt einen Milchviehbetrieb in der Schweiz nahe der französischen Grenze. Was ihm in Verden besonders gefällt, ist das Ambiente und selbstverständlich die ausgezeichnete Qualität der Tiere, wie er sagt.
Und die klare Siegerin ist für ihn Madame. Worauf er besonderen Wert legt? Harmonie im Körper, ein sehr hohes Euter, langer Rücken, man kann hinsehen, wo man will – ihr Körper ist einfach perfekt. Außerdem meint er: „Ich finde, eine Kuh sollte für den Sieg mindestens zweimal abgekalbt haben“. Nur dann könne man schließlich wahre Qualität erkennen.
Hinter einem blauen Vorhang stehen die Tiere Schlange vor ihrem Auftritt, in mehren Altersklassen werden sie vor dem großen Finale bewertet. Damit die prall gefüllten Euter auch gut zur Geltung kommen, werden sie mit einmassiertem Öl zum Glänzen gebracht. Dass die Schau für die Kühe auch Stress bedeutet, zeigen sie den Menschen, die sie da am Strick über den Sandboden im Kreis führen, zum Teil deutlich, und die Besitzer müssen sich mit vollem Gewicht dagegen stemmen. Drei Kälber hat Madame schon zur Welt gebracht, und wirkt dagegen gelassener. Sie ist sechs Jahre alt und gibt über 57 Liter Milch am Tag. Die zehnjährige Lady Gaga war nicht wieder angetreten. Ob ihr Besitzer es im nächsten Jahr noch einmal versuchen wird, ist fraglich. Er, das betont Wille nach seinem Sieg, könne von der Haltung seiner 100 Milchkühe „mehr schlecht als recht“ leben.