Weihnachten steht vor der Tür und für gewöhnlich kommt die gesamte Familie über die Feiertage nicht nur zu Speis und Trank und der Bescherung unterm geschmückten Tannenbaum zusammen, sondern verbringt auch eine gemeinsame Zeit. Zeit, die man gut mit Brettspielen verbringen kann. Das müssen nicht die üblichen Verdächtigen wie „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Scrabble“ sein. Experte und Spielpädagoge Bernward Nüttgens vom Tagungshaus Drübberholz in Dörverden hat ein paar Tipps auf Lager.
Kein Wunder, denn das Tagungshaus Drübberholz beherbergt neben den Schlaf- und Seminarräumen auch das Spielezentrum Niedersachsen, das sich in Brettspielkreisen bundesweit einen guten Namen gemacht hat, wie Nüttgens sagt. In zwei dafür eingerichteten Zimmern stapeln sich die Brettspiele meterweise in Vitrinen und Regalen. Zwischen 8500 und 9000 Spielen befinden sich in der Sammlung, schätzt Janina Habenicht. Sie ist seit 2018 die Archivarin im Spielezentrum und führt über jedes bestehende und neue Spiel Buch. In diesem Jahr feierte die Einrichtung ihr 40-jähriges Bestehen. Nüttgens konnte sich dabei über Stammgäste vom Bodensee bis nach Kiel zählen. Das Programm war klar: einen gemütlichen Abend mit ein paar Brettspielen verbringen.
Bei ihren Empfehlungen haben Bernward Nüttgens und sein Sohn Rainer Andrzejewski darauf geachtet, dass das Regelwerk überschaubar ist. Etwas strategisches Denken sollte vorhanden sein, dann ist gute Unterhaltung in der Runde garantiert.
1. Tipp: Legespiel Kuhfstein
Den Anfang macht das Legespiel „Kuhfstein“, angelehnt an die Stadt im Tiroler Unterland. Die Spieler bauen dabei vor den Alpen ihre eigene Landschaft, unter anderem aus Wiesen, Wald, Seen oder Häusern. Jeder Spieler erweitert sein Gebiet mit wellenförmigen Geländeplättchen.
Punkte gibt es durch das Erfüllen von Wertungskarten, woraufhin Kühe auf das eigene Gebiet platziert werden (daher das zusätzliche „h“ im Spielnamen). Ziel ist es, über das Sammeln von Punkten die eigene Kuhherde wieder zurück nach Hause zu führen. Für Nüttgens bietet Kuhfstein „viel Platz für Taktik, bei dem auch jüngere Mitspieler zum Zug kommen können“, und ergänzt: „Die übersichtliche, gut verständliche Regel lässt schnell ins Spiel kommen.“ 45 Minuten dauert eine Runde, an der zwei bis vier Spieler ab acht Jahren teilnehmen können.
2. Tipp: Brettspiel "Ready Set Bet"
Um das Platzieren von Wetten geht es im zweiten Spiel namens „Ready Set Bet“. Das von John D. Clair entwickelte Brettspiel simuliert darin die Dynamik eines Pferdewettrennens. Neun Pferde begeben sich an den Start, 13 Felder sind sie von der Ziellinie entfernt. Ein Moderator wirft stets zwei Würfel, die Augenzahl entscheidet, welches Pferd sich nach vorne bewegen darf. Die Spieler wetten mit Jetons auf die ersten drei Plätze, so lange bis das dritte Pferd die rote Linie auf dem Spielbrett überschreitet. Dann dürfen keine Wetten mehr platziert werden.
Jeder Spieler hat somit die Wahl: Schnell setzen und hohe Quoten sichern oder einen Teil des Rennverlaufs abwarten, um sicherer agieren zu können. "Doch Vorsicht: Am Ende können noch viele Überraschungen lauern“, so beschreibt Nüttgens die Krux dieses Spiels. Zwei bis neun Personen ab acht Jahren können mitmachen bei einer gleich langen Rundendauer wie in Kuhfstein.
Bei einem Brettspiel ist die Gestaltung der Verpackung und des Inhalts ein nicht unwesentlicher Faktor, sagt Rainer Andrzejewski. Sei es die Haptik in der Ausarbeitung der Spielfiguren oder die Details in den Illustrationen der Plättchen – das Auge spielt mit, fasst der Kenner zusammen. Für ihn stellen Brettspiele allgemein einen Moment der Ablenkung dar. "Für mich ist das Gehirnjogging."
3. Tipp: Rollenspiel "Die Abenteuer des Robin Hood"
Wer in einem Brettspiel eine Geschichte erleben möchte, dem empfiehlt er „Die Abenteuer des Robin Hood“. Zwei bis vier Spieler schlüpfen in unterschiedliche Rollen und spielen innerhalb von 30 bis 60 Minuten ein Szenario durch, das in einem beigelegten Buch beschrieben wird. Dabei dürfen sie nicht in die Fänge des Sheriffs von Nottingham und seinen Gefolgsleuten geraten. Für die Familie biete sich hier ein leichter und unterhaltsamer Einstieg in das Genre der Rollenspiele, empfiehlt Andrzejewski.
4. Tipp: Partyspiel "Hitster"
Für eine ausgelassene Stimmung kann für Bernward Nüttgens das Partyspiel "Hitster" sorgen. Hits aus den vergangenen 100 Jahren – von Enrico Caruso bis Justin Bieber – ertönen für 30 Sekunden und müssen nach ihrem Erscheinungsjahr chronologisch sortiert werden. Um aber die Hits hören zu können, werden ein Smartphone, die gleichnamige App sowie ein Benutzerkonto auf dem Streamingdienst Spotify benötigt. Auf den mitgelieferten Kärtchen befindet sich nämlich ein QR-Code, der für das Abhören gescannt werden muss. Der Erste, der zehn Lieder korrekt aneinanderreiht, gewinnt.