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Agri-PV-Anlage in Dörverden Bürokratische Schatten über den senkrechten Solarmodulen

Während der Landtagsabgeordnete Eike Holsten (CDU) über die Verzögerungen beim Vorzeigeprojekt in Dörverden schimpft, bleiben die Projektverantwortlichen gelassen. Wie der aktuelle Stand ist und wo es hakt.
13.05.2024, 16:50 Uhr
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Bürokratische Schatten über den senkrechten Solarmodulen
Von Jörn Dirk Zweibrock

Senkrechte Solarmodule sind immer noch rar gesät. Vorteil dieser Installationsweise – der Flächenverlust für die Solarstromerzeugung hält sich in Grenzen und der Boden kann weiterhin für den Acker- und Gemüsebau genutzt werden. Weil es sich bei den Planungen für die Agri-Photovoltaik-Anlage am Borsteler Weg in Dörverden um eine der ersten in Deutschland gehandelt hat, hatte der damalige niedersächsische Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Olaf Lies (SPD), den Projektverantwortlichen im Wahlkampf 2022 persönlich den Zuwendungsbescheid überreicht.

Der Landtagsabgeordnete Eike Holsten (Rotenburg), CDU-Pate für den Wahlkreis Verden, äußert sich nun kritisch zu den anhaltenden Verzögerungen beim vermeintlichen Vorzeige-Projekt im Aller-Weser-Dreieck. Mit einer sogenannten Kleinen Anfrage hatte er sich im Vorfeld an die rot-grüne Landesregierung in Hannover gewandt und darin nach dem Stand des Projekts und dem Verbleib der Anlage gefragt.

Gefangen im Bürokratie-Dschungel

Das Vorhaben, das auf die Installation von rund 575 bifazialen Solarmodulen auf einem Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche abzielt, habe seit der Förderzusage im April 2022 erhebliche administrative Hürden erfahren. "Trotz der klaren Vorteile, die dieses Projekt für die Energiewende und die lokale Landwirtschaft bringen kann, wird der Projektfortschritt durch langwierige bürokratische Prozesse gebremst. Es ist enttäuschend zu sehen, wie ein innovatives Projekt, das sowohl die lokale Energieerzeugung als auch die Landwirtschaft unterstützen soll, durch Verwaltungsverzögerungen aufgehalten wird“, moniert der CDU-Politiker. Um die "unnötigen Verzögerungen" zu überwinden, sei es nun "dringend erforderlich", dass alle Beteiligten eine Lösung fänden.

„Die Verzögerungen begannen mit einer zunächst notwendigen Änderung im Flächennutzungsplan (F-Plan), die aufgrund einer Rechtsänderung auf Bundesebene später zurückgenommen wurde", führt Holsten aus. Auf kommunaler Ebene habe sich die Bearbeitung dann aufgrund von personellen Engpässen verzögert. "Obwohl der Bundestag im Dezember 2022 Änderungen im Städtebaurecht verabschiedete, die das Projekt beschleunigen sollten, kam es bei der Bearbeitung des Bauantrags schließlich zu weiteren Verzögerungen, insbesondere bei der Klärung von Erschließungsfragen", geht der Konservative weiter ins Detail.

„Diese Situation unterstreicht die Notwendigkeit, dass wir unsere Verwaltungsverfahren straffen und effizienter gestalten müssen, damit solche wichtigen Projekte nicht im Bürokratie-Dschungel stecken bleiben“, fordert er und ergänzt: „Es geht hierbei nicht nur um die Realisierung eines einzelnen Projekts, sondern um die Glaubwürdigkeit unserer Bemühungen in der Energiewende.“ Der Landtagsabgeordnete appelliert daher an alle beteiligten Stellen, insbesondere das niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, seit 2022 unter grüner Führung, sowie die lokalen Verwaltungen, sich intensiver für eine Beschleunigung der Verfahren einzusetzen und die nötigen Genehmigungen zeitnah zu erteilen. "Nur so kann das Projekt, das bereits eine bedeutende Investition darstellt und überregional mit Interesse verfolgt wird, erfolgreich abgeschlossen werden", betont der Christdemokrat aus dem Nachbarwahlkreis.

GPS-unterstützte Landmaschinen

"Die Verwaltung in Dörverden hat trotz aller Schwierigkeiten sehr gut gearbeitet", lobt Projektleiter Corbinian Schöfinius das Rathaus-Team. Der Bauantrag liege bereits vor, er rechne damit, dass die Anlage bis Jahresende stehe. Auch wenn derzeit noch keine senkrechten Solarmodule am Borsteler Weg zu sehen seien, gehe es mit der Errichtung erfahrungsgemäß immer schnell, betont Schöfinius.

Projektverantwortlich für die Agri-PV-Anlage ist die Klimaschutz- und Energieagentur Landkreis Verden (Klever). Für den Bau und den Betrieb der Solarmodul-Anlage und die ackerbaulichen Versuche ist hingegen die Regional- und Energiegenossenschaft Aller-Leine-Weser (Realweg) zuständig.

"Angesichts der Ukraine-Krise sind innovative Projekte wie dieses Pilot-Projekt wichtiger denn je. Es zeigt Wege auf, wie der Nutzungskonflikt zwischen der Nahrungsmittelproduktion und den Erzeugern erneuerbarer Energien gelöst werden kann", sagte Lies damals bei seinem Besuch auf dem "Energie-Acker der Zukunft" in Dörverden.

Durch den Einsatz von GPS-unterstützten Landmaschinen ist dort den Planungen zufolge "eine präzise und sichere Bewirtschaftung zwischen den einzelnen Modulen gewährleistet". Die Module sollen von beiden Seiten Licht und Strahlung aufnehmen können – Stichwort bifazial. Mit dem Pilotprojekt in der Gemeinde Dörverden soll insbesondere geklärt werden, wie sich die Verschattung auf den Acker- und Gemüsebau, aber auch auf die Module auswirkt.

Das finanzielle Volumen des Vorhabens soll über eine halbe Million Euro für den Anlagenbau und die Begleitforschung betragen. Neben dem Umweltministerium wird das Projekt auch durch Leader-Mittel sowie von der Klever und der Realweg unterstützt.

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