Tim und Lena Kantereit saßen eines Abends vor dem Fernseher. Das Ehepaar aus Emtinghausen schaute sich ein American-Football-Spiel an, als den beiden plötzlich eine Idee in den Sinn kam: American Football in Emtinghausen, das wäre doch was. Klingt im ersten Moment verrückt, dachten sich die beiden – bis sie genauer drüber nachdachten. In dem kleinen Dorf der Samtgemeinde Thedinghausen, das gerade mal rund 1500 Einwohner zählt, werden bereits einige Sportarten angeboten. Fußball, Volleyball, Korbball oder Leichtathletik sind nur einige der Sparten beim TSV Emtinghausen. American Football gehört nicht dazu. Das soll sich bald ändern. Denn Tim und Lena Kantereit wollen die Sportart in Emhusen etablieren.
An den Moment, als die gemeinsame Idee entstand, erinnert sich Tim Kantereit noch genau. "Wir wollten uns eigentlich mehr im Dorfverein engagieren und wollten den Super Bowl mit mehreren Leuten gucken. Das hat dieses Jahr so kurzfristig nicht mehr geklappt. Dann sind wir auf die Idee gekommen. Ein paar Tage später habe ich zu Lena gesagt: Diese Idee lässt mich nicht mehr los", erzählt der 40-Jährige. Das Ehepaar wandte sich an den Verein und stellte ihren Plan bei einer Vorstandssitzung Mitte Februar vor. Dort stieß das Projekt American Football in Emtinghausen auf offene Ohren. Und so stimmte der Vorstand bei der Sitzung zu, künftig eine American-Football-Sparte anzubieten. "Wir sind offen für alles. Probieren geht über studieren", sagt Maria Wicke, erste Vorsitzende des Vereins. Der erste Schritt war somit gemacht.
Doch es war nur der erste von ganz vielen Schritten, die das Ehepaar Kantereit auf dem langen Weg zu bewältigen hat. Zuallererst mussten ein Name und ein Logo gefunden werden. Der Name für den Verein war schnell gefunden: Emhusen Windmills, angelehnt an die Mühle in der Gemeinde. "Ein Tier hat jeder Verein im Namen, ein Gebäude hat keiner. Und den Kampf gegen Windmühlen kann man nicht gewinnen, wie Don Quijote schon gesagt hat", erzählt Tim Kantereit schmunzelnd. Im Logo findet die Mühle ebenfalls ihren Platz.
Um das Projekt zu verwirklichen, sind Tim und Lena Kantereit auf Sponsoren angewiesen. "Anfang April haben wir mit der Sponsorensuche begonnen. Wir haben schon zwei, die fest zugesagt haben", freut sich Tim Kantereit. Der 40-Jährige geht dabei aktiv auf die Suche. "Man fährt rum. Ich stelle mich dann auch bei Firmen vor", erzählt Kantereit.
Noch viel wichtiger als die Sponsoren sind aber Spieler und Coaches. Die ersten zwei Trainer hat das Ehepaar Kantereit schon gefunden, weitere sollen nach und nach folgen. "Spieler werden noch gesucht", sagt Tim Kantereit. Hierfür veranstaltete das Ehepaar am Mittwoch einen Infoabend in der Emhuser Mühle. Die ersten Interessenten waren schnell gefunden.
Beim TSV Emtinghausen wollen Tim und Lena Kantereit, die leidenschaftliche Football-Fans sind und die Miami Dolphins anfeuern, den vor allem aus den USA bekannten Sport für Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene anbieten. Wer zwischen sechs und 13 Jahre alt ist, kann sich im Flag Football versuchen. Dort ist Körperkontakt nicht erlaubt. Das Training soll ab Ende August angeboten werden. Für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren soll es Football-Training mit Körperkontakt, also Tackle-Football-Training, geben. Ebenfalls ab Ende August soll eine Mannschaft mit Spielern ab 18 Jahren ins Training einsteigen. Tim Kantereit betont, dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen gerne gesehen werden. "Das ist keine reine Männer-Geschichte", sagt der 40-Jährige.
Mit dem Einstieg in den Ligabetrieb rechnet Tim Kantereit nicht vor März 2025. "Das ist ein realistisches Ziel", glaubt er. Gehen die Emhusen Windmills irgendwann an den Start, sollen die Heimspiele einen Eventcharakter haben. Um ein Gefühl zu bekommen, wie so ein Heimspiel abläuft, will Kantereit bei umliegenden Football-Vereinen vorbeischauen. Der 40-Jährige denkt da unter anderem an die Ritterhude Badgers und Lohne Longhorns. Für den 30. September ist in Emtinghausen ein erster Eventtag geplant, der unter dem Motto "Football zum Anfassen" laufen soll.
Sofern der Ligabetrieb irgendwann startet, möchte Tim Kantereit aber nicht selbst auf dem Feld stehen. "Ich sehe mich eher darin, den Trainerschein zu machen", sagt er mit einem Schmunzeln im Gesicht. Die Vorfreude auf die anstehenden Wochen und Monate ist beim Ehepaar riesengroß. "Wir haben Bock darauf, man macht es ja auch für das Dorf", betonen beide unisono. Interessierte können bei Instagram unter emhusen_windmills mit Tim und Lena Kantereit Kontakt aufnehmen. Denn nur mit genügend Spielern, Trainern und Helfern kann das Projekt Wirklichkeit werden. Und aus einer kleinen Idee könnte etwas Größeres entstehen.