Wer auf der Landesstraße 158 zwischen Langwedel und Verden verkehrt, der kommt zwangsläufig nach Langwedel-Förth – einem klassischen kleinen Durchgangsort. Denn anhalten tun dort nur die allerwenigsten Verkehrsteilnehmer. Es gab jedoch auch andere Zeiten. Rund 30 Jahre lang zog die dortige Diskothek "Kronsberg" an mehreren Tagen die Woche Hunderte Besucher aus der gesamten Region an und sorgte dafür, dass Langwedel-Förth von vielen Menschen ganz gezielt angesteuert wurde. Einer, der die Hochzeiten, aber auch den schrittweisen Niedergang hautnah miterlebt hat, ist Thomas Rathjen. Der Sohn des Betreiberehepaares Fritz und Hilde Rathjen ist sozusagen im Kronsberg groß geworden und hat später zwischenzeitlich auch mit seiner Schwester die Leitung übernommen.

Hilde und Fritz Rathjen begannen zunächst mit einem Gastronomiebetrieb, aus dem sich dann die Disco entwickelte.
Mit 13 Jahren habe er das erste Mal hinter dem Tresen gestanden, mit 15 Jahren erstmals als DJ einen Abend alleine musikalisch gestaltet. "Ich hatte eine wahnsinnig schöne Jugend", sagt Rathjen, der trotz der Mithilfe im Familienbetrieb Ausbildungen zum Bäcker und Koch absolvierte. An die "goldenen Zeiten" des Kronsberg in den 1970er- bis in die 80er-Jahre hinein habe er viele gute Erinnerungen. "Die Bude war gerappelt voll", spricht Rathjen von 500 bis 600 Besuchern, die regelmäßig an einem Abend da waren. "Es war immer schön, man kannte jeden", hebt er die dennoch stets besondere familiäre Atmosphäre hervor.
Anfänge mit Gastronomie
Die Anfänge vom "Kronsberg" gehen bis 1965 zurück, zunächst eröffnet als Kneipe und Gastronomiebetrieb. 1968 folgte ein Saalanbau, um auch Hochzeitsfeiern ausrichten zu können. Doch nur kurze Zeit später gab es eine neue Planung. "Mein Onkel und mein Vater sind auf die Idee gekommen, Musik für junge Leute zu machen", erzählt Thomas Rathjen. Also wurde eine Musikanlage angeschafft. Es folgte noch ein großer Umbau, sodass 1972 die Diskothek in der Form eröffnen konnte, wie sie in der Folge viele Menschen erfreuen sollte. In der Anfangszeit holte Fritz Rathjen auch damals bekannte Musiker ins beschauliche Förth. Schlagerstars wie Jürgen Marcus ("Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben") oder Nina und Mike ("Paloma Blanca") traten ebenso auf wie die Band Equals ("Baby come back"). "Das war schon was für die damalige Zeit", betont Thomas Rathjen. Durchgesetzt haben sich die Live-Auftritte auf Dauer aber nicht. "Es tat dem Umsatz nicht gut, denn wir hatten keine Bühne und die Konzerte waren auf der Tanzfläche", erklärt Rathjen, der insgesamt 23 Jahre lang als DJ in der Diskothek für die Musik sorgte.

Einige Zeit traten auch Musikstars im Kronsberg auf, hier etwa Schlagersänger Jürgen Marcus (links) mit DJ Smoking John.
Zu den Hochzeiten hatte das Kronsberg, das von vielen Stammgästen einfach nur "Berg" genannt wurde, an vier Tagen (Mittwoch, Freitag, Sonnabend und Sonntag) geöffnet. Sonntags gab es vor dem eigentlichen Betrieb sogar noch eine Disco für Jugendliche. Ein besonderer Höhepunkt war jedes Jahr die Feier am Rosenmontag, blickt Rathjen zurück. Auch die Außenfeste in den 80er-Jahren mit Showbands wie Albatros seien große Publikumsmagnete gewesen. Doch langsam aber sicher gingen in der Folge die Besucherzahlen zurück. "Der Nachwuchs blieb aus", fasst Rathjen, der mit seiner Schwester ab Ende der 80er-Jahre für sieben Jahre die Leitung des Kronsberg übernahm, zusammen. Zudem mussten immer mehr bürokratische Hürden für Genehmigungen genommen werden. Was rund zweieinhalb Jahrzehnte gut lief, verkam mehr und mehr zum Kampf. "Ein Ende war abzusehen", sagt Rathjen, der in den letzten Jahren die Leitung alleinig an seine Schwester abgetreten hatte. Und so ging mit dem Jahrtausendwechsel die Kronsberg-Ära in Langwedel-Förth zu Ende. Die letzte Feier fand am 31. Dezember 1999 statt.
"Einfach kult"
Danach versuchte sich noch einmal jemand daran, die Diskothek unter neuem Namen wiederzubeleben. "Aber das ging in die Hose", erzählt Rathjen. Die Kronsberg-Revival-Partys, die in der Folgezeit regelmäßig im alten Gasthaus Klenke stattfanden, waren jedoch stets gut besucht. "Kronsberg ist einfach kult", macht Rathjen deutlich, dass die Disco in den Köpfen vieler Menschen in der Region weiterlebt. Und auch die ein oder andere persönliche Biografie wäre ohne das Kronsberg ganz bestimmt anders gelaufen. "Da haben sich viele Leute kennengelernt, die dann auch geheiratet haben", weiß Rathjen. Und so hat der "Berg" nicht nur in den Erinnerungen der Besucher Spuren hinterlassen.