Mit einer weiteren Sonderausstellung gehen die diesjährigen Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des Otto-Modersohn-Museums in Fischerhude in die zweite von insgesamt drei Runden. „Otto Modersohn – der erste Sommer in Worpswede 1889“ lautet der Titel der Bilderschau, die vom 3. August bis 13. Oktober in der privat betriebenen Traditionseinrichtung (In der Bredenau 95) läuft. „Am 3. Juli 1889 kam ich voller Erwartung in Worpswede an – und nach allen Seiten, alles so weit und groß, wie am Meer“, hatte Otto Modersohn einst in seinem Tagebuch notiert. In dieser Ausstellung steht demnach ganz die Abwendung Modersohns von der Großstadt und den Akademien im Fokus. Zu sehen sein werden Bilder, die sich der Überwältigung des Malers durch die Weite der Landschaft, das einfache Leben der ländlichen Bevölkerung und den Reichtum der Natur verdanken.
Als Otto Modersohn im Juli 1889 auf Einladung seines Studienfreundes Fritz Mackensen nach Worpswede kam, war er überwältigt vom starken Natureindruck dieser weiten, offenen und herben Landschaft. Der gemeinsame Aufenthalt wurde folgerichtig immer wieder verlängert. Hans am Ende, der Studienfreund Mackensens, kam aus München dazu, und es reifte der Entschluss, für immer in Worpswede zu bleiben. Die Ziele waren klar: Man kehrt den Akademien, den „Kunststädten“ und damit allem Modischen und Konventionellen den Rücken, um in der Natur das ersehnte „Echte“ zu finden, das Nahe, das Einfache und doch Poetische. "Von keinem anderen der an der Entdeckung Worpswedes für die Kunst beteiligten Maler sind so viele Bilder dieses Sommers erhalten", weiß Antje Modersohn, die das 1974 von Modersohns Sohn Christian und seiner Frau Anna gegründete Museum heute zusammen mit ihrem Mann Rainer Noeres führt, zu berichten. "Alle Bilder sind in dem 2014 erschienenen Katalog reproduziert."
Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung
Im Jubiläumsjahr 2024 widmet sich das Otto-Modersohn-Museum vor allem dem Frühwerk des großen Malers. Zum Jubiläumstag am 18. Mai 2024 war die erste von drei anlässlich des Festjahres geplanten Sonderausstellungen mit dem Titel „Otto Modersohn – Das westfälische Frühwerk 1884-1889“ eröffnet worden. Zu sehen waren bis zum vergangenen Sonntag Landschaftsstudien und Bilder aus dem Münsterland. „Dass wir hier in Fischerhude Ausstellungen direkt aus diesem Nachlass machen können, macht sie so authentisch“, sagt Antje Modersohn, die als Kunsthistorikerin ausgebildet ist. „Ich glaube, dass das die DNA unseres Museums ausmacht.“ Und ihr Mann Rainer Noeres, selbst ausgebildeter Künstler sowie Mitbegründer der Produzentengalerie Hamburg, und Geschäftsführer der Otto-Modersohn-Stiftung, ergänzt: „Es geht hier um die Kunst. Es geht nicht um die Hauptwerke.“
Als dritte und letzte Sonderausstellung im Jubiläumsjahr wird dann ab dem 20. Oktober bis zum 12. Januar 2025 die Schau „Otto Modersohn – Retrospektive – Sehen – Fühlen – Machen VII“ gezeigt. Mit Arbeiten von der Studienzeit bis hin zum Spätwerk versammelt diese Schau noch einmal die qualitative Essenz des bedeutenden deutschen Landschaftsmalers. "Ziel dieser Retrospektive ist es, neue Perspektiven auf ein Werk zu geben, dessen kunsthistorische Relevanz längst noch nicht abschließend von der Fachwelt gewürdigt wird", so Antje Modersohn. Mit der dritten Sonderausstellung schließt sich der Kreis für die Jubiläumsfeierlichkeiten des Otto-Modersohn-Museums, welches im Jahr 1985 – zur Einweihung des zweiten Bauabschnitts – sogar den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt zu einem Besuch in Fischerhude animierte.
Dank der unermüdlichen Arbeit von Antje Modersohn, der Enkelin des bekannten Landschaftsmalers, und ihres Ehemanns Rainer Noeres sowie der kontinuierlichen Mithilfe vieler Familienmitglieder sowie des ehrenamtlichen Engagements, ist das Otto-Modersohn-Museum inzwischen längst zu einer festen Größe auf der Kunstlandkarte geworden.