Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Fischerhude Sonderausstellung im Otto-Modersohn-Museum eröffnet

Die Jahre 1890 bis 1895 können als Phase der Selbstfindung des Künstlers betrachtet werden. Eine zentrale Rolle spielt die enge Verbindung zu Worpswede. Davon können sich Kunstliebhaber nun ein Bild machen.
19.05.2025, 15:33 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Wilfried Adelmann

Die Sonderausstellung des Otto-Modersohn-Museums in Fischerhude über seine ersten Jahre in Worpswede ist am vergangenen Wochenende eröffnet worden. Sie zeigt seine entstandenen Bilder der Jahre 1890 bis 1895. Die Werke können als Phase seiner Selbstfindung und damit als Vorbereitung für seinen Durchbruch als anerkannten Maler gesehen werden.

Alles begann im Juli 1889 mit einer Reise von Otto Modersohn zusammen mit seinem Studienfreund Fritz Mackensen, auf der er Worpswede zum ersten Mal kennen und lieben lernte. Er ist überwältigt vom Natureindruck der weiten, offenen und herben Landschaft. Die Reise wird kurzerhand bis zum Herbst verlängert und Mackensens Studienkollege Hans am Ende aus München stößt zu der kleinen Gruppe, welche später die Malerkolonie Worpswede gründen wird. Denn aus dem kurzen Reiseaufenthalt reift der Entschluss, sich für große Teile des Jahres ganz in Worpswede nieder zu lassen.

Unverständnis der Lehrer

Im Sommer 1890 entstehen einige seiner wichtigsten Studienbilder in Worpswede. Im Juli kehrt er zu seinen Eltern nach Münster zurück. Im Herbst zieht es ihn jedoch wieder nach Worpswede. Im Winter 1890/91 beschließt die Künstlergruppe, die gemachten Studien in Kunstgewerbeschule Hamburg in größere Bilder zu übertragen. Auch 1893/94 begeben sich Mackensen, am Ende und Modersohn aus dem gleichen Grund zu Prof. Eugen Bracht nach Berlin, der für seine dramatischen Landschaftsbilder bekannt ist. Aber hier und in Hamburg stellt Modersohn fest, dass ihn der akademische Ansatz und das Unverständnis der Lehrer seiner Kunstanschauung gegenüber eher hemmen und nicht weiterbringen. „Ich male aus guten Studien schlechte Bilder“, so Modersohn in seinem Tagebuch.

Im Jahr 1894 beschließt er folgerichtig, den Winter alleine in Worpswede zu bleiben, da auch seine Distanz zu Mackensen und am Ende gegenüber gewachsen ist und er seine Eigenständigkeit weiter entwickeln will, wie er es schon 1892 in seinem Tagebuch formuliert hat: "Freiheit ist das Erste und Wichtigste. Sich frei fühlen von allen Fesseln der Schule, Theorie, Tradition und Convention. Sich an nichts binden (in der Kunst), nur seinen Neigungen folgen.“ Und ein Jahr später formuliert er: "In solchen Augenblicken des Versunkenseins, wo ich alle Reflexion verliere, male ich eigentlich. Ein Unbewusstes malt in mir, nicht eigentlich ich selbst.“Wie er später feststellen wird, ist dieser Entschluss, ohne Einflüsse von Künstlerkollegen, alleine mit sich und seinem Werk zu sein, ein Wendepunkt im künstlerischen Schaffen und es sind die glücklichsten Monate im bisherigen Leben des jungen Künstlers.

Diese Erlebnisse bleiben nicht ohne Folgen. 1895 beteiligt sich Modersohn an der ersten Präsentation der „Worpsweder“ in der Kunsthalle in Bremen. Es folgt eine Einladung zur Jahresausstellung aller Nationen im Münchener Glaspalast und der Ankauf eines Bildes von Modersohn für die Neue Pinakothek. Über Nacht werden die „Worpsweder“ weitgerühmte Künstler und zu zahlreichen Ausstellungen eingeladen – der Durchbruch ist gelungen.

Stimmung als wichtiges Element

Die aktuelle Ausstellung im Otto-Modersohn-Museum zeigt diese Zeit der Vorbereitung für den Durchbruch zur öffentlichen Anerkennung. Die Bilder Otto Modersohns von 1890 bis 1895 bringen den Besucher nahe, dass die Selbstfindung in der Abgeschlossenheit der erste Schritt für ein Werk sein kann, dass die Stimmung als wichtigstes Element anerkennt. Sie knüpft das unsichtbare Band zwischen den anderen Elementen der Bilder und ist unerlässlich, wenn das Werk den Betrachter erreichen soll.

Der Titel „sehen - fühlen - machen“ der neuen Otto-Modersohn-Biografie zeigt hier schon auf, um was es dem Künstler ging: Dem Gesehenen die übergeordnete Sphäre der Stimmung, durch die Welt der Gefühle, sichtbar und damit in der Umsetzung wirksam werden zu lassen. Es lohnt sich sicherlich besonders für junge Kunstschaffende, diese Zeit der Wendepunkte im Otto-Modersohn-Museum bis zum 20. Juli (täglich von 10 bis 18 Uhr) anzuschauen und für sich zu entdecken.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)