900 Jahre sind ins Land gezogen, seit die Nachbardörfer Fischerhude (Widagheshude) und Quelkhorn (Quilechorne) ihre erste urkundliche Erwähnung fanden. Am 27. September soll dieses stolze Jubiläum mit einem Festakt für geladene Gäste und zahlreichen Veranstaltungen bis Anfang Dezember ausgiebig und gebührend gefeiert werden. In den vergangenen Monaten hat sich der extra für diesen Anlass gegründete "Arbeitskreis 900 Jahre Fischerhude Quelkhorn" – bestehend aus rund einem Dutzend hiesigen Heimatfreunden – intensiv der Geschichte der an Wümme und Surheide gelegenen Dörfer beschäftigt und vielfältiges Programm komponiert. Mit im Boot sitzt in Hans Blanken ein waschechter Fischerhuder, der als Archivar bei der Stiftung Heimathaus Irmintraut seit rund zehn Jahren alte Fotos, Akten und Unterlagen wie Schätze hütet und sich mit der Fischerhuder Dorfgeschichte auskennt.
Dass besonders die Gemarkung Quelkhorn reich an ur- und frühgeschichtlichen Funden sei, wissen die Heimatforscher aus der Arbeitsgruppe, zu denen auch Blankens Bruder Wilfried Mittendorf gehört, aus ihrer Recherchearbeit zu berichten. Demnach stammen die ältesten Funde aus der mittleren Steinzeit. "Diese Menschen waren noch nicht sesshaft, ihr Leben lang waren sie auf Wanderschaft, immer auf der Spur ihrer Jagdbeute." Erst in der Jungsteinzeit sei der Mensch sesshaft geworden, habe in dieser Region jedoch wenige Spuren hinterlassen. Den Recherchen zufolge deute der Urnenfriedhof der Sachsen auf dem Losberg in Quelkhorn (etwa 400 Jahre nach Christus in der Völkerwanderungszeit) auf eine durchgehende Besiedlung hin. Welche Geschichten die beiden Dörfer in den vergangenen 900 Jahren geschrieben haben, soll in den kommenden Monaten jeweils sonntags um 16 Uhr in Buthmanns Hof (Im Krummen Ort 2) in Fischerhude aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Die Themen-Veranstaltungen im Überblick.
29. September, Vortrag
"Erdgeschichte in unserer Region" heißt der Titel des Vortrags des Biologen und Wissenschaftlers Tim Freudenberg. Über die "Besiedlungsgeschichte in unserer Region anhand von archäologischen Funden" referiert zum Auftakt zudem die neue Kreisarchäologin Nadja Lüdemann.
6. Oktober, Vortrag
Der Fischerhuder Heimatforscher Manfred Wolffson steht im Mittelpunkt des zweiten Programmpunktes. Er entführt sein Publikum auf Streifzüge durch die Fischerhuder Geschichte. Für Spaß und einige Überraschungen werde an diesem Nachmittag gesorgt sein, verspricht der Gastgeber.
13. Oktober, Vortrag
"Viele Menschen sind im 19. und frühen 20. Jahrhundert ausgewandert. Es waren vor allem Baptisten, die man hier nicht haben wollte", weiß Ortsarchivar Hans Blanken zu berichten. Somit beschäftigt sich Horst Rössler von der Uni Bremen ist seinem Gastauftritt mit den Themen "Fahrendes Volk" und Armut und Auswanderungswellen". Im Jahr 1984 stattete sogar eine weltberühmte Persönlichkeit dem kleinen Dorf Fischerhude in aller Stille einen Besuch ab, um der eigenen Familiengeschichte nachzugehen. Der Nobelpreisträger Linus Carl Pauling war damals als 83-Jähriger auf Stippvisite in Fischerhude, um die Heimat seiner Großmutter Adelheid Blanken in Augenschein zu nehmen, die 1859/60 mit ihrer Familie in die USA ausgewandert war.
20. Oktober, Filmnachmittag
Zwei dokumentarische Filme von Hannes Heer stehen an diesem Tag auf dem Programm. Zum einen "Fischerhude – ein Dorf in der Nazizeit" aus dem Jahr 1980 sowie der 1986 entstandene Streifen "Verbrennt diese Briefe". Geplant ist im Anschluss die Filmvorführungen eine Gesprächsrunde mit dem 83-jährigen Autor.
27. Oktober, Filmnachmittag
Hans Blanken öffnet eine alte Filmrolle aus seinem Archiv und präsentiert den Heimatfilm "Ein Gruß an die Vergangenheit" aus den Jahren 1954 und 1955. Zu sehen gibt es einen rund 70-minütigen Film, den das Ehepaar Schloen vor 70 Jahren drehte. Auch Hans Blanken findet sich in einer Filmsequenz als kleiner Junge wieder. "Ich weiß noch genau, wo die Kamera stand", erinnert sich der Archivar.
17. November, Vortrag
Jürgen Buthmann-von Schwartz vom örtlichen Heimatbund leistet ebenfalls einen Beitrag zum Begleitprogramm der 900-Jahr-Feier. Der ehemalige Vize-Verwaltungschef des Fleckens Ottersberg beleuchtet die Flüchtlingssituation und Geschichte in Fischerhude und Quelkhorn nach dem Zweiten Weltkrieg bis Zusammenschluss zur Einheitsgemeinde im Jahr 1972.
1. Dezember, Fotonachmittag
Zum Abschluss des Begleitprogramms tritt Ortsarchivar Hans Blanken noch einmal in Aktion. Der Jubilar präsentiert mehr als 170 Fotoaufnahmen aus Fischerhude und Quelkhorn aus den Jahren 1896 bis 1960.