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Berufsleben Beratung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Bassums und Twistringens Gleichstellungsbeauftragten wollen Frauen dabei helfen, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Zum Start dient ein gemeinsames Frühstück. Dann sollen Einzelberatungen helfen.
27.10.2023, 15:13 Uhr
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Beratung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Von Emil Stock

Bassum/Twistringen. Noch immer sei die Kinderbetreuung vor allem Frauensache. Das Berufsleben werde in der sogenannten Familienphase hinten angestellt. "Je länger eine Mutter aus dem Beruf heraus ist, desto schwieriger kann es ein, wieder in der Arbeitswelt Fuß zu fassen", erklärt Christine Gaumann, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bassum. Um Frauen dabei zu helfen, habe sie bereits vor etwa 20 Jahren mit ihrer Kollegin aus Twistringen, Heike Harms, ein Programm ins Leben gerufen. "Unser Angebot wollen wir mit einem gemeinsamen Frühstück wiederbeleben." Wie so viele konnten die beiden Gleichstellungsbeauftragten ihre Hilfe während der Pandemie nur bedingt oder gar nicht anbieten. Das Frühstück wird am Mittwoch, 8. November, von 9 bis 11.30 Uhr im Sitzungssaal des Bassumer Rathauses, Alte Poststraße 14, veranstaltet. "Alle Frauen sind herzlich eingeladen."

Wie ist die Lage? Zwar würden Frauen mittlerweile wieder deutlich früher in den Beruf einsteigen, die Grundproblematik bleibe aber bestehen. "Es fehlt vor allem an Betreuungsmöglichkeiten wie Kitas oder Nachmittagsbetreuung an Grundschulen", so Gaumann. Das führe dazu, dass Frauen meist keine andere Wahl hätten, als ihren Beruf zu verlassen und sich um die Kinder zu kümmern. "Einmal habe ich erlebt, dass eine Frau 17 Jahre lang nicht arbeiten konnte, weil sie sich um die Familie gekümmert hat", berichtet Gaumann. Es würden zwar auch immer mehr Männer in Teilzeit gehen und sich um die Betreuung kümmern, jedoch bei Weitem nicht so viele wie Frauen. "Viele Mütter sind dadurch immer noch sehr abhängig von ihrem Partner", führt sie fort. Die Familienphase beziehe sich jedoch nicht nur auf die Kinderbetreuung, sondern gleichermaßen auf die Pflege von Verwandten – egal ob altersbedingt oder durch eine Behinderung.

Welche Auswirkungen hat das? Akut sei das vorwiegend weniger ein Problem. "Allerdings wird mittlerweile jede dritte Ehe geschieden, von den unehelichen Partnerschaften mal ganz abgesehen", so Gaumann. In diesen Fällen habe die Frauen im Alter einen klaren finanziellen Nachteil. "Frauen haben oft deutlich niedrigere Renten, wegen der Familienphase", erklärt sie weiter. Altersarmut betreffe somit vor allem Frauen, die Kinder haben und von ihrem Partner getrennt leben.

Was müsste sich ändern? "Es hat sich zum Glück schon vieles getan", sagt die Bassumer Gleichstellungsbeauftragte. Gemeint sind damit gesetzlich geregelte Kita- und Nachmittagsbetreuungsplätze. Allerdings sei dort auch noch Luft nach oben. "Ich sehe einen großen Teil auch beim Arbeitgeber." Im Bassumer Rathaus wurden beispielsweise Termine für Konferenzen so angepasst, dass sie nicht mit den üblichen Abholzeiten der Kinder kollidierten. "Das sollte in der heutigen Zeit mit Homeoffice und Digitalisierung doch weniger ein Problem sein", fordert Gaumann. Auch eine innerbetriebliche Kinderbetreuung täte einigen Unternehmen gut. "Zum Beispiel im Krankenhaus", führt sie an. Die Beschäftigten dort hätten zudem das Problem mit den Zeiten der Schichtarbeit – wieso also nicht ein konkretes Angebot für sie schaffen. "Es gibt noch einiges an Potenzial." Natürlich sei nicht alles überall anwendbar, aber einen Versuch sollte es wert sein.

Lockere Atmosphäre: Am Ende soll es den Betroffenen dienen, nach Monaten oder Jahren ganz ohne Beschäftigung, mit einem Minijob oder einer Teilzeitstelle wieder ganz im Berufsleben anzukommen. "Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das ist unser Hauptaugenmerk", erklärt Gaumann. Das Frühstück solle bei lockerer Atmosphäre Frauen zusammenbringen, damit diese sich austauschen und über Bedürfnisse sprechen können. "Und wir wollen natürlich auch wissen, was die Betroffenen brauchen und wie wir konkret helfen können." Viele Frauen würden sich unterschätzen und trauten sich oft nicht, Berufe zu wählen, die ihnen auch Spaß machen. "Wir wollen die Teilnehmer auch ermutigen, finanziell wieder unabhängiger zu sein", sagt Gaumann. Dabei kämen diese nicht um den Arbeitsmarkt herum. "Das Gute ist, dass zurzeit eigentlich alle Arbeitgeber neue Fachkräfte suchen", erklärt Gaumann. Für Brötchen, und alles, was zum Frühstück gebraucht werde, sei gesorgt.

Über nettes Beisammensein hinaus: Beim Frühstück wird auch Nicole Schliekau, Berufsberaterin der Agentur für Arbeit Syke, dabei sein. Sie bietet konkrete Hilfe beim Wiedereinstieg in den Beruf an. "Die Kooperation mit dem Jobcenter ist nicht ganz neu, aber so hat sie noch nicht stattgefunden", sagt Gaumann. Gemeint sind damit die Einzelberatungen rund um den Wiedereinstieg. Für jeweils 45 Minuten können am Donnerstag, 16. November, von 9 bis 12.30 Uhr in Twistringen Gespräche mit Schliekau geführt werden. In Bassum ist dies am Freitag, 17. November, von 8.30 bis 12 Uhr und am Montag, 20. November, ab 12 Uhr möglich.

Info

Für das Frühstück ist eine Anmeldung erwünscht, aber nicht zwingend nötig. Bei den Einzelberatungen ist eine Anmeldung erforderlich. Für beide Veranstaltungen sind diese unter den Rufnummer 0 42 43 / 41 31 06 oder 0 42 41 / 84 61 sowie per Mail an h.harms@twistringen.de oder gaumann@stadt.bassum.de möglich. Beide Angebote sind kostenlos.

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