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Aussperrung Elterntaxis Die Schwachstellen der Schrankenlösung in Oyten

Grundsätzlich erfüllen die Schranken an der Pestalozzistraße zur Aussperrung von Elterntaxis ihren Zweck, befindet man im Rathaus nach drei Jahren Betrieb. Aber es gibt auch negative Begleiterscheinungen.
10.01.2024, 14:52 Uhr
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Die Schwachstellen der Schrankenlösung in Oyten
Von Marius Merle

Ziemlich genau vier Jahre ist es her, dass die Gemeinde Oyten mit einer besonderen Aktion überregional Schlagzeilen machte. Die zunächst für eine Woche als Test erfolgte Aussperrung von sogenannten Elterntaxis in der Pestalozzistraße, wo sich eine Kita, eine Grundschule und die IGS befinden, sorgte für ein überraschend großes mediales Interesse. Schließlich gibt es vielerorts vergleichbare Probleme mit Eltern, die zum Bringen oder Abholen ihrer Kinder am liebsten direkt vor der Schule oder Kita halten, und so immer wieder für gefährliche Verkehrssituationen sorgen. Da in Oyten der Versuch als Erfolg gewertet wurde, beschloss die Politik im Sommer 2020 eine dauerhafte Schrankenlösung. Bis zur Inbetriebnahme der zwei Anlagen dauerte es dann noch einige Monate, aber seit etwa drei Jahren dürfen zu den Stoßzeiten morgens und mittags nur noch ausgewiesene Fahrzeuge diesen Teil der Pestalozzistraße befahren. Also: Ende gut, alles gut? Im Oytener Rathaus zieht man ein gemischtes Resümee.

Dass die Schranken grundsätzlich "eine gute Sache" sind, wie es Sebastian Oetting (Fachbereichsleiter Personal- & Bürgerservice) nennt, und die Verkehrssicherheit in diesem Straßenabschnitt erhöht haben, ist bei der Verwaltung die einhellige Meinung. Das Hauptziel sei damit durchaus erreicht und laut Michael Bruns vom Fachbereich Gemeindeentwicklung habe es im Laufe der drei Jahre auch "sehr viele gute Rückmeldungen" gegeben. Aber die Gemeinde muss sich mit den Schrankenanlagen häufiger befassen, als es ihr lieb ist. "Sie sind anfällig für technische Störungen und Vandalismus", sagt Bürgermeisterin Sandra Röse. Bruns spricht davon, im Schnitt fast 14-tägig im Einsatz sein zu müssen, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Somit kam es bisher auch nicht selten vor, dass eine oder beide Schranken zwischenzeitlich außer Betrieb waren. Zudem bleibt die Gemeinde auf den Kosten für Reparaturen zum Beispiel nach Sachbeschädigungen sitzen. Die Schranken zur Aussperrung der Elterntaxis sind daher "kein Selbstläufer", will Bruns betont haben.

Verlagerung des Problems

Zumal die Akzeptanz auch nach einigen Jahres des Betriebes bei einigen Eltern weiterhin fehlt. Nicht selten warten sie, bis ein anderes, berechtigtes Fahrzeug die Schranke passiert, um dann ebenfalls mit ihrem Wagen mit durchzufahren. Auch der wiederholte Vandalismus zeugt von der grundsätzlichen Ablehnung dieser Lösung durch einige wenige. Und zwar nutzen zahlreiche Eltern für den Bring- und Holservice den Parkplatz am Sportzentrum an der Stader Straße, den die Gemeinde dafür empfiehlt, aber bei Weitem nicht alle. So verlagert sich das Parken beziehungsweise Anhalten der Autos an vielen Tagen in den vorderen Teil der Lindenstraße. Das sorgt nicht nur für Ärger bei den dortigen Anliegern, sondern auch nur für eine Verlagerung der Gefahrenlage für die Kinder, die sich auf den Weg zur Kita oder Schule befinden.

Eigentlich hatte die Gemeinde daher beim Beschluss zur Installation der Schranken angestrebt, in der Lindenstraße einen sicheren Kurzzeitparkplatz zu schaffen – angedacht als Wendeschleife mit Parkplätzen an der Straße im hinteren Bereich des IGS-Schulgeländes. Von Anfang an war aber klar, dass dies nicht einfach so zu realisieren ist, weil der Bebauungsplan dafür geändert werden müsste. Weiter vorangetrieben wurde die Planung bis heute nicht. Das Vorhaben sei "ganz dramatisch runterpriorisiert" worden, lässt Röse wissen. Denn es bestünden erhebliche Zweifel, ob einige Kurzzeitparkplätze das Problem in der Lindenstraße wirklich lösen könnten. Deshalb wären die mindestens 200.000 Euro zu investierenden Euro eher kein gut angelegtes Geld. So ruht die Hoffnung der Gemeinde eher auf verstärkten Kontrollen von unrechtmäßig abgestellten Fahrzeugen in der Lindenstraße.

Freie Fahrt durch Baustellenverkehr

Insgesamt bleibt festzuhalten: Das oberste Ziel der Schranken konnte nach Sicht der Verwaltung erreicht werden, aber negative Begleiterscheinungen wie regelmäßige Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie eine Verlagerung des Gefahrenschwerpunktes eine Straße weiter blieben und bleiben nicht aus. Kein Wunder also, dass Bürgermeisterin Röse befindet, dass es nicht "die perfekte Lösung" ist. Eine Lösung, die in diesem Jahr ohnehin an sehr vielen Tagen gar keine sein wird. Denn aufgrund der großen Baustelle (Anbau an die IGS) und des dafür notwendigen Verkehrs müssen die Schranken in den nächsten Monaten bis zur Fertigstellung oftmals oben bleiben. Sonst hätten für alle Firmen- und Baustellenfahrzeuge, die bis Herbst möglicherweise vor Ort sein könnten, Ausnahmegenehmigungen ins System eingespeist werden müssen. Ein weiteres Mal zeigt sich, dass das Schrankenprojekt so seine Schwachstellen hat.

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