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Öko-Bauprojekt Kleine Siedlung mit Vorzeigecharakter

Im Baugebiet Neumühlen III in Verden ist eine Ökosiedlung mit 15 Reihenhäusern geplant. Sowohl Bau als auch Betrieb der Häuser soll klimaneutral sein.
22.12.2021, 16:30 Uhr
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Von Andreas Becker

Ökologisches Bauen gehört für Ulrich Steinmeyer zum Alltag. Er selbst wohnt im Passivhaus, und als Geschäftsführer eines ökologischen Baustoffhandels gehört der Umgang mit umweltfreundlichen und regenerativen Materialien zu seinem Broterwerb. Wenn er aber von der geplanten Ökosiedlung im Baugebiet Neumühlen III spricht, gerät sogar Steinmeyer ins Schwärmen. "Ich habe recherchiert, aber so ein Projekt gibt es in Deutschland bisher noch nicht", erzählt er bei einem Ortstermin.

Auf einer insgesamt gut 5000 Quadratmeter großen Fläche am Trensenweg sollen 15 Reihenhäuser entstehen, ein Sechserblock sowie ein Fünfer- und ein Viererblock. Aktuell ist hier vor allem Phantasie gefragt, denn zu sehen gibt es noch nichts, außer Raureif auf dem gefrorenen Boden. Die Kälte hält Steinmeyer allerdings nicht davon ab, mit dem Fahrrad zum Termin zu kommen. Schließlich sollen auch die geplanten Häuser nicht nur beim Bau und Bewohnen möglichst wenig Energie verbrauchen, sondern dank der Materialien auch das Klima schützen. "Beim Bau eines herkömmlichen Steinhauses entstehen 50 Tonnen Kohlendioxid. Wir hingegen verwenden Holz, das im Laufe der Jahre schon 50 Tonnen Kohlendioxid eingelagert und gespeichert hat", betont Steinmeyer, der sich selbst als Initiator des Projekts bezeichnet. Bauträger ist das Energie-Netzwerk, in dem sich verschiedene Firmen und Handwerksbetriebe zusammengeschlossen haben. Steinmeyer ist mit seinem Geschäft selbstverständlich Mitglied. 

Nachhaltige Bebauung

Voraussetzung für das Projekt war, dass die Stadt Verden auf der Fläche möglichst nachhaltige Bebauung entstehen lassen wollte, wie Lisa Pischke von der Abteilung für Gebäudeunterhaltung und Klimaschutz erzählt. Ursprünglich wollte der Bauträger einen Block mit sechs Reihenhäusern sowie je einen Block mit zwei und drei Häusern bauen. "Dann ist uns aufgefallen, dass beim Ausmessen ein Fehler passiert ist und die vorgeschriebenen Abstände nicht eingehalten würden. Deshalb haben wir die Planung geändert", erklärt Steinmeyer. 

Die Häuser selbst sollen aber wie geplant errichtet werden. Dank guter Dämmung mit regenerativen Materialien erreichen die Häuser einen hohen energetischen Standard. Außerdem wird eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verbaut. Wichtig sei auch eine Ausrichtung der großen Fensterflächen nach Süden, um die Sonnenenergie zu nutzen. "Wir schaffen KfW-40plus und schrammen knapp am Passivhaus vorbei", sagt Steinmeyer. Nach seinen Angaben reicht die Stromerzeugung durch die hauseigene Fotovoltaikanlage aus, um den Energiebedarf für Strom und Heizung ganzjährig zu decken. "Das sind etwa 4500 bis 5000 Kilowattstunden pro Jahr." Die Fotovoltaikanlage wird etwa 150 Quadratmeter Dach abdecken. In heißen Sommern sei eine Beschattung wichtig.

Außenhülle aus Nadelholz

Das Haus selbst ist als Holzbau geplant, bei der Außenhülle werden Nadelhölzer verwendet, bei den Böden wird auch Eichenholz verwendet, das sei aber mit dem Käufer abzusprechen, so Steinmeyer. Die Wohnfläche beträgt 150 Quadratmeter, auch über die Aufteilung der Räume und die Ausstattung seien Absprachen mit den späteren Bewohnern möglich. "Wir sind da flexibel", betont der Initiator des Projekts und versichert, dass das Haus während der Bau- und Nutzungsphase klimaneutral sei. "Was wir klimatechnisch hinkriegen, ist extrem gut." Am Ende sollen schlüsselfertige Häuser an die Eigentümer übergeben werden. Den Preis für ein Mittelreihenhaus beziffert Steinmeyer mit 410.000 Euro inklusive Grundstück. Das ist bei den Mittelhäusern 210 Quadratmeter und bei den Endhäusern 330 Quadratmeter groß. Die allgemeinen Kostensteigerungen für Rohstoffe – unter anderem Holz – seien bei der Preisgestaltung bereits berücksichtigt. "Da sind keine Änderungen zu erwarten", versichert der Bauträger. Wegen der nachhaltigen Technik werden die Häuser mit 40.000 Euro gefördert, diese sei im Kaufpreis bereits verrechnet.

Drei Käufer gibt es schon, womit laut Steinmeyer, das Projekt gesichert ist. "Wir werden im Januar die Verträge machen und stehen in den Startlöchern, damit die Arbeiten losgehen können. Im Oktober soll dann schon Einzug sein. Der Clou an dem Raumkonzept sei, dass jedes Haus bei Bedarf in zwei vollwertige Wohnungen unterteilt werden kann. "Man muss die Häuser im Alter auch aufteilen können. Die meisten Einfamilienhäuser werden für Familien geplant und sind für zwei Erwachsene im Alter viel zu groß", argumentiert Steinmeyer. Bei der Ausstattung der Häuser werde auch an Lademöglichkeiten für E-Autos gedacht, versichert er. Entsprechende Stationen seien geplant.

Für die Stadt Verden sei das Projekt ein Beispiel dafür, wie nachhaltig ein Hausbau sein könne, erklärt Lisa Pischke. "Wir wollen auch in diesem Bereich den Klimaschutz mehr in den Fokus rücken. Wir brauchen insgesamt neue Wohnformen und weniger Flächen- und Energieverbrauch."

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