Wer sich gerne über Krankheiten unterhält, hat in diesen Tagen reichlich Gesprächsstoff. Ob einfache Erkältung, Grippe oder Covid-19: Seit Wochen erlebt die Region eine Krankheitswelle. Das Landesgesundheitsamt stuft die Zahl der Atemwegserkrankungen im Kreis Verden als hoch ein – und damit steht Verden im Vergleich zu den Nachbarkreisen Rotenburg und Heidekreis sogar noch gut da.
"Eine solche Krankenquote habe ich so noch nicht erlebt", sagte kürzlich Rolf Korb, Hauptamtsleiter im Langwedeler Rathaus. Und das soll schon etwas heißen, schließlich hat er diesen Posten schon seit einigen Jahrzehnten inne. Egal in welchem Bereich, die krankheitsbedingten Personalausfälle haben längst bedenkliche Ausmaße erreicht – und die Konsequenzen betreffen auch viele andere Bürger.
Während die vielen Ausfälle in der Verwaltung oder beim Bauhof für die Gemeinde zwar ein großes Problem darstellen, aber von der Bevölkerung kaum wahrgenommen werden können, sah es vor Weihnachten in den Schulen oder Kitas ganz anders aus. So sei man laut Korb zuletzt nicht drumherum gekommen, das Betreuungsangebot in manchen Kindertagesstätten zusammenzustreichen. Wenn mehr als die Hälfte der Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen, bleibe der Gemeinde gar nichts anderes übrig.
Situation in Achim und Oyten
Auch in Achim kommt es zu krankheitsbedingten Ausfällen, berichtete die Stadtverwaltung. Das könne dazu führen, "dass wir punktuell Dienstleistungen einschränken müssen – insbesondere in Bereichen, wo ohnehin bereits Fachkräftemangel herrscht und personelle Ressourcen knapp sind, zum Beispiel bei den Kitas". Grundsätzlich konnte die Stadt bislang allerdings in allen Bereichen den Betrieb aufrechterhalten. Die krankheitsbedingte Ausfallquote für das gesamte Jahr 2023 liege leicht höher als der Wert von 2021 und bewege sich auf dem Niveau des Jahres 2022, hieß es auf Anfrage.
Anders bewerteten Vertreter der Gemeinde Oyten die Situation. "Der Krankenstand ist schlimmer als in der Corona-Krise", sagte Cordula Schröder, erste Gemeinderätin. Im Rathaus fehle mehr als jeder dritte Kollege krankheitsbedingt. Besonders akut sei die Lage beim Bauhof. "Die laufen auf Kante", betonte Schröder. Und auch bei der Kinderbetreuung und Beschulung mussten in Oyten Abstriche gemacht werden. In den Kitas wurden wegen der vielen Ausfälle Notdienste eingerichtet. Vereinzelt musste die Betreuung sogar ganz abgesagt werden. Bei der Grundschule Oyten fand zuletzt nur noch ein eingeschränkter Ganztagsbetrieb statt.
Das Landesgesundheitsamt beobachtet im Rahmen der sogenannten ARE-Surveillance, also der Überwachung akuter respiratorischer Erkrankungen, den Verlauf der Influenza/Grippe und anderer Erkältungskrankheiten, darunter RSV-Infektionen und Covid-19 in Niedersachsen und fasst die von den Gesundheitsämtern gemeldeten Daten in Wochenberichten zusammen. Als Gradmesser für den Krankenstand gelten die gemeldeten Erkrankungen in Kindertagesstätten.
Bislang kaum Influenzafälle
Die Daten in der Woche vor Weihnachten zeigten für Niedersachsen: Im Vergleich zum Winter 2022/2023 ist die Lage noch entspannt. Vor einem Jahr waren zu diesem Zeitpunkt 35,6 Prozent der betreuten Kinder wegen einer Atemwegserkrankung nicht in den Einrichtungen. Jetzt sind es 20,4 Prozent, und die Kurve flacht ab. Im Vergleich zur Vorwoche blieb der Wert nun weitgehend unverändert, nachdem die Zahlen zuvor innerhalb eines Monats von zwölf auf mehr als zwanzig Prozent gestiegen waren.
So weit die guten Nachrichten. Die schlechte: Die Grippewelle hat noch gar nicht richtig begonnen. "Bisher traten nur vereinzelte Influenzanachweise auf", stellte das Landesgesundheitsamt in seinem jüngsten Wochenbericht fest. Barbara Adolf, Ärztin im Gesundheitsamt des Landkreises Verden, erklärte im Gespräch mit dem ACHIMER KURIER Ende Oktober, dass der Haupterkrankungsgipfel bei Influenza im Januar oder Februar zu erwarten sei.
Um möglichst gesund durch die Erkältungszeit zu kommen, rät Adolf, sich zu schützen. "Wer eine Maske trägt, schützt nach wie vor sich selbst und andere", sagt die Verdener Amtsärztin. "Wenn man also selbst stark erkältet ist, Kontakte zu anderen aber nicht vermeiden kann und zum Beispiel einkaufen gehen muss, empfiehlt es sich, eine Maske aufzusetzen." Eine Maske sei auch am Arbeitsplatz ratsam, wenn man mit leichten Symptomen trotzdem zur Arbeit komme. Gleiches gelte für Besuche in Pflegeheimen oder Krankenhäusern.