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IHK-Konjunkturumfrage Firmen sehen die Zukunft pessimistisch

Auch im Landkreis Verden gibt es einen teilweise deutlichen Knick nach unten und Umsatzeinbußen. Vor allem Baugewerbe und Handel sind betroffen.
14.09.2023, 15:29 Uhr
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Firmen sehen die Zukunft pessimistisch
Von Andreas Becker

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich in vielen Branchen eingetrübt. Das gilt auch für die Unternehmen im Landkreis Verden und im Elbe-Weser-Raum, wie die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) im zweiten Quartal des laufenden Jahres nahelegt. Ausgehend von den Angaben der befragten Unternehmen im Landkreis Verden zeigt sowohl die Kurve für die Erwartungen als auch die Kurve für die tatsächliche wirtschaftliche Lage der Firmen nach unten. "Wobei die tatsächliche Situation der regionalen Wirtschaft durchweg besser ist als die geäußerten Erwartungen", sagt Siegfried Deutsch, Leiter der IHK-Geschäftsstelle in Verden. Dennoch habe es Anfang des Jahres einen deutlichen Knick nach unten gegeben. "Teilweise haben die Unternehmen Umsatzrückgänge von 20 Prozent und mehr zu verkraften", erzählt Deutsch.

Wo liegen die Ursachen für die Probleme?

Die Ursachen sind nach Angaben der IHK vielfältig. Ein großes Risiko für die Geschäftsentwicklung ist der Fachkräftemangel. "Das ist ja kein neues Phänomen, sondern schon seit Jahren ein Thema. Seit der Pandemie, als das Personal teilweise nicht gehalten werden konnte, hat es sich in einigen Branchen verschärft, etwa im Gastrogewerbe", argumentiert Deutsch. Aktuell werde der Mangel durch die schwächere Konjunktur etwas abgefedert, weil die Auftragslage in manchen Branchen nicht so gut sei. "Wenn sich die Lage wieder verbessert und die Konjunktur anzieht, wird es noch dramatischer." 

Dazu kommen nach wie vor hohe Energie- und Rohstoffpreise. Dieser Bereich wird zwar nicht so häufig genannt wie im vergangenen Jahr, als die Angst vor einer Gasmangellage nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine noch größer war, er spielt aber in vielen Branchen nach wie vor eine große Rolle. Weitere Risiken sind laut IHK hohe Arbeitskosten und eine schwächelnde Inlandsnachfrage. "Das trifft vor allem den Handel, denn viele Familien sind verunsichert, was sie sich in Zukunft noch leisten können, und halten ihr Geld mehr zusammen", erklärt Deutsch die Ergebnisse der Umfrage. Zunehmend als Risiko genannt werden auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. "Die Regierung führt politische Diskussionen teilweise nicht zu Ende und verschiebt wichtige Weichenstellungen. Es muss aber einen Rahmen geben, in dem sich die Wirtschaft bewegen kann." Gerade bei Investitionen in Klimaschutz und nachhaltige Techniken herrsche aktuell Unsicherheit, nicht zuletzt eine Folge des politischen Streits um das Gebäudeenergiegesetz. "Die Folge ist, dass viele Unternehmen im Zuge einer Risikoabwägung Investitionen verschieben und abwarten, bis es verbindliche Rahmenbedingungen gibt", hat Deutsch erfahren.

Welche Branchen positive Erwartungen haben

Positive Signale gibt es nach der IHK-Umfrage aus der Industrie. Seit Jahresbeginn hätten sich die Erwartungen der Unternehmen größtenteils wieder aufgehellt. So habe die Zahl der Betriebe mit einem gestiegenen Auftragsvolumen im Vergleich zum Vorquartal zugenommen. Im Landkreis Verden ist die wirtschaftliche Lage der Industrie etwas besser als im Elbe-Weser-Raum. "Wir haben hier eine breite Palette mittelständischer Unternehmen, die hier verwurzelt sind und am Standort bleiben wollen", betont Siegfried Deutsch. Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland, etwa wegen der Energiekosten, komme für diese Betriebe eher nicht infrage. Im Dienstleistungsbereich haben viele Firmen zwar ein positives Quartal hinter sich, unter dem Strich bleibt die Erwartungshaltung für die kommenden Monate aber pessimistisch. Sorgen bereitet den Dienstleistern in erster Linie der Mangel an Fachkräften.

Welche Branchen negativ in die Zukunft blicken

Vor allem das Baugewerbe ist aktuell betroffen. Nicht ohne Grund, denn die Situation ist nach Erkenntnissen der IHK beim privaten Wohnungs- und Hausbau angespannt. Hohe Baukosten, gestrichene Förderprogramme und gestiegene Zinsen hätten dazu geführt, dass bereits geplante Vorhaben kurzfristig nicht mehr realisiert würden. Auch die Auftragslage sei deutlich schlechter geworden, 56 Prozent der befragten Betriebe berichteten von rückläufigen Aufträgen. "Man muss aber auch sehen, dass die Probleme vor allem den Bereich der Ein- und Mehrfamilienhäuser betreffen. Langfristige Großprojekte, etwa beim Brückenbau, gibt es nach wie vor", sagt Deutsch. Im Handel attestieren 53 Prozent der Einzelhändler ihren Kunden eine rückläufige Konsumneigung. Im Groß- und Außenhandel hat sich die Lageeinschätzung im Vergleich zum Vorquartal verschlechtert, unter dem Strich bleibt sie jedoch positiv. Für die kommenden Monate rechnen die Händler jedoch mit einem rückläufigen Volumen. Das gilt auch für den Einzelhandel, als größtes Risiko hier wird ein Einbruch der Inlandsnachfrage genannt.

Welche Auswirkungen hat das aktuelle Geschäftsklima?

Laut der Umfrage haben die Unternehmen im Elbe-Weser-Raum ihre Pläne zur Neueinstellung von Beschäftigten seit Anfang 2023 deutlich gesenkt. Auch die Investitionspläne sind in den vergangenen Monaten rückläufig und fast bei Null angekommen. "Es wird vielfach nicht mehr in die Erweiterung von Anlagen investiert, sondern eher in den Bestand. Die Unternehmen warten zurzeit ab, wie sich die Situation weiter entwickelt", lautet das Fazit des IHK-Geschäftsstellenleiters. Beim Schritt in die Selbstständigkeit seien Neugründungen im Vollerwerb rückläufig, im Nebenerwerb sei die Quote immerhin konstant.

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