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Ukraine-Krieg Landkreis bereitet sich auf Flüchtlinge vor

In wenigen Tage sollen die Sammelunterkünfte für Flüchtlinge einsatzbereit sein. Weiterer Wohnraum wird gesucht. Die Aktivitäten lassen erahnen, was der Landkreis Verden in den kommenden Monaten erwartet.
09.03.2022, 17:24 Uhr
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Landkreis bereitet sich auf Flüchtlinge vor
Von Felix Gutschmidt

Die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine sind bereits im Landkreis Verden angekommen. Am Gymnasium am Markt in Achim etwa, besuchen ein elf und ein 14 Jahre altes Kind seit vergangener Woche den Unterricht. Sie sind mit ihrer Mutter aus dem Kriegsland geflohen, berichtet Schulleiter Dirk Stelling. Untergebracht sind sie in der Familie eines Schülers. So eine private Initiative ist kein Einzelfall, davon gehen jedenfalls Ulf Neumann, Sprecher des Landkreises, und Kai Purschke, Sprecher der Stadt Achim, aus. Offiziell gemeldet haben sich die Neuankömmlinge bislang weder beim Kreis noch im Rathaus. "Das müssen sie auch nicht", sagt Neumann.

Dennoch appelliert der Kreis an Verwandte, Freunde, Bekannte und andere Personen, die zwischenzeitlich Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen haben, sich beim Einwohnermeldeamt ihres Wohnsitzes zu melden und die geflüchteten Personen registrieren zu lassen. Nur wer gemeldet ist, kann öffentliche Unterstützung in Sachen Unterkunft, Verpflegung oder medizinische Versorgung bekommen. Eine Anmeldung sei darüber hinaus auch in Sachen Schulbesuch und möglicher Integrationskurse wichtig, teilt der Kreis mit.

Zwar sind bislang vor allem Flüchtlinge mit Kontakten in die Region im Landkreis angekommen. Sie seien "bei Verwandten und Freunden untergekommen", sagt Regina Tryta, Erste Kreisrätin. "Vereinzelt haben auch hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger Flüchtlinge aufgenommen." Doch der Landkreis rechnet damit, in Kürze Flüchtlinge zugewiesen zu bekommen. Sie treffen aus Berlin kommend in Hannover ein und werden von dort auf die Niedersächsischen Städte und Landkreise verteilt. Der Kreis Verden richte daher momentan ganz konkret die ersten Flüchtlingsunterkünfte her,  sagt Tryta.

Sammelunterkünfte für 200 Personen

Unterstützt vom Technischen Hilfswerk soll bis kommenden Sonnabend eine der beiden Turnhallen der Berufsbildenden Schulen in Verden als Sammelunterkunft bezugsfertig hergerichtet werden, teilt Neumann mit. Gleichzeitig rüstet der Landkreis die Container am Kreishaus, in dem derzeit das Impfzentrum untergebracht ist, wieder zu Unterkünften um und stattet sie mit Betten und Möbeln aus. Bis Mittwoch nächster Woche sollen die Quartiere am Kreishaus bezugsfertig sein.

Rund 200 Personen könnten an den beiden Standorten untergebracht werden, schätzt Neumann. Eine genaue Zahl lasse sich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, denn der Landkreis weiß nicht, welche Flüchtlinge kommen. Anders als bei der 2015 eingesetzten Fluchtbewegung aus Syrien erwartet die Kommune vor allem Mütter und Kinder. Diese würden – je nach Alter – weniger Platz benötigen, weil sie in einem Beistellbett direkt neben der Mutter schlafen könnten.

Die Versorgung der Flüchtlinge soll an beiden Standorten über einen Caterer laufen. Verträge dazu hat der Landkreis bislang nicht abgeschlossen, weil unklar ist, wie groß der Bedarf ist. Auch eine Betreuung in den Unterkünften will der Landkreis sicherstellen. Konkret spricht Neumann von Ansprechpartnern vor Ort, die mit den Ukrainern in ihrer Landessprache kommunizieren können. Welche Hilfsangebote der Kreis den Menschen macht, soll entschieden werden, wenn die Sorgen und Nöte der Flüchtlinge bekannt sind.

Kreis sucht weiteren Wohnraum

Neben den Standorten am Kreishaus und an der Berufsbildenden Schule in Verden setzt der Landkreis nach eigenen Angaben auf weitere kleinere dezentrale Objekte zur Unterbringung. Wo diese liegen, steht noch nicht fest. Der Landkreis sucht derzeit auch nach Quartieren und ruft Immobilienbesitzer, die längerfristig Wohnraum zu vermieten haben, auf, sich zu melden. Auch Quartiere in Achim sind eine Option. "Die Stadt ist aktuell im Austausch mit dem Landkreis Verden und wird bei Bedarf der Unterbringung auch mit ihm über die Bereitstellung von Unterkünften sprechen", teilt Sprecher Kai Purschke mit.

Im Falle einer Aufnahme von Geflüchteten in privaten Unterkünften gibt die Kreisverwaltung zu bedenken, dass diese Unterbringung voraussichtlich für mehrere Monate erforderlich wird. Wenn dies nicht möglich sei, sollte besser von einer privaten Einquartierung abgesehen werden, so der Landkreis.

Für Fragen rund um die Ukraine-Hilfe hat der Landkreis eine Hotline eingerichtet. Dort sollen alle Anliegen – von Wohnraumangeboten über Hilfs- und Spendenangebote bis hin zu Fragen nach Sozialleistungen – zentral gesammelt und an die zuständigen Stellen weitervermittelt werden. Nebenbei beantworten die Mitarbeiter dort auch Fragen zur Corona-Schutzimpfung, denn die Hotline ist gleichzeitig für das Impfzentrum zuständig.

Wer für die Menschen in der Ukraine spenden möchte, findet dazu auf der Landkreisseite die Spendenkonten nationaler Hilfsorganisationen. Von Sachspenden an die Kreisverwaltung bittet der Landkreis abzusehen. Sollten im Einzelfall gezielte Sachspenden erforderlich werden, werde der Landkreis dazu konkrete Aufrufe starten.

Zur Person

Angebote des Landkreises

- Zentrale Hotline rund um die Ukraine-Hilfe: 0 42 31 / 9 03 08 88 (erreichbar montags bis donnerstags von 8.30 bis 15.30 Uhr sowie freitags von 8.30 bis 13 Uhr)

- Anmeldung bei den örtlichen Einwohnermeldeämtern: www.landkreis-verden.de/ukraine. Passkopien untergebrachter Personen mit der aktuellen Wohnungsanschrift können per E-Mail an termine-abh@landkreis-verden.de an die Ausländerbehörde geschickt werden, die sich dann bei den Betroffenen meldet.

- Unterkunft: Wer längerfristig Wohnraum vermieten kann, wendet sich per E-Mail unter wohnungsangebote@landkreis-verden.de an den Landkreis.

- Dolmetscher gesucht: Wer Ukrainisch oder Russisch spricht und sich als ehrenamtlicher Sprachmittler einbringen will, kann sich per E-Mail an dolmetschen@landkreis-verden.de wenden.

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