Der akute Fachkräftemangel und die chronische Unterfinanzierung von Gesundheits- und Pflegeleistungen machen bundesweit den Krankenhäusern und Pflegeheimen zu schaffen. Vor diesem Hintergrund plant der Landkreis Verden künftig eine engere Verzahnung der beiden kreiseigenen Pflegeeinrichtungen in Dörverden und Thedinghausen mit der kommunalen Aller-Weser-Klinik (AWK). Der Kreistag hat nun grünes Licht für die Pläne gegeben. Damit kann die Zusammenarbeit ab kommendem Jahr starten.
Nach dem niedersächsischen Pflegegesetz (NPflegeG) sind die Landkreise und kreisfreien Städte verpflichtet, "eine den örtlichen Anforderungen entsprechende notwendige pflegerische Versorgungsstruktur sicherzustellen". Doch gerade in der Pflege fehlt es an Personal und an attraktiven Arbeitsbedingungen. Auch im Kreis Verden ist der Pflegenotstand längst Realität. Schon jetzt arbeiten die kreiseigenen Pflegeeinrichtungen und die AWK deswegen bei der Ausbildung von Pflegekräften und der Fachkräftegewinnung zusammen. Zudem wurde für die verschiedenen Akteure bereits eine Pflegekonferenz im Kreis Verden eingerichtet.
Größere Attraktivität für Personal
Zukünftig will man aber noch eine intensivere sektorenübergreifende Zusammenarbeit der kommunalen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und der Pflege schaffen, um so einer massiven Versorgungskrise zu entkommen. Durch die stärkere Verzahnung von Gesundheitsversorgung und Pflegeeinrichtungen hofft der Landkreis zugleich auf weitere Chancen, dass unter dem Marken-Dach Aller-Weser-Klinik ein integrierter und innovativer Gesundheitskonzern entsteht, der für medizinisches und pflegendes Personal eine hohe Attraktivität besitzt, sagte Landrat Bohlmann bei Bekanntgabe der Idee.
Um einen reibungslosen Übergang aus fachlicher und organisatorischer Sicht zu gestalten, gibt es schon seit 2023 einen intensiven Austausch zwischen der AWK, den Pflegeeinrichtungen und der Kreisverwaltung. Anfang November wurden nun die kreiseigenen Häuser – das "Haus am Hesterberg" in Dörverden mit derzeit 70 vollstationären und 14 teilstationären Pflegeplätzen sowie das "Haus in der Bürgerei" in Thedinghausen mit 62 vollstationären Pflegeplätzen – in die Aller-Weser-Care gGmbH (AW-Care) ausgegliedert. Deren Anteile sollen zum 1. Januar an die Aller-Weser-Klinik veräußert werden.
Begleitung durch Anwaltskanzlei
Fachlich wird der Landkreis bei diesem Prozess von der Fachanwaltskanzlei Luther begleitet, die bereits für die Ausgliederung der kreiseigenen Pflegeeinrichtungen in die AW-Care und den Anteilsverkauf an die AWK beauftragt wurde. Damit liegen bereits detaillierte Kenntnisse der Unternehmensstruktur und den verschiedenen Aufgabenbereichen vor, so die Kreisverwaltung. Der Betrauungszeitraum ist zunächst auf einen Zeitraum von maximal zehn Jahren begrenzt. Im Anschluss ist eine Verlängerung möglich. Der Landkreis kann die Betrauung jedoch auch vor dem Ablauf dieses Zeitraums jederzeit ändern oder widerrufen.
Bisher hatten sich die kreiseigenen Pflegeeinrichtungen nur durch Ausgleichsleistungen in Form von Kapitalnachschüssen, Darlehen und Investitionszuwendungen über Wasser halten können. Ob sich durch den nun einstimmig beschlossenen Prozess tatsächlich auch die wirtschaftlichen Probleme des Gesundheitskonzerns lösen, sieht die Kreisverwaltung aber weiterhin kritisch. "Auch zukünftig ist nicht davon auszugehen, dass die AW-Care Überschüsse erwirtschaften können wird", heißt es. Politik und Verwaltung gehen davon aus, dass auch künftig der Betrieb mit Ausgleichsleistungen sichergestellt werden muss.