Verden. Die Besatzung eines Binnenschiffes auf der Weser war es, die am Dienstagabend einen leblosen Körper im Wasser treiben sah. Gegen 21.20 Uhr alarmierte die Crew die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, die zusammen mit der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und dem Rettungsdienst anrückten und eine männliche Leiche in unmittelbarer Nähe der Abzweigung des Schleusenkanals von der Weser in Höhe der Ortschaft Eissel bargen. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich dabei um den 23-jährigen Mann aus dem Sudan handelt, der am 8. April in Verden in die Aller gesprungen war. Der Fundort liegt mehr als fünf Flusskilometer vom Ufer des Allerparks entfernt.
„Kurz nach 22 Uhr wurde der Leichnam von Feuerwehr und DLRG aus dem Wasser gezogen“, sagt Polizeisprecher Helge Cassens. Vor Ort begann eine spezialisierte Tatortgruppe mit den polizeilichen Ermittlungen und beschlagnahmte den Leichnam. Der Zentrale Kriminaldienst der Polizei Verden stellte weitere Untersuchungen hinsichtlich Todesursache und Identität des Mannes an.
Der junge Mann hatte am 8. April mit Freunden am Allerpark Fußball gespielt. Dabei landete der Ball im Fluss. Der 23-Jährige war zunächst am Ufer hinter dem Ball hergelaufen und war schließlich hinter der Nordbrücke in den Fluss gestiegen. Dann geriet er nach Aussage mehrerer Zeugen unter Wasser und tauchte nicht wieder auf. Die DLRG suchte die Aller in den folgenden Tagen immer wieder mit Booten und Tauchern ab. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz, doch der junge Mann wurde bis zum Dienstagabend nicht gefunden.
Rund 40 Einsatzkräfte seien vor Ort gewesen, berichtet der Verdener Feuerwehrsprecher Dennis Köhler. Gegen 23 Uhr war der Einsatz beendet. Ob der junge Mann überhaupt schwimmen konnte oder nicht, ist Köhler nicht bekannt – Tatsache sei jedoch: „Die Strömung wird immer wieder unterschätzt“, sagt er. Auch Helge Cassens kann über die Schwimmfähigkeiten des Ertrunkenen keine Auskünfte geben. Er weiß aber, dass dieses Phänomen bei Flüchtlingen aus einigen Ländern verbreitet ist. „Die Anzahl derer, die nicht schwimmen können, ist höher als bei Einheimischen“, sagt er. Innerhalb kurzer Zeit ist dies nun schon der vierte Fall, bei dem ein Mensch in Aller oder Weser ertrunken ist. Vor wenigen Tagen erst war die Leiche einer 35-Jährigen aus dem Landkreis Verden am Campingplatz Bollerholz in der Weser gefunden worden, im Juni 2016 starb ein 26-jähriger Flüchtling aus Afghanistan in der Weser bei Achim, und im Sommer 2015 kam ein 30-jähriger Schwimmer in der Weser bei Uphusen/Bollen ums Leben.
Carsten Hauschild war mit der DLRG am Dienstagabend im Einsatz. „Die Gefahr des Flusses wird immer wieder unterschätzt“, sagt er. Die Aller sei einer der am schnellsten fließenden Binnenflüsse Deutschlands. Selbst erfahrene Rettungsschwimmer der DLRG kämen nur mit einer bestimmten Strategie ans andere Ufer, bei der sie sich von der Strömung treiben ließen. Durch die variierende Wassertiefe von 2,50 bis vier Meter und die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit des Flussbettes entstünden zum Teil überaus gefährliche Strudel und Stromschnellen.