Die Anzahl der registrierten Straftaten ist im vergangenen Jahr auf einen erneuten Tiefstand gefallen. Insofern machte Polizeidirektor Uwe Jordan am Dienstag bei der Bekanntgabe der Kriminalitätsstatistik ein insgesamt zufriedenes Gesicht. Allerdings machen Autodiebstähle hochwertiger Marken sowie Straftaten gegen ältere Bürger den Beamten zunehmend zu schaffen. Und teilweise hätten sich die Delikte schlicht ins Internet verlagert.
Im Landkreis Verden verzeichnete die Polizeiinspektion Verden/Osterholz 2018 mit 7356 Taten insgesamt 790 Delikte weniger als im Jahr davor. „Damit sank das Aufkommen auf einen Tiefpunkt im Vergleich der vergangenen zehn Jahre“, sagte Jordan. Allerdings gebe die Kriminalstatistik nur die angezeigten und bekanntgewordenen Fälle wider. Auch diejenigen Fälle, bei denen der Tatort im Ausland liegt, tauchen nicht in der Erhebung auf. „Es gibt wie bei allen Statistiken eine Dunkelziffer“, gab Jordan zu bedenken. Insgesamt bewege sich der Landkreis Verden in vielen Bereichen im Landestrend.
Auch Helga Stilke, Leiterin des Kriminal- und Ermittlungsdienstes Achim, konnte positive Zahlen vorlegen. Danach gab es 2018 in der Weserstadt 3350 Straffälle. „Die niedrigste Zahl seit 2013“, sagte Stilke. Verantwortlich dafür sei vor allem eine intensive Präventionsarbeit gewesen.
Der Widerstand gegen Polizeibeamte und andere Einsatzkräfte sei zwar rückläufig, so Jordan. „In den Köpfen der Kollegen ist dieses Problem aber durchaus vorhanden“, schilderte Fabian Bernert das Problem, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes. Teilweise würden sich die Einsatzkräfte erheblichen Widerständen ausgesetzt sehen.
Weniger Körperverletzungen
Sehr positiv entwickelt hat sich laut Bernert der Bereich der Körperverletzungen. Im Landkreis wurden 2018 insgesamt 747 Gewalttaten angezeigt, 2017 waren es 813. Sowohl leichte als auch schwere Körperverletzungen seien rückläufig. Ein Grund dafür sei, dass die Veranstalter von Großereignissen zunehmend auf private Sicherheitsdienste setze, die Ausschreitungen bereits im Anfangsstadium ersticken könnten. „Die Polizei wird meist erst gerufen, wenn es eskaliert ist“, sagte Jordan. Eine wichtige Rolle bei diesen Taten spiele fast immer der Alkohol. In 28 Prozent der Fälle waren die Täter alkoholisiert. „Wo viele Menschen zusammenkommen, gibt es zwangsläufig auch Konflikte“, sagte Bernert. Er vertrat die Ansicht, dass beim Rückgang der Körperverletzungen ein „Sättigungsgrad“ erreicht sei. Damit sei eine weitere Abnahme unwahrscheinlich.
Bei den Eigentumsdelikten stieg im Vorjahr die Anzahl der leichten Diebstähle zwar leicht an, schwere Diebstähle nahmen jedoch deutlich ab. Bei den Wohnungseinbrüchen setzte sich die Trendwende fort, die 2017 eingeleitet wurde, so Jordan. Inspektionsweit lag die Zahl mit 470 deutlich unter dem Wert von 2017 (562) und auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Die intensive Präventionsarbeit sowie die Gründung einer zentralen Ermittlungsgruppe im Jahr 2016 hätten die Wende gebracht. Dazu beigetragen habe auch die Verschärfung des Strafrechts.
Innerhalb des Landkreises stellen sich die Zahlen unterschiedlich dar. In der Stadt Verden sind die Zahlen auf dem gleichen Niveau geblieben, in Achim hingegen deutlich gesunken (-26). Auch in Ottersberg und Kirchlinteln verzeichnet die Polizei einen Rückgang. In Oyten wurde ein Tiefstand erreicht. Anstiege gab es in Dörverden (vier), Thedinghausen (zehn) und Langwedel (23). „In Langwedel war eine Bande am Werk, die eine Serie verübt hat“, erklärt Bernert den Anstieg. Er gehe davon aus, dass die positive Entwicklung anhalten werde. „Das wird durch die ersten Monate in diesem Jahr gestützt, da gab es erneut einen Rückgang“, sagte der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes. Die Täter, die im Landkreis Verden Wohnungseinbrüche verüben, kommen laut Polizei aus drei Bereichen: aus Bremen, aus dem Landkreis sowie aus osteuropäischen Ländern. Letztere seien vor allem bandenmäßig unterwegs und würden nach ihren Taten wieder über die Grenze verschwinden.
Als Gründe für den Rückgang bestimmter Taten nennt Uwe Jordan auch den demografischen Wandel. „Wenn es immer mehr ältere Leute und weniger junge Menschen gibt, nimmt beispielsweise die Gewalt ab“, sagte der Kriminaldirektor.