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Tradition Das Goldmann-Grab wird wieder geschmückt

Nach drei Jahren Pause wird das Grab in diesem Jahr wieder von einer Verdenerin geschmückt. Der Fachbereich Straßen und Stadtgrün hat somit das Nachsehen.
04.05.2023, 15:09 Uhr
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Das Goldmann-Grab wird wieder geschmückt
Von Jörn Dirk Zweibrock

Nina-Jacqueline Weidlich war sich bereits im vergangenen Jahr ganz sicher, dass sie am 10. Mai 2023 das Goldmann-Grab auf dem Verdener Domfriedhof schmücken wird. Nachdem sie erfahren hatte, dass das Grab drei Jahre lang ungeschmückt war, meldete sich schon vor einem Jahr bei der Stadt Verden. Genauso wie ihr Bräutigam Julian-Peter Bobke stammt auch die diesjährige Goldmann-Braut aus Verden. 

2022 und 2021 hatte sich keine Braut gefunden, die Lust hatte, das Grab zu schmücken. 2020 hatte die Pandemie der avisierten Goldmannbraut einen Strich durch die Hochzeitspläne gemacht. Die letzte Braut, die das Goldmann-Grab auf dem Verdener Domfriedhof geschmückt hat, war 2019 Wiebke Moje.

Nina-Jaqueline Weidlichs Aufgabe wird es an diesem Mittwoch also sein, Blumen am Grab von Franz Goldmann niederzulegen und ein stilles Gebet zu sprechen.

„Es freut es mich besonders, dass sich in diesem Jahr wieder eine Braut gefunden hat“, sagt Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann. In die Röhre schaut diesmal hingegen die Stadtpflasterkasse, sprich der Fachbereich Straßen und Stadtgrün, denn der profitiert laut Stiftungsurkunde schließlich nur, wenn sich keine Goldmann-Braut gefunden hat. 

Tödlicher Jagdunfall

Franz Goldmann starb am 11. Mai 1818 mit gerade einmal 20 Jahren an den Folgen eines Jagdunfalls. Drei Jahre nach seinem Tod vereinbarte sein Vater Christoph Goldmann mit dem damaligen Verdener Bürgermeister Carl-Christian Münchmeyer, dass das Grab des Sohnes jährlich von einer "unbescholtenen, tugendhaften Braut" am Tag vor ihrer Hochzeit geschmückt werden soll. Um die Erinnerung an Franz Goldmann wachzuhalten, stiftete der Senior daraufhin 1000 Taler an die Stadt Verden. Seitdem sind alle Verdener Bürgermeister verpflichtet, sich um das Goldmann-Grab zu kümmern „solange Gras und Laub wächst“.

Von den Zinsen sollte die jeweilige Braut 30 Taler, also heute umgerechnet 45 Euro, erhalten. Von den 1000 Talern ist allerdings schon lange nichts mehr übrig geblieben. "1823 hat Verden das Geld aus der Goldmann-Stiftung für die Bezahlung von Kriegsschulden ausgegeben", sagt Brockmann.

Die verschobene Hochzeit in 2020 war sicherlich bisher einmalig in der über 200-jährigen Tradition des Goldmann-Grabes, obwohl es immer wieder Jahre gibt, an denen das Grab ungeschmückt bleibt. Aber auch dieser Fall ist in der Vereinbarung geregelt: Das Geld, das die Braut neun Monate nach ihrer Hochzeit erhalten hätte, fließt dann eben an die Stadtpflasterkasse. Ihr moderner Nachfolger und somit Empfänger des Geldes ist heute der Fachbereich Straßen und Stadtgrün.

Das Säckchen mit den Talern, die inzwischen Euro heißen, haben die Mitarbeiter des städtischen Betriebshofes zuletzt 2022 aus den Händen von Verdens Bürgermeister entgegengenommen. 

Zugang von der Eitzer Straße

Bei der eingezäunten Ruhestätte handelt es sich wohl bis heute um das bekannteste Grab auf dem Domfriedhof. Viele Menschen aus Verden und umzu wissen allerdings immer noch nicht, wo sich das Goldmann-Grab genau auf dem Gottesacker befindet. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Direkt hinter dem Zugang von der Eitzer Straße, auf Höhe der Gärtnerei, liegt die letzte Ruhestätte von Franz Goldmann.

"Oh Jüngling, der Du dieses liest, lerne mit Feuergewehren vorsichtig umgehen, wenn Du Deinen Eltern Schmerz verhüten und die Laufbahn Deines Lebens nach der weisen Einrichtung des großen Weltschöpfers vollenden willst" – so lautet die bekannte Inschrift auf der Rückseite des Grabsteines. 

Übrigens: Auch für den Fall, dass sich mehrere Bräute für die Grabschmückung finden, hatte der alte Goldmann Vorsorge getroffen. Hätte sich neben Nina-Jacqueline Weidlich noch eine weitere heiratswillige Verdenerin als Goldmann-Braut 2023 beworben, wäre die Auswahl laut Vermächtnis eben auf das Stadtoberhaupt gefallen.

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