Was die hannoverschen Jungzüchterinnen und -züchter bei ihrem 34. Verbandsfinale in Verden zu bieten hatten, interessierte auch Ludwig Christmann. Kein Wunder, schließlich war es der frühere stellvertretende Zuchtleiter und Chef der Abteilung Zucht International, der den Nachwuchs einst auf Trab gebracht hat. Dazu zählte in Jugendjahren auch der Mann, der nun ebenfalls aufmerksam die anspruchsvollen Wettbewerbe verfolgte. Hinrich Lührs-Behnke, seit fast genau drei Jahren Präsident des Verbandes, war sich mit (Un-)Ruheständler Christmann einig, dass die 79 angetretenen Youngster ihre Sache bei wechselhaftem Wetter durchweg sehr gut gemacht haben.
Dass die Aktivitäten der Jungzüchter („Sie sind die Zukunft“) längst fester Bestandteil des Verbandsprogramms sind, ist maßgeblich der Idee und Initiative Ludwig Christmanns zu verdanken. Das Mitte der 1980er-Jahre entwickelte Konzept, Kinder und Jugendliche gezielt einzubinden, auszubilden und ihnen eine Veranstaltungsplattform zu geben, fand nicht nur bundesweit Nachahmung, sondern auch bei etlichen ausländischen Zuchtvereinigungen. Wettbewerbe auf regionaler Ebene werden seit 1988 ausgetragen. Im selben Jahr ging auch das erste Jungzüchterfinale über die Bühne.
Nachwuchs versteht sein Handwerk
Auch bei der mittlerweile 34. Auflage zeigte sich, dass der Nachwuchs sein „Handwerk“ beherrscht, in Theorie und Praxis und in allen vier Altersklassen. Unter den Begriff Jungzüchter fallen Mitglieder von acht bis 25 Jahren, und dass sie nicht alle in einen Topf geworfen werden, wie es so heißt, versteht sich von selbst. Die Bezeichnungen für die einzelnen Abteilungen beziehen sich auf die jeweiligen Vierbeiner, die zum Einsatz kommen.
So starten etwa in der Abteilung „Pferd alt“ die 19- bis 25-jährigen Züchterinnen und Züchter. In dieser Kategorie gelang Laura Schuldt (Pferdezuchtverein Winsen/Luhe) die Wiederholung ihres Vorjahreserfolges. Sie gehörte 2022 auch zur Mannschaft des Hannoveraner Verbandes, die bei den Weltmeisterschaften im niederländischen Ermelo den Sieg in der Seniorenklasse sowie den Silberrang in der Gesamtwertung holte. Die nächste WM findet im Sommer 2024 in Dänemark statt; bestimmt mit Beteiligung des Verbandes, der so viel Pionierarbeit leistete.
Spannendes Stechen
Im Verbandsfinale siegte Laura Schuldt jetzt mit ihrem Pferd Landora vor Merlin Campe/ Like Me (PZV Aller-Leine). Campe wiederum war im Juni Mitglied des hannoverschen Gold-Teams beim Bundeswettbewerb im brandenburgischen Neustadt (Dosse). Dritte wurde in Verden Louisa Michaelis (Stade Altes-Land) mit Sun Lie. In der Abteilung „Pferd jung“ (zwölf bis 18 Jahre) fiel die Entscheidung erst im spannenden Stechen. Platz eins sicherte sich Jette Doub (PZV Luhmühlen) mit Abalou vor Isa Julinn Decker/ Bella Odessa (Hildesheim/ Peine) und Pia Marie Neumann/ Rob Rex (Winsen/Luhe). Salome Scheifele (PZV Verden), die mit Dallia Garancha antrat, erreichte Rang sechs.
Auch in der Gruppe „Pony alt“ (zwölf bis 14 Jahre) war ein Stechen erforderlich. Über den Sieg durfte sich am Ende Hannes Morten Buchholz (Burgdorf/ Leinetal) mit Tigo Bay freuen. Zweite wurde Zoe Prüsmann/ Joy (Hollenstedt) vor Janne Carolin Decker/ Derwin Blue (Hildeheim/ Peine). Unter den jüngsten Jungzüchtern erwies sich Carlotta Roy/ Jelly (Winsen/Luhe) als Beste, gefolgt von Neele-Annelie Buchholz/ Primera (Burgdorf/ Leinetal) und Fenja Meyer/ Hilly’s Nora (Land Hadeln). Im guten Mittelfeld unter 22 Startern landete Philippa Röhrbein (Verden).
Theorie und Praxis
Können und Kenntnisse mussten alle über die Regionalwettbewerbe ins Finale gelangten Teilnehmer in der Theorieprüfung sowie beim Mustern unter Beweis stellen. In den Abteilungen „Pony alt“ und „Pferd jung“ war außerdem das möglichst korrekte Herausbringen des Tieres gefragt. Für die „Oldies“ galt es, auch Punkte im für sie vorgeschriebenen Beurteilungswettbewerb zu sammeln, bei dem erstmals die „lineare Beschreibung“ mehrerer Pferde gefordert war. In der Gesamtwertung des Beurteilungswettstreits gab es zwei Siegerinnen: Mirja Spreckels (Kehdingen) und Lena Flagge (BS AG Bodenstein).
Bei der Jungzüchterarbeit, das betont der Verband auf seiner Homepage, gehe es nicht nur um die Vermittlung von Know-how: „Die Verantwortung und die Identifikation mit dem Hannoveraner Pferd, die Bewahrung von Tradition und Wissen sind wichtige Werte, die an die jüngere Generation weitergegeben werden“. Und apropos Zukunft: „Die Verjüngung der Verbandsstrukturen und die Ausbildung und Unterstützung von qualifizierten Nachwuchsführungskräften haben ebenfalls einen hohen Stellenwert“.