Das deutsche Bildungssystem, die Wirtschaft und die immer weiter steigenden Mietpreise gehörten zu den zentralen Themen der Podiumsdiskussion im Verdener Gymnasium am Wall. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler hatten sich am Montagvormittag in der Aula versammelt, um den Bundestagskandidaten und anderen Vertretern der Parteien zu lauschen.
Im Zuge der am 23. Februar anstehenden Bundestagswahl hatte die Schülervertretung einige Politiker aus dem Wahlkreis Verden-Osterholz eingeladen. Herbert Behrens (Die Linke), Özge Kadah (SPD), Lena Gumnior (Bündnis 90/Die Grünen), Gero Hocker (FDP), Maik Smidt (Bündnis Sahra Wagenknecht) und Andreas Mattfeldt (CDU) waren dieser Einladung gefolgt. Lediglich von Susanne Rosilius (AfD) hatte es eine Absage gegeben.
Verschiedene Meinungen zur Bildungspolitik
"Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um das Bildungssystem zu verbessern?", fragte Tom Preuß aus dem 13. Jahrgang die Politiker. "Das Bildungssystem in Deutschland ist nicht gut", antwortete Herbert Behrens. Die Anerkennung des Abiturs sei nicht in allen Bundesländern gleich, weshalb "am besten ein einheitliches Bildungssystem" hermüsse. Ähnlich sprach sich Andreas Mattfeldt für eine bundesweite Einheitlichkeit der Abiturprüfung aus. Zudem sei Sprache der Schlüssel für die Schul- und Berufslaufbahn, so Mattfeldt über die Sprachförderung in Kitas und Grundschulen. Das Startchancen-Programm weiter zu entwickeln sei wichtig, argumentierte Özge Kadah. Es brauche gut ausgestattete Schulen und Kitas, die "gezielt unterstützt werden müssen." Dazu zähle sie die finanzielle Förderung von Sozialarbeitern und Lernräumen.
Lena Gumnior sei für eine weniger starke Separierung der Schüler nach der Grundschule. "Länger gemeinsam lernen" – davon würden die Schüler profitieren. Diesem Ansatz stimmte auch Maik Smidt zu. Für ihn zählen zudem die Hortbetreuung und Chancengleichheit zu den zentralen Punkten der Bildungspolitik. Unterdessen lehne der BSW-Vertreter eine "Militarisierung der Schulen" ab, die etwa durch Werbung der Bundeswehr erzeugt werde. Eine Separierung der Schüler hinauszuzögern, hält Gero Hocker hingegen für weniger sinnvoll. "Einige Schüler lernen langsamer und andere schneller", betonte der FDP-Kandidat, der nichts davon halte, alle Schüler in einer Schule unterzubringen. Darüber hinaus brauche es eine größere Wertschätzung für alle, die kein Abitur vorweisen können.
Was die Politiker zu den steigenden Mietpreisen sagen
Weiter ging es mit den steigenden Mietpreisen. Nach dem Abitur ziehe es schließlich viele aus dem Elternhaus heraus, führte die Elftklässlerin Rebecca Landwehr in das Thema ein. Die aktuell hohen Mietpreise machen es jungen Erwachsenen dabei nicht leicht. "Wie kann man das lösen?", lautete daher die Frage. "Wohnen birgt für viele ein Armutsrisiko", stimmte Özge Kadah der Problematik zu. Zu den Ansätzen der SPD sagte sie unter anderem, dass der Bund in den sozialen Wohnungsbau investieren müsse.
Maik Smidt und Lena Gumnior sprachen sich jeweils für einen Mietpreisdeckel aus. Zudem müsse man laut der Grünen-Kandidatin die Wohnungslandschaft "verdichten", indem man beispielsweise nicht genutzte Büroräume als Wohnraum zur Verfügung stellt und Baulücken schließt. Herbert Behrens fand: "Es braucht kleinere Wohnungen für ältere Menschen, sodass Häuser für junge Familien frei werden." Gero Hocker und Andreas Mattfeldt waren sich darin einig, dass es mehr Bauland brauche, um mehr Wohnraum zu schaffen.
Vermögenssteuer und Bürgergeld
"Was ist Ihr Ansatz, um soziale Gerechtigkeit zu schaffen?", fragte Tom Preuß abschließend. "Wir sind für eine gerechte Besteuerung", führte Maik Smidt dazu an. Zudem fordere das BSW einen höheren Mindestlohn sowie eine Mindestrente. Auch die SPD sei dafür, dass "Superreiche" mehr Abgaben zahlen müssten. Dem stimmte Linken-Vertreter Herbert Behrens ebenfalls zu: "Milliardäre können ruhig ein Prozent abgeben." Die aktuelle soziale Schieflage sei äußerst problematisch.
Um die Lücke zwischen Arm und Reich zu schließen brauche es eine Umverteilung der Vermögen, so Lena Gumnior. Durch die fehlende Vermögenssteuer "gehen uns Steuereinnahmen in Milliardenhöhe verloren", hob sie hervor. Zudem seien die Grünen für ein faires Erbschaftsrecht, mehr Bafög sowie einen Zuschuss von 1000 Euro für den Führerschein. Laut Gero Hocker sei der Abstand zwischen dem Bürgergeld und der unteren Einkommensschicht zu klein. "Der Anreiz, arbeiten zu gehen, ist zu klein geworden." Auch Andreas Mattfeldt betonte, dass für Geringverdiener mehr netto vom brutto übrig bleiben müsse. "Für die leistungsfähige Mitte muss mehr getan werden."